-Kapitel 59-

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Luna

Wie betäubt bleibe ich auf meinem Platz sitzen, obwohl die meisten schon gegangen, oder zumindest aufgestanden sind. Die ganze Zeit starre ich ins nichts, bekomme den Lärm um mich herum kaum mit und gehe im Kopf immer wieder den Satz durch, den der Richter vor zehn Minuten gesagt hat.

»Aus Gründen der Justiz und durch die Entscheidung der Anwälte und der geschworenen wird Richard Moore zur Kaution entlassen. Die Beweise wurden als ungenügend eingestuft.«

Dieser Satz brachte mich aus der Fassung. Während die Leute, die meinen Dad unterstützen freudig aufatmen und sich gegenseitig in den Arm nehmen, bekomme ich es nicht einmal hin meinen Blick in die Richtung meines Dads zu richten. Er saß die ganze Verhandlung über in der Mitte, genau vor den Geschworenen, aber sein Rücken zeigte zu uns. Ich konnte ihm nicht richtig ins Gesicht sehen und als er weggeführt wurde um sich um den ganzen Papierkram zu kümmern und die Kaution einzusehen, richtete ich meinen Blick lieber dem Boden. Ich konnte nichts dafür, in meinem Kopf ist alles nur Matsch.

Ich kann nicht fassen, dass wir es geschafft haben. Das ich meinen Dad zurückhabe. Das kommt mir so unreal vor und viel zu einfach. Das mit den ungenügenden Beweisen wusste die Polizei schon die ganze Zeit. Es ist eine Frechheit, dass sie meinen Dad so lange sitzen lassen haben! Mir wird erst jetzt so richtig bewusst, wie unfair das alles tatsächlich war.

»Luna! Schätzchen! Freust du dich gar nicht?« Ich schrecke zusammen, als mich Isabells kalte Finger an der Schulter berühren. Als ich nicht antworte, lässt sie sich neben mir nieder und streichelt mir über den Rücken.

»Was ist los? Freust du dich nicht, dass dein Dad nun wieder richtig dein Dad sein kann?« Sie lächelt ununterbrochen, mit ihrer Laune der letzten Tage ist diese Isabell gar nicht zu vergleichen.

»Doch«, meine ich zögernd und atme tief ein. Ich würde viel lieber mit Drew, Cole oder meinen Freunden sprechen. Aber Cole bekam die Aufgabe Bonny direkt nach dem Urteil abzuholen und Drew musste, genau wie meine Freunde, direkt nach der Anhörung den Saal verlassen. Nur Familienangehörige dürfen sich noch hier drinnen aufhalten.

»Du wirkst nicht so glücklich.«

»Ich glaube, dass ich es nur noch nicht begreifen kann. Ich habe so oft davon geträumt und jetzt wurde mein Traum wegen eines Satzes wahr. Das Dad wieder mit mir leben wird, mir einen gute Nacht Kuss geben kann und ich ihn in den Arm nehmen kann kommt mir komisch vor. Als wäre es zu gut um wahr zu sein.« Isabell nimmt mich mitfühlend in den Arm und wiegt sich mit mir hin und her, als wäre ich Bonny die sie gerade zum Einschlafen bringen möchte.

»Ich verstehe das, Luna. Dein Dad war ziemlich lange weg, aber jetzt ist der Moment gekommen, an dem du aufatmen kannst und dir eingestehen musst, dass der Alptraum endlich ein Ende hat.« Ich denke über ihre Worte nach und befreie mich dann aus ihrer Umarmung.

»Es war so einfach. Der Anwalt von Dad wusste genau was er zu sagen hat um ihn dort rauszuholen. Der Anwalt der Winters hatte gar keine Chance gegen ihn gehabt.« Isabell nickt zustimmend und fährt mit ihrer Hand über meine Wange. Ihre Finger sind eiskalt.

»Ich habe dir doch gesagt wie gut unser Anwalt ist und du musst mir glauben. Es war nicht einfach ihn anzuheuern. Er hat unser Bankkonto ganz schön ausgelastet, aber das war es wert, oder?«

»Und die Kaution? Das wird bestimmt eine mächtige Summe sein. Wie sollen wir das begleichen können?« Ich seufze auf und schüttle den Kopf. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Wenn der Anwalt schon einen Haufen Geld gekostet hat, was wird dann aus der Kaution? Wenn ich ein Problem gelöst habe, kommt ein neues gleich dazu.

»Darüber musst du dir keine Sorgen machen. Als dein Dad verhaftet wurde, musste er ja euer Haus verkaufen. Vor dem Verkauf überschrieb er mir das Haus. Einen Teil habe ich immer dir ausgezahlt, wie dein Dad es wollte. Doch die ganze andere Summe habe ich auf ein separates Konto verbucht, damit wir es für solche Fälle nutzen können.« Mir fällt ein Stein vom Herzen und diesmal bin ich es, die Isabell umarmt.

-Losing Game-Where stories live. Discover now