-Kapitel 16-

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Mein Puls ragt gnadenlos in die Höhe, meine Wangen pulsieren vor Hitze und ein Stromschlag wird durch jede Region meines Körpers gejagt. Die Hände des Namenlosen liegen seelenruhig um meinen Rücken, sie ruhen dort auf meiner nackten Haut. Ich nehme seinen Atem wahr, spüre die Windzüge dicht vor meinem Gesicht. Es ist, als würden sie meine Haut streifen können, ohne das wir beide uns auf irgendeine Weise bewegen. Mein Mund ist leicht geöffnet, meine Nasenflügel beben. Innerlich flehe ich mich selbst an die Fassung zu bewahren. Ich sitze auf dem Schoß eines fremden Mannes, trotzdem habe ich das beklemmende Gefühl, dass dieser Mann nicht so fremd zu sein scheint. Ich konzentriere mich auf meine Beine, spüre den Stoff einer Jeans unter mir.

In einer kleinen Bewegung strecke ich meinen rechten Arm nach vorne und berühre wenig später die Brust des Namenlosen. Der Stoff fühlt sich dünn an. Es könnte ein Hemd sein. Mit angehaltenem Atem lasse ich meinen Arm langsam über seinen Oberkörper schweifen, dabei entgeht mir nicht wie der Mann vor mir auch die Luft anhält. Wenn er leise einatmet, hört es sich gequält an.

Ein Stechen geht durch meinen Körper, als ich an seinem Hals angelange und in sanften Bewegungen über seine Haut fahre. An seinem Kinn angekommen halte ich inne. Bartstoppeln liegen unter meinen zittrigen Fingerspitzen und ich male das markante Kinn nach. Mein Atem stockt und ich rücke unwillkürlich ein Stück näher an ihn heran, beuge meinen Kopf vor und versuche seinen Geruch in mir wahrzunehmen.

Meine Atmung beschleunigt sich, als ich meine Hand an sein Haar lege und feststelle, das auch dies übereinstimmt. Mit zittrigen Fingern streichle ich durch das dichte Haar, die ihm tief in der Stirn liegen müssen. Alles passt zusammen und als ihm ein Seufzer entfährt, springe ich hektisch zurück und lande mit meinem Hintern unsanft auf den Dielen des Schrankes.

»Ich muss hier raus«, murmle ich aufgebracht und beginne blind gegen das Holz zu schlagen. »Ich muss raus!«, schreie ich nun mit fester Stimme, doch von außen ist nichts als Gelächter und Gejubel wahrzunehmen.

Etwas ist zu hören, als würde mir jemand näher kommen. Panisch taste ich in alle möglichen Richtungen, schlage mit meiner Faust gegen das Holz. »Lasst mich raus, verdammt!«

Eine Hand streift mein Bein, wodurch ich panisch aufschreie. Mein Körper zittert, meine Fingerspitzen werden eiskalt. Ich fange an mit meinen Beinen um mich zu schlagen und finde so zufällig den Schlüssel von Conner, der noch in meinem BH versteckt war.

Mit harten Stößen ramme ich den ganzen Anhänger seitlich gegen das Holz des Schrankes, atme schmerzlich ein und aus und versuche immer weiter den Schrank zum Einbrechen zu bringen.

»Luna.« Seine warnende Stimme betäubt meine Ohren. Ich erkenne seine Stimme sofort.

»Nein!«, rufe ich verzweifelt und ramme den Schlüssel immer wieder in das Holz, bis endlich ein kleines Stück durchbohrt wird. Ein kleiner Lichtstrahl fällt in das Innere des Schrankes, direkt auf sein Gesicht.

Mir stockt erneut der Atem, als ich den Schlüssel aus meinen Händen fallen lasse und stattdessen in das Gesicht von Drew Hanson starre. Meine Augen verfangen sich unwillkürlich in seinen und ich schluchze schmerzerfüllt auf. Tränen brennen in meinen Augen, ich drücke mir meine Hand auf den Mund und unterdrücke so ein weiteres Schluchzen. Sein Blick ist fest, seine dunklen Pupillen scheinen sich zu weiten und er sieht es nicht als nötig wegzusehen. Er bleibt meinem Augenkontakt stand, genau wie ich.

Ein Kloß macht sich in meinem Hals bemerkbar, Übelkeit bahnt sich den Weg langsam nach oben und die ersten Tränen laufen über meine Wange. Trotzdem weine ich nicht. Tränen strömen mir stumm über das Gesicht, währenddessen ich meinen Blick für keine Sekunde abnehme.

Drew bewegt sich nicht vom Fleck, scheint genau so eingefroren zu sein wie ich. In seinen Augen sehe ich so vieles auf einmal aufblitzen, doch keines dieser Emotionen kann ich benennen. Jene Nacht blitzt vor meinem inneren Auge auf und ohne mich davon abhalten zu können, hole ich aus und verpasse Drew eine Ohrfeige.

Ein tiefes Schluchzen entgleitet mir, meine Hand pulsiert vor Schmerz und ich kann mich nicht mehr zurückhalten. Ich fange an zu weinen, nehme Drew dabei nicht aus den Augen, auch nicht, als er mich mit seiner Hand berühren möchte. »Nicht«, schluchze ich und im nächsten Moment wird die Schranktür aufgezogen. Helles Licht scheint mir entgegen, weswegen sich meine Augen wie von selbst zusammenkneifen.

»Eure sieben Minuten im Himmel sind offiziell seit zehn Minuten vorbei!«, verkündet Turner. Mit wackligen Beinen stolpere ich aus dem Schrank, schlage mich an allen vorbei, die sich um uns aufgestellt haben und stürme zerbrochen aus dem Raum. Hinter mir höre ich Drew nach mir rufen, doch ich drehe mich für keine Sekunde um. 

-Losing Game-Where stories live. Discover now