-Kapitel 50-

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Drew

Die ganzen Stunden in den Luna abwesend war feilte ich an dem Plan, wie ich die Informationen die Cole von mir erwartet aus ihr herausbekomme. Ich habe keine vierundzwanzigstunden mehr um sie auszuquetschen, die Zeit rennt mir davon.

Zwei Stunden saß ich in der Hotellobby, trank alkoholfreie Getränke und ging alle Möglichkeiten durch. Als ich schon meinen Kopf gegen die Wand boxen wollte, kam die Angestellte zu mir, die mich und Luna gestern Mittag ins Hotel eincheckte. Sie legte mir einen Flyer auf den runden, kleinen Tisch und verzog sich mit einem zwinkern. Seufzend hob ich den Flyer auf und ließ ihn zwischen meinen Fingern baumeln.

Auf dem Flyer stand eine Getränkeliste der Bar, die jeden Samstag bis zwei Uhr nachts aufhaben soll. Außerdem wird feierliche Musik versprochen, wie eine kleine Party an einer Hotelbar. Da schossen mir die Erinnerungen an die Back-To-School Party wieder in den Kopf und mir kam die Idee:

Wenn Luna genug zu Trinken bekommt, wird sie singen wie ein Vogel. Mein Plan ist riskant, bösartig und entspricht keinen Sinn für Humor, aber mir bleibt nichts anderes übrig, verdammt! Bis Montag müssen Cole, Jamie und ich wissen, worauf wir uns bei Luna einstellen müssen.

Auf dem Weg zurück ins Hotel meide ich es in Lunas Richtung zu schauen, ich schäme mich viel zu sehr. Anstatt sie ehrlich zu fragen, versuche ich Spielchen zu spielen, wobei mir bewusst ist, dass ich mit dem Feuer spiele. Wir halten diesmal keine Händchen, laufen schweigend nebeneinanderher, ich traue mich nicht einmal zu fragen, wie es heute war.

»Ich habe eben mit Cole telefoniert«, bricht sie unser Schweigen, als wir fast am Eingang des Hotels angelangt sind. Sie hat mit Cole telefoniert? Hat er sie etwa selbst gefragt? In mir brodelt sich eine Schwelle aus Nervosität an, meine Handflächen werden ganz feucht.

»Was hat er erzählt?« Ich schlucke und halte ihr die Tür des Hotels auf, sie schlüpft durch meine Arme.

»Nicht viel. Es war eine spontane Entscheidung gewesen ihn anzurufen, es sollte mich nicht überraschen, dass er schnell auflegen wollte.«

»Er hat es sicherlich nicht böse gemeint.« Luna läuft auf den Aufzug zu und drückt den Knopf. »Da wäre ich mir nicht so sicher.« Bis hoch zu unserem Zimmer verweilen wir erneut in Schweigen.

Luna wirft sich direkt aufs Bett, streckt und wendet sich in alle Richtungen, während ich wie ein Vollidiot daneben stehen bleibe und sie mustere. Sie trägt eine blaue Jeans mit einem dicken Pullover, der lange nicht so riesig ist wie meiner gestern. Sie wirkt wie ein scheues Kätzchen, so süß und unschuldig.

»Wenn du magst, können wir heute Abend runter in die Bar gehen. Ich habe gehört sie setzen jeden Samstag einen DJ ein. So können wir den Tag perfekt ausklingen lassen.« Ich fühle mich bei meinen eigenen Worten so schmutzig. Verlegen kratze ich mich am Hinterkopf, beobachte wie Luna sich langsam in meine Richtung dreht und nun auf dem Rücken liegt. Ihre Lippen öffnen sich leicht, sie scheint darüber nachzudenken. Wie hypnotisiert starre ich auf ihre Lippen, denke an unsere Küsse zurück und räuspere mich schließlich.

Jetzt ist keine Zeit um über die Leidenschaft nachzudenken, die sich zwischen uns aufgebaut hat.

»Klar, können wir machen. Aber zuerst bestellen wir beim Lieferservice.« Sie zückt ihr Handy raus und sucht wahrscheinlich nach einem geeigneten Lieferanten. »Worauf hast du Lust?«

Auf dich.

»Such du aus.«

Eine Stunde später sind wir mit dem Essen fertig, Lunas Wahl fiel auf Sushi. Erst war ich von ihrer Wahl nicht allzu überzeugt, doch das erwies sich als Missverständnis. Luna hatte anscheinend ein Händchen dafür das richtige rauszusuchen. Wie aßen auf dem Bett und sahen dabei eine neue Folge Bachelor, auch das entschied Luna. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden, momentan könnte ich ihr keinen Wunsch ausschlagen. Nicht, wenn ich daran denke, wie ich sie und ihre Fröhlichkeit ausnutzen werde.

»Ich habe gar nichts zum Anziehen.« Luna schleppt sich vom Bett, schaltet den Fernseher ab und entsorgt die Reste unseres Essens im Mülleimer.

»Du kannst auch so gehen. Ich denke nicht, dass es festlich wird.«

»Da hast du wohl recht. Ich springe kurz unter die Dusche.« Luna hüpft grinsend durchs Zimmer, schnappt sich ihre Kulturtasche und verschwindet im Bad. Der Wasserstrahl der Dusche ist zu hören, dann beginnt sie zu summen an. Ich widerstehe dem Verlangen mich vor die Tür zu stellen um ihr zu lauschen. Stattdessen erhebe ich mich und ziehe mir ein schwarzes T-Shirt an. Andauernd versuche ich mir vorzustellen, wie Luna sich gerade ihr Haar ein shampooniert, wie heiße Wassertropfen ihren nackten Körper entlanggleiten und wie sie sich schließlich ins Handtuch wickelt. Mein Schritt wird enger, der Reißverschluss scheint jeden Moment zersprengen zu können.

Zehn Minuten später geht die Tür des Badezimmers auf und eine große Wolke aus heißen Dampf steigt empor. Ich bleibe wie angewurzelt stehen, als Luna nur in einem weißen Handtuch bekleidet ins Zimmer tritt und mich schließlich entdeckt. Sie bleibt beschämend stehen und zupft sich vorne das Handtuch zurecht. Ihre Haare liegen feucht offen, sie schmeicheln ihrer Gesichtsform.

»Sorry«, murmelt sie und steuert auf ihre Tasche zu. »Ich habe was vergessen mitzunehmen.« Sie nimmt gleich die ganze Tasche mit und verschwindet wieder im Badezimmer. Die Tür fällt zu, erst dann zucke ich zusammen und bin wieder bei Verstand. Bevor Luna wieder halbnackt vor mir auftauchen kann, zupfe ich mir den Hosenstahl zurecht und nehme auf der Bettkante Platz.

Fuck, sie bringt mich noch um den Verstand. Würde nicht der Druck auf mir liegen aus ihr die Informationen rauszubekommen, dann hätte ich ihr das verdammte Handtuch schon längst vom Leib gerissen.

In der Zeit, bis Luna endlich fertig ist, hätte ich locker einmal zum Mond reisen können. Eine gefühlte Ewigkeit später fliegt die Tür erneut auf und sie tritt völlig angezogen raus. Sie trägt die gleiche Jeans wie eben, nur das Oberteil ist anders. Sie trägt nun eine babyblaue, bauchfreie Bluse. Ihre Haare hat sie geföhnt, sie liegen offen ihrem Rücken hinunter. Sie hat dezentes Makeup aufgetragen und ihre Lippen wirken voller und samtiger als sonst schon.

»Du siehst großartig aus«, stottere ich benommen und stehe auf. Luna lächelt mich schüchtern an und kommt auf mich zu, dabei lässt sie mich nicht aus den Augen und ich wünsche mir auf der Stelle zu sterben. Ich kann sie nicht so hintergehen, wie Cole es von mir verlangt.

»Danke.«

Direkt vor mir kommt sie zum Stehen, leckt sich spielerisch über die Lippen und greift nach meiner Hand. Ein Kloß hat sich in meinem Hals gebildet, was an meinen schlechten Absichten zu liegen scheint. Stocksteif stehe ich vor sie da und kann mich nicht einmal auf die Wärme konzentrieren, die ihre Finger auf meinen auslösen.

»Ich bin fertig. Wir können runtergehen.« Nickend umfasse ich ihre Hand gröber als sonst und führe sie ohne ein Wort zu sagen nach unten in die Bar. Im Aufzug scheine ich beinahe vollkommen durchzudrehen, die Wände scheinen näher zu kommen. Ich meide Lunas Blick, starre prompt auf die Anzeigetafel und warte, dass sich die Tür endlich bei dem ping öffnet.

Ohne auf Luna zu warten, steige ich aus dem Aufzug und steuere auf die Bar zu, die sich in einem offenen Raum hinter der Rezeption befindet. Die gleiche Frau wie immer steht an der Rezeption und winkt mir leicht zu, doch ich ignoriere es gekonnt. Hat die nie Feierabend? 

-Losing Game-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt