-Kapitel 57-

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Luna

Die Anspannung ist zum Greifen nahe. Niemand spricht die komische Stille, die sich im Haus der Gibsons ausgebreitet hat, an. Als ich gestern zurück gekommen bin war Cole nicht Zuhause und auch Isabell war angespannt und nicht sehr gesprächig. Sie fragte mich zwar höfflich, wie mein Wochenende war und wie mir die Uni gefallen hat, doch ich merkte ihr direkt an, dass sie mit ihren Gedanken ganz wo anders war.

Den gestrigen Abend verbrachte ich engumschlungen mit Bonny in meinem Bett. Wir schauten uns wieder einen Film an, aber während sie eifrig dabei war jede Szene eindringlich zu schauen, schweiften meine Gedanken immer wieder ab.

Zu meinem Dad, zu Drew und dem allgemeinen Chaos in meinem Leben. Ich schaute nicht mehr auf mein Handy, obwohl ich wusste, dass auf mich Nachrichten von Conner und auch von Meghan warteten. Darum kann ich mich auch noch später kümmern.

Jetzt ist es morgens und um zwölf beginnt die Verhandlung. Als mein Wecker um acht klingelt wache ich mit einem unangenehmen Druck in der Brust auf. Die Frage, ob ich heute endlich meinen Dad in den Arm nehmen kann, treibt mich noch zur purer Verzweiflung. Bevor ich ins Badezimmer marschiere, halte ich vor Coles Tür inne. Sie ist geschlossen, jedoch habe ich gestern nicht mitbekommen, ob er Heim gekommen ist.

Ohne mich zurückhalten zu können, gehe ich auf die Tür zu und öffne sie ganz leise. Die Vorhänge sind zugezogen, aber ich erkenne Cole, wie er im Bett liegt. Meine Hand liegt fest am Türgriff, ich atme tief ein und beobachte bloß seine dunkle Gestalt. Meine Beine weigern sich meinem Verstand nachzugehen, der von mir verlangt einfach ins Badezimmer zu gehen. Doch mein Herz ist anderer Meinung, denn ich brauche meinen alten besten Freund an so einem wichtigen Tag.

Mir entfährt ein Schluchzen, der sich tief aus meiner Kehle hochgegraben hat. Überrascht von mir selbst überquere ich die wenigen Schritte bis zu seinem Bett und steige ohne länger darüber nachzudenken zu ihm unter die Bettdecke. Mein Herz hämmert regelrecht gegen meinen Brustkorb und mein Verstand verlangt von mir auf der Stelle das Zimmer zu verlassen, aber ich höre nicht darauf.

Cole beginnt sich zu bewegen, ich halte die Luft an, kneife die Augen zu und bete, dass er mich nicht rauswirft. Das würde den Tag jetzt schon ruinieren.

»Luna?«, fragt er verschlafen in den Raum und ich schlucke den Kloß in meinem Hals runter. Cole dreht sich in meine Richtung, sein Arm streift meinen, erst dann scheint er sich seinem Verdacht sicher zu sein und schlüpft bis zum anderen Ende des Bettes.

»Was machst du denn hier? Mann, hast du mich erschreckt.« Mir entfährt fast ein Lachen, gemischt mit Tränen. Ich ziehe die Bettdecke über meinen Oberkörper und drehe mich zu ihm. »Ich wollte den Tag nicht allein verbringen. Das mit dem Erschrecken tut mir leid.«

»Komm her.« Im nächsten Moment bahnt er sich den Weg zu mir frei und legt seinen Arm um meine Schulter. Ohne einmal Luft zu holen, kuschle ich mich an seine Achsel und lege meinen einen Arm um seinen Bauch. Ich spüre wie sich seine Bauchdecke hebt und senkt. In meinem Kopf poltern so viele Gedanken, Zweifel und Ungewissheit umher, aber sie werden von Coles Anwesenheit verjagt. Ich fühle mich fast, wie in der Gegenwart von Drew, obwohl zwischen ihnen Welten liegen. Cole ist Teil meiner Familie und Drew? Das muss ich noch herausfinden.

»Es wird heute alles gut gehen«, unterbricht Cole die angenehme Stille zwischen uns. Ich räuspere mich, genieße den Duft, der mich umgibt. Ich schwelge in der Zeit von früher, in der es normal war zusammen mit meinem besten Freund im Bett zu liegen. Früher musste ich nicht vor der Zimmertür inne halten und überlegen, ob ich diesen Schritt wagen soll. Es gehörte zu unserer Routine alles miteinander zu teilen.

»Das können wir nicht wissen. Weder ich oder du.« Ich höre meine eigene Verzweiflung und seufze frustriert aus. »Du hast genug Leid ertragen müssen. Glaub mir, heute wird das sicher enden. Wir haben einen guten Anwalt für deinen Dad und er wird ihn auf Kaution rausboxen. Versprochen.« Im nächsten Moment küsst er meine Stirn und in meinem Magen flattert etwas auf. Obwohl ich hier mit Cole liege und an einem solchen Tag für einige Minuten glücklich bin, frage ich mich, ob Drew zur Verhandlung kommen wird.

-Losing Game-Where stories live. Discover now