-Kapitel 78-

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Drew

Das Haus ist brechend voll, die Leute haben für einen Samstag mitten im Schuljahr viel zu gute Laune. Den ganzen Tag waren Cole, Jamie und ich damit beschäftigt gewesen, das Haus auf Vordermann zu bringen. Jamies Eltern sind übers Wochenende in ein Wellnesshotel gefahren, trotzdem kann ich mir nicht erklären, wieso Jamie gefühlt jedes Wochenende Gäste einladen darf. Das liegt wohl daran, dass seiner Familie drei Häuser gehören und sie ohne Probleme in ein anderes ziehen können. So weit ich weiß besitzen sie sogar ein Ferienhaus in der Schweiz. Es ist erst kurz vor zehn, trotzdem taumeln hier ein Haufen Leute rum. Eine Freundin von Jamie, Jessica, brachte heute Vormittag sogar eine ganze Kiste mit schwarzer Deko vorbei, die wir im Haus verteilt haben. An den Fenstern im Untergeschoß hängen schwarze Girlanden, auf den Theken schwarzes Konfetti. Die Plastikbecher sind dieses Mal nicht rot, sondern pechschwarz. Diese Party spiegelt mein inneres wider, seitdem Luna mich ignoriert. Es ist echt deprimierend und einen Grund zum Feiern habe ich auch nicht. Was zur Hölle habe ich hier verloren?

»Ich geh nach oben und schaue da nach dem Rechten. Tust du mir einen Gefallen und schickst Luna nach oben, wenn sie kommt?« Cole und ich stehen im Wohnzimmer, neben der Terassentür, die nach draußen in den Garten führt. Wir halten beide ein kaltes Bier in der Hand, doch ich habe es noch nicht angerührt. »Geht klar«, antworte ich knapp und lasse meinen Blick gelangweilt durch die Menschenmenge schweifen. Coles Hand landet auf meiner Schulter, wodurch ich gezwungen bin ihm ins Gesicht zu schauen.

»Vielleicht findet ihr beide heute Nacht die Zeit um euch auszusprechen. Einen Versuch ist es wert.« Ich beiße meine Zähne kräftig zusammen um kein Brummen von mir zu geben. Cole und Luna verbringen verdammt viel Zeit zusammen und das freut mich für sie. Trotzdem schaffe ich es nicht mit ihm über sie zu reden, weil er zu direkt an der Quelle sitzt.

»Mal sehen.« Einmal drückt er meine Schulter noch zu, dann macht er einen Abgang.

Zwanzig Minuten später stehe ich im Wohnzimmer neben der Treppe, die nach oben führt. Cole schrieb mir eine Nachricht in der stand, dass ich niemanden mehr nach oben lassen soll. Die Spiele im Schrank beginnen wieder und es sollten nicht zu viele davon erfahren, geschweige denn dazu stoßen. Jamie liegt mit irgendeinem Mädel draußen im Garten auf einer Liege herum, in seinem Mund liegt ein Joint. Er überlässt Cole und mir einfach die ganze Arbeit, wie immer.

Wenn jemand versucht nach oben zu gelangen, weise ich ihnen den Weg in die komplett andere Richtung. An mir kommt keiner vorbei. »Drew!« Ein blondes Mädchen in einem knappen, schwarzen Kleid stolziert mit ihrem Drink auf mich zu. Es ist Alison Jackson, ihre blonde Mähne würde ich überall erkennen. Sie ist im Cheerleader Team und war früher auf jeder Party dabei. Wieso ich das weiß? Weil sie sich auf jeder Party mir an den Hals geworfen hat. Ich rümpfe die Nase, als sie sich vor mich stellt und mich mit ihren fake Wimpern beäugt.

»Alison«, begrüße ich sie kalt. »Es freut mich auch dich wiederzusehen. Ich habe den ganzen Abend schon darauf gewartet dich endlich zu sehen.«

»Und weshalb, wenn ich fragen darf?« Ich ziehe meine Augenbrauen in die Höhe und stemme meine Arme vor der Brust. »Erinnerst du dich nicht an unseren schönen Moment im Schrank? Das sollten wir wiederholen. Findest du nicht?« Ich lecke mir grinsend über die Lippen, dann komme ich ihrem Gesicht näher, bis ich an ihrem Ohr angekommen bin. Ich höre sie atmen. »Ich würde nicht einmal mit dir in den Schrank steigen, wenn du die letzte Frau auf dem Universum wärst.« In diesem Moment fliegt die Eingangstür auf und meine Blicke verfangen sich an dem schönsten Mädchen der Welt. Luna betritt zusammen mit Meghan und Gracie das Haus, sie steht zwischen ihnen. Sie kommen zum Stehen und Schauen sich in aller Ruhe um. Mir fällt beinahe die Kinnlade hinunter, je länger ich Luna beobachte. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll sie anzustarren. Ihre dunklen Haare sind zu Wellen gelegt, die ihr geschmeidig an ihrer Haut liegen. Ihr schwarzes Seidenkleid betont genau die richtigen Stellen, jede ihrer Kurve prägt hervor. Mein Hals wird staubtrocken, als ich kurz an ihrem Dekolletee innehalte. Der Ausschnitt ist ziemlich gewagt, nur dünne Spagettiträger halten das Kleid an ihren Schultern fest. Sie trägt hohe Schuhe, die ihr bis zu den Knien gehen, oh Gott. Allein beim Anblick fange ich an zu schwitzen, der Platz in meiner Hose wird immer enger.

»Wen starrst du so an?« Alison folgt meinen Blicken, doch ich nehme sie gar nicht wahr. Für mich existiert sie gar nicht. Wieder starre ich in Lunas Richtung, dann fängt sie meinen Augenkontakt auf. Ihre Augen weiten sich als sie mich entdeckt, davor muss ich ihr gar nicht aufgefallen sein. Ich bekomme unwillkürlich das Bedürfnis die ersten Knöpfe meines schwarzen Hemdes zu öffnen, dabei sind sie schon auf. Ich habe das Gefühl keinen Sauerstoff zu bekommen. Sie raubt mir regelrecht den Atem.

Zu meiner Überraschung legt sich ein winziges Lächeln auf ihre Lippen. Erst möchte ich mich umdrehen, um mich zu vergewissern, dass es mir galt. Sie lächelt mich an. MICH. Meine Nackenhaare stellen sich auf, ich möchte auf der Stelle zu ihr gehen, sie an mich ziehen und sie küssen.

»Luna Moore.« Alison spiet ihren Namen durch den ganzen Raum. Lunas Blick zückt zu ihr, wobei ihr Lächeln erlöscht. Sie wirkt plötzlich niedergeschlagen, trotzdem kommt sie auf uns zugelaufen. Mit jedem Schritt, mit dem sie sich uns nähert, hämmert mein Puls stärker gegen meinen Brustkorb. Mal im Ernst, wann ist es hier so heiß geworden? Bin ich in einer verfluchten Sauna gelandet, oder so?

»Alison«, bringt Luna kalt hervor. Sie stehen sich nun gegenüber, Luna beachtet mich erneut nicht.

»Ich hätte nicht gedacht dich hier zu sehen. Nicht, nach dem was letztes Mal passiert ist.« Alison kichert kurz, wodurch sich auf Lunas Lippen ein Grinsen bildet. Sie drückt ihren Rücken durch, strafft die Schultern und sieht Alison honigsüß an. »Wenn du denkst, dass ich mich von jemanden wie dir verjagen lasse, muss ich dich enttäuschen. Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich muss Cole finden.«

»Er wartet oben auf dich«, melde ich mich nun zu Wort, auch wenn meine Stimme alles andere als männlich klingt. Luna verdreht mir alle Sinne. Ihre Augen landen auf mir, ich schlucke hart. »Danke, Drew.« Ich ziehe scharf die Luft ein. Wie sie meinen Namen ausspricht, ist nicht von dieser Welt und ich kann mir im Gottesnamen nicht erklären, weshalb dies so ist.

Luna stolziert wie eine Prinzessin an uns vorbei und passiert die Treppen. Als Alison sich an mir vorbeiquetschen möchte und ebenfalls nach oben will, halte ich sie am Handgelenk zurück. »Sorry, aber es soll keiner mehr hoch gehen.« So wütend wie eben ist sie noch nie vor mir weggerannt. Ich muss schnell handeln, also zücke ich mein Handy aus der Hosentasche und schreibe Cole schnell eine Nachricht. Ich kann nur hoffen, dass er sie noch früh genug lesen wird.

Ich brauche deine Hilfe.

Drew. 

-Losing Game-Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu