-Kapitel 12-

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Ich kenne das Spiel, welches sie eben geschildert hat. Zwar habe ich noch nie dabei zugeschaut, geschweige denn mitgespielt. Aber als ich noch mit Cole befreundet war, habe ich einige beunruhigenden Storys mitbekommen.

»Das klingt interessant«, kommentiert Meghan trocken.

»Oh, ja. Es war eben richtig interessant.« Alisons Stimme schreit nur so nach Trotz. »Ihr hättet eben dabei sein müssen, nicht wahr, Rita?«

»Verdammt, ja!«, schaltet sich nun auch Alisons kleiner Handlanger ein. »Drew Hanson und Alison sind im Schrank gelandet und ich könnte schwören mindestens einmal ein Stöhnen gehört zu haben!«

Ohne zu wissen was passiert spannen sich all meine Muskeln auf einmal an. Der Griff meiner Hand um den Becher wird unbewusst fester, sodass einiges der Flüssigkeit über den Rand läuft und sich zu der klebrigen Masse auf den Boden gesellt. Schnell mache ich einen kleinen Schritt zurück, damit nichts von der Flüssigkeit auf meinem Kleid landet und dabei stoße ich ungeschickt gegen Alison, die immer noch hinter mir steht.

»Pass auf«, raunt sie mir von hinten honigsüß zu. »Mit so einer Reaktion habe ich gerechnet.« Ihr Geflüster trifft mich tief ins Mark und die Härchen auf meinen Armen stellen sich auf. Mit wackligen Beinen wirble ich zu ihr herum, schaue ihr in die Augen und ziehe scharf die Luft ein. In meinem Hals hat sich ein undefinierbarer Kloß gebildet und ohne jegliches Gleichgewicht taumle ich zurück und knalle unsanft mit dem Rücken gegen das Waschbecken.

Meine Gedanken scheinen völlig verstreut zu sein, als hätte ich, seit sein Name gefallen ist keine Macht mehr über meinen eigenen Körper. Drew Hanson hat es erneut geschafft mich zu verunsichern und es macht mich wütend, dass ich so darauf reagiere. Es sollte mir egal sein. Er sollte mir egal sein.

Alison wusste genau was sie da tut. Wie sie mich klein kriegt. Und mir das einzugestehen, tut weh. Noch vor einigen Minuten befand ich mich zwischen vielen Leuten, die mich hassen, die mich verurteilen und es war mir gleichgültig. Und jetzt taucht dieses blonde Miststück auf und versucht mich zu brechen, in dem sie mich an jene Nacht erinnert.

»Dann hoffe ich für dich, dass es sich gelohnt hat«, bringe ich mit schwacher Stimme hervor, hebe meinen Kopf und wage es sie wieder anzusehen. Etwas blitzt in ihr auf, als hätte sie eine andere Reaktion von mir erwartet. Das wiederrum beruhigt mich.

»Das hat es.« Ihre Stimme klingt nun gepresst. Aus dem Augenwinkel erkenne ich noch jemanden die Küche betreten, dann legt sich ein Arm um meine Schulter, wodurch ich sichtlich zusammenzucke.

»Na, Ladys?« Erleichtert stelle ich fest, dass es nur Conner ist und sein Aftershave beruhigt mich komischerweise sehr.

»Hast du mich vermisst, Lu?«, fragt er dicht an mein Ohr, nachdem er festgestellt hat, dass ihm wohl niemand antwortet. Während ich ihm antworte, lasse ich Alison für keine Sekunde aus den Augen. Wenn Blicke töten könnten, würden sie und ich wohl schon seit Minuten bewusstlos am Boden liegen.

»Ja, sehr.« Endlich ringe ich mich dazu woanders hinzuschauen und drehe mich viel lieber zu Conner. Eine Strähne liegt ihm weit in der Stirn, die ich grinsend wegschiebe. Dann trete ich noch näher an ihn heran und merke aus dem Augenwinkel, wie Alison sich versteift.

»Wie viele Drinks hattest du, Mäuschen?«, fragt Conner irritiert und amüsiert zugleich. »Nicht genug.«

»Hey, Luna. Stimmt es eigentlich was man so sagt?«, schaltet Alison sich plötzlich ein, doch ihre Stimme klingt verzerrt, fast schon bebend. Anstatt sie anzusehen, mustere ich Conners Grübchen und die verstreuten Bartstoppeln an seinem Kinn.

»Man sagt doch der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ich meine ja nur... dein Dad trägt ja nicht gerade eine weiße Weste und trotzdem bist du hier und führst dich so auf, als wärst du normal. «

Ohne mich bremsen zu können stürme ich auf Alison zu, meine Hände zu Fäusten geballt, doch ich komme nicht so weit um sie zu berühren. Conner taucht wie auf Kommando auf, drängt sich zwischen uns beide und hält mich zurück.

»Ich mach dich fertig, du Schlampe!«, schreie ich und versuche gegen Conners Brust anzukämpfen, doch er ist zu stark.

»Seht ihr das! Sie droht mir und dass nur wegen einer Bemerkung! Zu was ist sie dann noch fähig?«

»Halt deine Fresse, Alison«, faucht nun auch Conner und hält mich immer noch davon ab Alison an die Gurgel zu springen. »Beruhig dich, Lu. Du siehst heute zu umwerfend aus um dich in eine Schlacht zu werfen.« Conner streichelt mir übers Haar, hebt mein Kinn an und als ich ihm in die Augen sehe fange ich an wieder normal zu atmen. Langsam beruhige ich mich, das aufgekommene Adrenalin in meinem Körper scheint abzuschwellen, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass Alison eine Schlange ist.

»Das war echt daneben von dir.« Meghan tritt neben Conner und mich. »Ach, kommt schon. Ihr beide seid doch nur aus Mitleid mit ihr befreundet. Ohne euch beide hätte sie an der Schule niemanden mehr.« Rita, die neben Alison steht scheint sich unwohl zu fühlen, denn sie sieht neben sich an die leere Decke als würde sie aus Gold bestehen.

»Wenn du dich dadurch besser fühlst, dann denk das ruhig, Alison.« Conner zuckt grinsend mit den Schultern, schlingt einen Arm um meine Taille und wendet uns so herum, dass wir direkt vor Alison stehen. Das Blut in meinen Adern scheint zu brodeln, jeglicher Sauerstoff ist mir aus der Lunge gewichen.

»Du kannst das mit ihr nicht ernst meinen, Conner. Bevor du sie kennengelernt hast, warst du mit jedem Mädchen aus der Schule im Bett und das tust du auch jetzt noch.«

»Komisch.« Conner zieht mich enger an sich heran. »Wie kommt es dann, dass ich noch nicht mit dir im Bett war? Ich glaube dafür ist mir das Sperma zu schade.« Ich muss ein Lachen unterdrücken, genau wie Meghan neben mir. Alisons Gesicht läuft rot an vor Wut, doch sie bleibt ruhig stehen.

»Dann willst du mir sagen, dass du schon mit der im Bett warst?« Alison deutet mit angewiderter Miene auf mich. »Na ja. Luna lag heute mehrere Stunden Chips essend auf meiner Matratze. Den Rest kannst du dir ja selbst in deiner kranken Fantasie ausmalen, Schätzchen.«

Oh Gott.

»Nie im Leben habt ihr beide etwas am Laufen.« Alison sagt das mit so einer festen Stimme, dass ich beinahe eine Gänsehaut bekomme. Im nächsten Moment geht alles viel zu schnell. Conner wirbelt mich in einer Handbewegung an seine Brust, greift an mein Kinn und drückt seine Lippen ohne Vorwarnung auf meine.

Seine Lippen schmecken süß, doch sie richten nichts in meinem Körper an. Keine Schmetterlinge, kein tiefgründiges Verlangen. Mein Herz pocht wie verrückt gegen seine Brust, aber das liegt viel eher an der Tatsache, dass ich viel zu überrumpelt bin um zu verstehen was hier vor sich geht. Mit einem teuflischen Grinsen auf den Lippen löst sich Conner von mir und streichelt mir eine lose Haarsträhne hinters Ohr.

»Rache ist ein Gericht, welches man am besten kalt serviert«, flüstert Conner mir ins Ohr. Betäubt huscht mein Blick für eine Sekunde zur offenen Tür der Küche.

Ich könnte schwören eben jemanden im Türrahmen stehen gesehen zu haben. Mein Puls beschleunigt sich unkontrollierbar, denn mein Bauchgefühl sagt mir es war Hanson. 

-Losing Game-Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora