-Kapitel 15-

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Mit einem harten Aufprall knalle ich mit dem Rücken gegen das harte Holz. Fluchend reibe ich mir die stelle meines Körpers und stelle erst dann fest, in welcher Situation ich mich befinde.

Es ist stockdunkel, nicht einmal meine eigene Hand könnte ich vor meinem Gesicht wahrnehmen. Mein Puls beschleunigt sich, als ich beginne mit den Händen nach der Tür zu suchen, womit mein Versuch scheitert. Mein Kopf dreht sich ununterbrochen, mein Magen plustert sich auf und ich habe das Gefühl mich in diesem Schrank übergeben zu müssen. Oder hier zu sterben.

Von außen sind schreie zu hören, die nur gedämpft zu mir durchdringen. Als sich etwas vor mir räuspert und ein Bein meines streift ziehe ich scharf die Luft ein und rücke so weit wie es mir möglich ist nach hinten, gegen das Holz.

»Hi«, krächze ich und merke erst dann, wie benommen meine Stimme wirklich klingt. Ohne es verhindern zu können schwankt mein Oberkörper als nach vorne und wieder zurück. Schnell reagiere ich und platziere meine Arme rechts und links von mir gegen das Holz, um so etwas Gleichgewicht gewinnen zu können.

»Ich bin Luna. Luna Moore«, plappere ich viel zu schnell und schlucke, als ich von meinem mysteriösen Gegenüber keine Antwort erhalte. »Ich bin im letzten Jahrgang und eigentlich sieht man mich nie auf solchen Partys. Ich weiß auch nicht recht was mich dazu geritten hat hier überhaupt aufzutauchen, geschweige denn bei diesem blöden Spiel mitzumachen...« Schlagartig stoppe ich, presse meine Hand vor den Mund und bezwecke somit ein wenig nach vorne zu kippen.

»Damit will ich auf keinen Fall behaupten, dass du blöd bist. Wirklich, so etwas würde mir niemals aus dem Mund kommen!« Ich lache theatralisch aus. »Na, schön. Eben ist es mir aus dem Mund gekommen, aber ich habe es definitiv anders gemeint, verstehst du?«

Gott! Wieso habe ich den Wodka pur getrunken? Mal ehrlich, der Typ sollte mir den Mund zukleben und sich nicht diesem Schicksal hingeben.

Ich schrecke zusammen, als der Typ vor mir ein Brummen von sich gibt, welches so rau klingt, dass sich eine tiefe Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitet. Ich habe keine Ahnung mit welcher Gottverdammten Person ich gerade in diesem dunklen Loch gefangen bin, trotzdem jagt mir seine Anwesenheit einen Schauer über den Rücken.

»Da du mir nicht antwortest, nehme ich an, dass du verärgert bist. Glaub mir, lieber würde ich meine Worte rückgängig machen, wenn ich es könnte.« Unbewusst schaukle ich erneut nach vorne und bleibe in dieser Position. Ein warmer Arm streift meinen Oberschenkel, der unbekleidet ist. Durch meine Sitzposition ist mein Kleid nach oben gerutscht. »Ich... Ich... Ich weiß auch nicht.« Hitze schießt durch meinen Körper, mein Unterleib zieht sich zusammen. Als seine raue Hand nun flach auf meinem Knie landet, schnappe ich erschrocken nach Luft und versuche meinen Puls auf ein normales Tempo runterzuschrauben. Der mysteriöse jemand beginnt kleine Kreise auf meine Haut zu zeichnen, dadurch lassen sich all meine Muskeln zusammenfahren.

»Vielleicht bin ich es auch nur nicht mehr gewohnt mit Menschen zu sprechen, die ich nicht kenne. Und du bist höchstwahrscheinlich entweder betrunken oder lebensmüde. Ich habe dir meinen Namen gesagt und wenn du in meine Schule gehst, oder in dieser Stadt lebst kann es gar nicht sein, dass du mich nicht kennst. Oder zumindest meinen Dad. Er sitzt im Gefängnis wegen Mord und obwohl er unschuldig ist, halten ihn alle für schuldig! Ist das zu fassen?« Ich redete so schnell, dass ich mich fast bei jedem zweiten Wort versprochen habe. Mein Kopf rattert zu schnell, ein starkes Pochen wandert meine Stirn entlang und alles was ich sage fühlt sich wie Matsch an.

»Jedenfalls haben sich deswegen alle von mir abgewandt und nur Meghan, Conner, Bonny und Isabell sind mir geblieben. Deswegen kann es sein, dass mir die Beleidigung nur aus Versehen über die Lippen gekommen ist, weil wie gesagt, ich kenne dich nicht. Ehrlich gesagt fühle ich mich etwas unwohl mit einem Fremden hier zu sein und ich hoffe die sieben Minuten sind gleich um...ansonsten können wir beide uns ja einfach vorstellen mit jemand anderen hier zu sitzen«, lalle ich wie am Band und wedle mit meinen Händen wie ein irrer durch die Dunkelheit.

Der Namenlose vor mir lässt seine große Hand weiterhin auf meiner nackten Haut auf und ab wandern, jedoch nur um mein Knie herum. Weder fährt er weiter nach oben, noch kommt er mir näher. Es ist, als würde er sich mein Gebrabbel wirklich anhören wollen. Seine zarte Berührung lässt mich in dem Anschein, dass ihn interessiert was ich zu sagen habe. Obwohl ich größtenteils Müll erzähle und man mich kaum versteht. Jedenfalls scheinen meine rasenden Sätze für mich keinen Sinn zu ergeben.

»Wie gesagt, ich bin es nicht mehr gewohnt unter Leute zu kommen, Mr Namenloser.« Ein kurzes Schnauben hallt durch den dunklen Schrank und wie auf Knopfruck halte ich die Luft ein. Dieses Geräusch kommt mir fremd und vertraut zugleich vor. Erneut zieht sich mein Unterleib zusammen, Hitze schießt in meine Wangen und meine Hand tastet sich nach vorne. Ohne irgendein Ziel im Hinterkopf zu haben, landet meine flache Hand auf der des namenlosen und augenblicklich hört er damit auf, kleine Kreise auf mein Knie zu zeichnen.

»Wovon ich noch nicht berichtet habe, ist, dass Cole Gibson und Drew Hanson wieder zurück in der Stadt sind...«, lalle ich undeutlich und bilde mir ein zu spüren, wie sich die Finger des Namenlosen unter meinen versteifen. Davon lasse ich mich jedoch nicht beirren und führe meine Erzählung fort.

»Sie sind einfach wieder aufgetaucht, niemand wusste davon. Cole taucht einfach bei mir Zuhause auf... okay, eigentlich ist es sein Zuhause. Aber ich hatte keine andere Wahl, ich musste bei den Gibsons einziehen! Ansonsten wäre ich meiner schrecklichen Pflegefamilie nie entkommen und glaub mir, eine Nacht länger hätte ich es nicht ausgehalten! Wo waren wir? Ah, richtig. Genau, Cole taucht einfach wieder in meinem Leben auf und sieht es anscheinend nicht als nötig mit mir zu sprechen. Er behandelte mich wie Luft und wieso? Richtig, ich habe keinen Schimmer wieso. Und Drew? Ehrlich, als ich am Montag gegen seine Brust gestolpert bin konnte ich es nicht realisieren. Ich meine, hallo? Was bildet er sich wieder ein hier aufzutauchen? Als er vor zwei Jahren gegangen war, hätte ich die ersten Monate vermutlich alles getan um ihn zu finden. Er war der Einzige, der mir helfen konnte, der etwas über jene Nacht wusste und vielleicht hatte er auch was damit zu tun, was mit Josh Winter geschah.« Die Worte kommen schneller über meine Zunge, als es mir lieb ist. Schnell beiße ich mir auf die Innenfläche meiner Wange, kneife die Augen zusammen und versuche mich nicht auf das Drehen des Schrankes vor meinem inneren Auge zu konzentrieren. Mir ist so schwindelig, dass ich mich am liebsten hinlegen würde.

»Ups. Eigentlich wollte ich niemanden davon erzählen, keine Ahnung wieso ich Drew schütze. Trotzdem werde ich jetzt kein Sterbenswörtchen mehr von dieser Nacht verlieren! Mist!« Ich schlage mir mit meiner anderen Hand auf die eigene Stirn. »Ich habe es wieder getan! Aber egal, ab jetzt halte ich meinen Mund.« Keine fünf Sekunden später öffnen sich meine Lippen wie von selbst und ich rücke mit meinem Po näher an den Namenlosen heran.

»Aber weißt du was ich nicht verstehe? Okay, ich verstehe eine Menge nicht. Zum Beispiel verstehe ich nicht wie Bluetooth entstanden ist. Ich meine welcher Mensch kam bitte auf die geniale Idee Musik hören zu können, ohne, dass das eigene Handy an den Kopfhörern verbunden ist? Das muss doch ein echtes Genie gewesen sein der so etwas hinbekommen hat! Findest du nicht?«

Keine Antwort, aber ich glaube ein amüsiertes Schmunzeln gehört zu haben.

»So wo war ich?« Frustriert versuche ich mein Gedächtnis anzukurbeln, dann juble ich freudig auf. »Genau, bei Drew. Als ich gegen seine Brust gestolpert bin... Oh stopp. Davor muss ich erst einmal anmerken, wie massiv sein Oberkörper gebaut ist! Wirklich, ich konnte die letzten Tage fast nur daran denken. Wäre er nicht so ein Arschloch, dann hätte ich echt nichts dagegen gehabt ihm sein Shirt vom Kopf zu reißen um zu erfahren wie sein Körper, aka sein Prachtstück, entblößt aussieht. Vielleicht frage ich Alison nachher, anscheinend waren die beiden vorhin auch zusammen hier drinnen. Igitt! Und jetzt sitzen wir hier! Hoffentlich haben sie keine zu Schmutzigen Dinge hier drinnen angestellt. Noch einmal zurück zu Drew. Das komische ist, dass ich mich nicht traue ihm ins Gesicht zu sehen. Irgendwie habe ich Angst was ich vorfinden werde. Entweder reagiere ich gleichgültig darauf, oder ich finde sogar gut was ich sehe! Die dritte Möglichkeit ist, dass sich herausstellt, dass er genau so ist wie ich es mir all die Jahre gedacht habe. Ich kann ihn mittlerweile in fünf Wörtern beschreiben! Drew Hanson ist ein Feigling, ein Lügner, ein Arschloch, vermutlich auch ein Sexgott und...« Bevor ich das letzte Wort sagen, und somit meinen ganzen Frust über ihn rauslassen konnte, greift der Namenlose mühelos nach meiner Hüfte und stemmt mich rittlings auf seinen Schoß.

-Losing Game-Where stories live. Discover now