-Kapitel 33-

696 45 0
                                    

Luna

Im Haus der Gibsons zu leben, wird nach jedem Tag merkwürdiger und aufwühlender. Allein, wenn ich dabei bin die Treppenstufen nach unten zu gehen um zu frühstücken, oder um mir eine Flasche Wasser zu holen, verlangt mir so viele Nerven ab.

Als Cole fort war und ich bei Isabell eingezogen war, empfand ich meine Anwesenheit nie als unerwünscht. Ich half Isabell bei ihrer Schwangerschaft, rief ihr ein Taxi, wenn sie zum Frauenarzt musste, ging für sie Einkaufen, holte ihre Medikamente in der Apotheke ab. Nachdem ich mit meinem gesparten Geld meinen Führerschein machte, fuhr ich mit Bonny zu ihren Arztuntersuchungen, wenn Isabell einen Termin hatte.

Ich fühlte mich in dieser Familie aufgehoben. Bonny ist für mich wie meine leibliche Schwester und Isabell schlüpfte in die Mutterrolle, die ich nie zu spüren bekam. Da meine Mom bei meiner Geburt ums Leben kam, wusste ich nie, wie es ist eine zu haben. Doch dank Isabell durfte ich lernen, wie wunderschön es sein kann einen Menschen zu haben, der einen unterstützt, bedingungslos liebt und hinter einem steht.

Als mein Dad noch jeden Tag bei mir sein konnte übernahm er jede Verantwortung für mich. Er hat jahrelang gebraucht um über den Verlust seiner Frau hinwegzukommen und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mir selbst nicht die Schuld an ihrem Tod gegeben hätte. Immer, wenn ich Dad traurig oder niedergeschlagen gesehen habe, zog ich mich zurück und kämpfte gegen mein schlechtes Gewissen an.

Denn wenn ich nicht geboren wäre, dann würde Natascha noch leben und sie und Dad könnten glücklich bis an ihr natürliches Lebensende leben. Dann lernte er Isabell kennen, da war ich erst zehn. Das war zu der Zeit, als Dad mit mir hier her nach Sunnyvale zog. Davor lebten wir in einem Neben Ort San Franciscos, aber Dad hielt den Schmerz nicht mehr aus. Alles erinnerte ihn an Mom.

An meinem ersten Schultag in der vierten Klasse lernte ich Cole kennen. Er fiel mir direkt auf, aber nicht im guten Sinne. Ehrlich gesagt empfand ich am Anfang unserer Freundschaft eher Hass als Liebe auf ihn. An meinem ersten Schultag war ich so aufgeregt gewesen, da wir zu allem Überfluss mitten im Schuljahr umgezogen waren. Ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen, als Cole mir während meiner ersten Schulstunde mein Mäppchen vom Tisch geklaut hatte. Die Lehrerin bekam dies natürlich nicht mit und gab mir ärger, da ich an meinem ersten Tag nicht gut vorbereitet in den Unterricht kam.

Seitdem ärgerte mich Cole jeden Tag in den Pausen und im Unterricht. Er war mir ein Dorn im Auge und auf diesem Weg lernten sich Isabell und mein Dad kennen. Die kleinen Sticheleien von Cole und mir führten so weit, dass wir zusammen mit unseren Eltern zum Direktor zitiert wurden um unsere Auseinandersetzungen zu begraben. Erst dann erfuhr ich, dass Isabell die Direktorin der Schule war. Das wiederum machte mich noch wütender auf Cole, da er auf der sicheren Seite stehen würde. Wenn sie seine Mom war, dachte ich, dann würde sie sich auf seine Seite stellen und Dad erzählen, dass ich ihren Sohn ärgern würde.

Der Tag endete damit, dass wir zu viert in eine Eisdiele gegangen waren. Dad und Isabell waren sich einig, dass Cole und ich bloß mehr Zeit miteinander verbringen mussten. Für mich war der Tag furchtbar. So furchtbar, dass mir sogar das Eis nicht geschmeckt hat.

Unsere Eltern sollten jedoch recht behalten. Es dauerte eine Weile, aber dann wurden Cole und ich unzertrennlich und dadurch bekamen sich auch Isabell und Dad häufiger zu Gesicht. Es dauerte zwar Jahre, bis sie zusammenkamen, aber es klappte. Wir wurden zu einer Familie. Wir lebten nicht zusammen, aber in unseren Herzen schon.

Dann wurde Dad verhaftet und Isabell erfuhr direkt einige Wochen danach, dass sie schwanger war. Unser aller Leben lief aus allen Fugen. Dad war weg, ich kam die erste Zeit in eine Pflegefamilie und Cole verschwand wie vom Erdboden.

-Losing Game-Where stories live. Discover now