-Kapitel 75-

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Luna

Der Spielplatz erscheint in meinem Sichtfeld und automatisch suche ich den Platz schon nach Bonny und Cole ab. Nachdem ich noch ein bisschen mit Dad gesprochen habe, entschied ich mich dazu, auch mit Cole zu reden. Er und Bonny waren noch unterwegs und ich verwette meine letzten Nerven darauf, dass die beiden auf Bonnys Lieblings Spielplatz gegangen sind.

Je näher ich dem Spielplatz komme, desto ruhiger werde ich. Ich freue mich Bonny wiederzusehen und kann nur darauf hoffen, dass Cole mit mir sprechen möchte. Das Gespräch mit meinem Dad verlief anders als ich gedacht hatte, aber ich fühle mich befreit. Zwar tappe ich weiterhin im Dunkeln, doch womöglich ist das so am besten. Wenn langsam ruhe und Frieden in meinen Alltag kommt, werde ich mich schon mit dem Gedanken abfinden können.

Ich komme am Zaun des Spielplatzes an und durchquere das offene Tor. Der Spielplatz befindet sich neben einem Park, der nur zehn Minuten von uns entfernt liegt. Bonny liebt den Platz hier, weil viele Kinder in ihrem Alter mit ihren Eltern her zum Spielen kommen. Ich entdecke Bonny und Cole schließlich im Sandkasten und laufe auf sie zu. Als ich an einer Gruppe mit Mommys ankomme, begrüße ich sie kleinlaut. Bonny entdeckt mich als erstes und kommt mit ihren kurzen Beinen auf mich zugelaufen. Ihre Matschhose ist voller Sand, in ihren Händen hält sie eine Plastik Schaufel und einen Eimer.

»Luna!« Ich hebe sie kichernd hoch und küsse ihren Kopf. Der vertraute Duft von Babypuder dringt durch meine Nase, wenn ich könnte, würde ich Bonny eine Stunde lang durchknuddeln.

»Spielst du schön?«, frage ich grinsend und ignoriere den Sand, der nun auch auf meinen Klamotten schmiegt. Bonny nickt eifrig, auf ihren Lippen liegt ein breites Lächeln.

»Schaufel«, ruft sie glücklich und hebt ihre Schaufel, damit ich sie bewundern kann. Kichernd trage ich sie zum Sandkasten zurück und lasse sie dort ab. »Dann spiel mal weiter.« Sie nimmt mich nicht mehr wahr, hockt sich in den Sand und spielt mit einem kleinen Jungen, den wir schon öfter hier begegnet sind. Seine Mom sitzt in der Gruppe der Frauen, die ich vorhin begrüßt habe.

Erst jetzt nehme ich Cole in Betracht, der neben mir auf einem Balken Holz sitzt. Er sieht zu mir rauf, bleibt aber still. Cole trägt einen grauen Kapuzenpullover, eine schwarze Sporthose und hat die Kapuze weit in sein Gesicht gezogen. Seine Mimik ist unlesbar. Er wirkt angespannt mit einer Prise Verzweiflung. Dann sieht er zu Bonny und seine Mimik hellt sich auf. Beinahe schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen, doch ich habe mich schnell im Griff. Ich darf nicht daran denken wie süß die beiden zusammen sind, noch nicht.

»Hey«, begrüße ich ihn mit schwacher Stimme und lasse mich zögernd neben ihm nieder. Unsere Blicke ruhen beide auf Bonny, die ganz munter mit ihrem kleinen Freund spielt.

»Hi.« In meiner Brust bildet sich ein undefinierbarer Knoten, der nicht gelöst werden kann, solange Cole und ich so kühl miteinander umgehen. Als wir uns am Montag im Supermarkt ausgesprochen haben, dachte ich, dass unsere Freundschaft eine zweite Chance hat. Aber ich kann nicht in seinen Kopf schauen, ich weiß nicht, was er denkt.

»Du bist wieder zurück«, stellt er nach einer Pause fest. Er klingt neutral, keine Emotion ist aus seiner Stimme zu deuten. »Ja. Ich hatte genug Zeit zum Nachdenken.« Aus dem Augenwinkel erkenne ich, wie Cole zustimmend mit dem Kopf nickt. Wieder herrscht Funkstille zwischen uns, nur Bonnys Gelächter heitert den Moment auf. Sie spielt mit ihrem Freund und dadurch erinnere ich mich an Cole und mich damals zurück. Bei uns hat es auch bei Null angefangen und im Nu waren wir ein Herz und eine Seele. Ich wünsche Bonny auch so eine tolle Freundschaft, nur ohne die jahrelange Pause wie bei Cole und mir.

»Ich habe mit Dad gesprochen. Er meint ich soll die Vergangenheit ruhen lassen und langsam glaube ich, dass er recht hat. Zwar wird es mir immer weh tun, weniger zu wissen als ihr, aber es ist nicht das wichtigste. Das wichtigste ist, dass wir endlich zu einer Familie werden und den ganzen Schlamassel vergessen.« Mein Hals fühlt sich trocken an, ich widerstehe einem Hustenanfall. Um mich irgendwie zu beschäftigen, spiele ich mit meinen Fingern herum und beiße mir auf die Innenseite meiner Wange.

-Losing Game-Where stories live. Discover now