-Kapitel 45-

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»Wow. Hier sieht alles genau so aus wie auf den Bildern im Internet.« Luna führt mich über den Ziegelsteinweg durch den Campus. Während sie sich interessiert umsieht, versuche ich den Teufel auf meiner Schulter zu vertreiben, doch der Versuch bleibt zwecklos.

»Ich kann es nicht glauben hier bald zu studieren.« Unsere Hände baumeln zwischen unseren Körpern hin und her, doch es fühlt sich nun weniger befreiend an. Ich belüge sie auf Schritt und Tritt.

Luna scheint zu merken, dass sich meine Laune verändert hat. Sie stellt sich vor mich, um mir den Weg zu versperren. Ich wage es nicht zu ihr runterzusehen, ich kann es nicht. Unsere Hände berühren sich nicht mehr, wodurch eine eisige kälte meinen Körper erklimmt.

»Ist bei dir alles in Ordnung?« Ich nicke verspätet.

»Ich wollte dir noch was sagen, Drew.« Sie spielt unsicher mit ihren Fingern herum, sieht zu Boden und holt dann tief Luft.

»Ich habe dir noch gar nicht für deine Mühe gedankt, weißt du?« Sie sieht zu mir rauf, mein Mund bleibt offen stehen. »Ich war nicht erfreut als du wieder in der Stadt aufgetaucht bist, aber jetzt gerade würde ich mit keinem lieber als mit dir hier sein. Trotz der Geschehnisse vor zwei Jahren.« Sie schluckt und zupft nun unsicher am Saum des Pullovers herum. Meine Wangen werden ganz heiß, da jetzt gerade die perfekte Situation ist, sie zu fragen. Sie würde mir ehrlich antworten, das weiß ich. Trotzdem bringe ich es nicht über mich, weil ich es insgeheim gar nicht wissen will! Ich möchte nicht fragen und hören was für ein Monster ich für sie war und wie sie sich damals gefühlt hat.

»So etwas hat noch niemand für mich getan.« Sie schluckt. Ich verdränge den Schmerz in meiner Brust und schüttle das schlechte Gewissen ab. Darin bin ich inzwischen richtig gut, ich hatte zwei Jahre lange Übung darin. Zärtlich lege ich ihr meine Hand an die Wange und streichle in leichten Kreisbewegungen über ihre honigzarte Haut.

»Gern geschehen, Prinzessin Schreckhaft.« Sie rollt mit den Augen, doch kann sich kein Kichern verkneifen. Behutsam legt sie ihre eine Hand auf meine und schmiegt ihre Wange mehr der Berührung entgegen.

Als würde die Zeit stehen bleiben starren wir uns in die Augen, ohne den Kontakt abzubrechen. Ihre Augen haben viele grüne Sprenkel, die in dem dämmrigen Licht wie goldene Punkte wirken. Ihre Lippen sind leicht geöffnet, sie wirken geradezu einladend. Wie gerne ich mich vorbeugen und sie küssen möchte. Das Verlangen ist übermächtig, es ist beinahe unmöglich sich dagegen zu wehren.

»Lass uns weiter gehen«, bringt sie trocken hervor und sieht zu Boden. Ohne auf mich zu warten, geht sie voraus und folgt dem Weg, neben dem Laternen rechts und links verteilt stehen. Einige grüne Bänke schmücken den breiten Weg und mehrere Gebäude aus Ziegelsteinen sind in der Ferne zu erkennen, doch nachts scheint nicht die perfekte Zeit zu sein alles zu erkunden. Als ich vor einigen Jahren hier war kam mir der Campus kleiner vor als jetzt. Doch das liegt wahrscheinlich an Luna, die alles so ansieht als wäre sie gerade im Paradies. Für sie scheint alles magisch zu sein, sie würde sich vermutlich sogar mit dem Mülleimer fotografieren lassen um den Moment festzuhalten.

Nebeneinander schleichen wir weiter über den Campus, während Luna jede Ecke mit völliger Begeisterung bewundert, gewöhne ich mich an das leere Gefühl ohne ihre Hand in meiner zu laufen. Wir kommen an einem größeren Platz an und ein großer Basketballkorb steht mittig. Neugierig schaue ich mich um und erkenne einen Basketball unter einer Bank lungern. Während Luna weiter läuft und anscheinend gar nicht mitbekommen hat, dass ich einen anderen Weg eingeschlagen habe, ducke ich mich und nehme den Basketball zur Hand.

»Wieso sagst du mir nicht, dass du stehen geblieben bist?« Luna kommt mit ihren Armen vor der Brust verschränkt auf mich zu und mustert skeptisch den Ball in meiner Hand.

-Losing Game-Where stories live. Discover now