-Kapitel 67-

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Nachdem ich bereits mehrere Minuten im Auto gesessen habe, wird die Beifahrertür von Cole aufgerissen. Ohne ein Wort zu sagen, steigt er ein und sieht es anscheinend nicht als notwendig sich anzuschnallen. Das sollte er allerdings lieber tun, denn so eine gute Fahrerin bin ich noch nicht, geschweige denn nicht mit der Aufregung.

»Wie viel hast du getrunken?« Ich versuche mich an Smalltalk, während ich den Motor starte und aus der Parklücke fahre. Cole räuspert sich neben mir, ich erkenne aus dem Augenwinkel, wie er einfach nicht ruhig sitzen bleiben kann. »Nicht viel.« Die Bierfahne, die sich in dem Auto ausgebreitet hat, nachdem er eingestiegen war, sagt etwas anderes.

»Okay«, sage ich viel eher zu mir selbst als zu ihm. Für mich ist das Gespräch beendet, wie es scheint hat Cole keine große Lust sich mit mir zu unterhalten. Vielleicht ist es besser so, nur nerven mich Dads Worte ein wenig. Wie soll ich mich mit Cole in Ruhe aussprechen, wenn er immer dicht macht und ich viel zu feige bin um ein offenes Gespräch zu bitten?

»Wo fährst du hin?« Beinahe betätige ich eine Notbremse, da ich nicht damit gerechnet habe, dass Cole nach zehn Minuten unser Schweigen bricht. »Zu dem Laden in den Isabell immer einkauft«, antworte ich etwas unsicher und fahre bei der nächsten Kreuzung rechts in eine Einkaufsstraße. »Nein. Fahr zum Walmart. Ich kenne da jemanden, sie kontrollieren mich nie wegen dem Ausweis.« Cole verschränkt gemütlich seine Arme vor der Brust und starrt unentwegt nach vorne auf die Straße. Ohne ihm zu widersprechen, wende ich das Auto bei der nächsten Möglichkeit und fahre weiter nach Osten.

Nach fünf Minuten kommen wir an und ich parke das Auto in eine freie Lücke. Der Parkplatz ist sehr leergeräumt, nicht viele gehen so spät abends noch einkaufen. Gleichzeitig steigen Cole und ich aus, er macht sich mit eigenartigen Schritten daran uns einen Wagen zu holen. Klar, er hat nicht viel getrunken. Allerdings klingt seine Stimme nicht sehr angetrunken, er kann sein Benehmen gut zügeln. Hat er in den vergangenen Jahren schon so viele Erfahrungen mit Alkohol gemacht, sodass man es ihm gar nicht mehr richtig anmerken kann?

Seufzend schließe ich das Auto ab und folge Cole mit einem äußerst genügenden Abstand in den Walmart. Ohne auf mich zu achten, steuert er geradewegs den Weg zu den Getränken an, ich folge ihm wie ein verstreutes Schoßhündchen. Ich kenne mich in dem Laden nicht aus, mir bleibt keine andere Wahl als ihm hinterher zu dackeln.

Meine Gedanken schweifen unkontrollierbar an früher ab, während ich Coles Rücken beim Gehen beobachte. Ehrlich gesagt verblassen die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit allmählich, das alles kommt mir so lang her vor. Wenn mir jemand früher gesagt hätte, dass Cole und ich irgendwann auseinanderdriften würden, hätte ich bloß gelacht und der Person gesagt, dass dies unmöglich ist. Inzwischen empfinde ich es als unmöglich je wieder mit ihm befreundet zu sein. Dinge ändern sich, Menschen ebenfalls.

Vor der Abteilung mit dem Bier bleibt Cole stehen und auch er wirkt hin und hergerissen, welches wir nehmen sollen. Vielleicht liegt das auch an dem Intus, den er inzwischen haben müsste. Er geht so nah an die Schilder heran, als sei er ein alter Opa, der seine Lesebrille vergessen hat.

»Soll ich dir beim Studieren der Schilder helfen?« Ich trete einen Schritt näher an ihn ran und stemme meine Arme vor die Brust. Meine Laune sinkt immer weiter in den Keller, ich möchte in mein Bett und diesen ganzen Tag ausblenden.

»Geht schon.«

»War ja klar«, raune ich genervt und rolle übertrieben mit den Augen. Da ich keinen Bock mehr habe zu stehen, setze ich mich an den Rand einer Bierkiste, die allein auf dem Boden steht.

»Was war klar?« Cole nimmt mich ins Visier, ich sehe ihm an, dass er schneller beginnt zu Atmen. In mir brodelt sich etwas zusammen, der ganze Mist, den ich mir von ihm gefallen haben musste, kommt an die Oberfläche und droht damit aus mir zu sprudeln.

-Losing Game-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt