-Kapitel 51-

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Die Bar ähnelt komischerweise einem schlechten Stripclub. Die Hocker sind knallrot, seitlich stehen noch massig Sitzbänke mit Tischen zur Verfügung, die denselben Farbton annehmen. Der Barkeeper hinter dem Tresen trägt eine rote Fliege, er lächelt uns einladend zu und erwartet, dass wir platz nehmen. Rechts vom Tresen steht ein kleiner DJ- Tisch, doch der ist noch nicht aufgetaucht. Es befinden sich wenige Gäste hier, aber das wird sich im laufe des Abends hoffentlich noch ändern.

»Sollen wir an der Bar sitzen?«, frage ich Luna über die Musik hinweg, die aus den Lautsprechern hallt. Solange der DJ seinen Scheiß noch nicht auflegt, haben sie anscheinend für Ersatz gesorgt. Öde Songs aus dem Radio.

»Gern.« Luna wirkt etwas verschüchtert, eingehen tue ich darauf nicht. Ich setze mich etwa mittig an den Tresen, Luna hüpft neben mir auf den Hocker und stemmt ihre Ellenbogen auf das Holz.

»Was kann ich euch bringen?« Der Barkeeper mit den blonden Locken wie ein Kleinkind und dem viel zu markanten Kinn gesellt sich zu uns und poliert währenddessen ein Sektglas. Mir entgeht rein gar nicht, wie er Luna öfters zulächelt. Öfter als angebracht wäre.

»Für mich ein Vodka-Sour.« Er nickt mir zu.

»Und für Sie?« Der Barkeeper tut nun so, als wäre ich gar nicht in diesem Raum anwesend und mustert Lunas Gesicht als wäre es das eines Engels.

Was sogar stimmt.

»Ehm.« Sie zupft sich nervös an der Jeans herum, ihr Kopf wandert kurz zu mir, doch ich fixiere den Blödmann vor mir. »Ich nehme das gleiche, danke.«

Er nickt ihr freundlich zu und macht sich endlich an seine Arbeit. Angespannt spiele ich mit einem der Zahnstocher herum, die hier überall auf dem Tresen verteilt liegen.

»Ich sollte lieber die Finger von Alkohol lassen«, meint sie kichernd und dreht sich auf dem Hocker zu mir, sodass ihre Knie meine Schenkel berühren. »So ein bisschen schadet keinem.«

Der Barkeeper kommt mit unseren Getränken zurück und stellt sie uns hin. »Wenn ihr noch was wünscht, stehe ich euch zur Verfügung.« Dabei sieht er jedoch nur Luna an. Fast schon grob hebe ich das Glas an und kippe den vollen Inhalt runter. Mit einem lauten Knall stelle ich das Glas wieder auf den Tisch, was Luna zusammenzucken lässt.

»Ich hätte gerne noch so einen Drink. Nur für den Fall, dass du auch mich bedienen wirst und nicht nur sie. Pass auf, dass deine Augen nicht rausfallen.«

»Drew«, widerfährt es Luna geschockt. Augenrollend schiebe ich das Glas in Richtung des Barkeepers und warte darauf, dass er verschwindet.

»Bring ich Ihnen sofort.« Und dann macht er endlich seinen königlichen Abgang.

»Was war das denn?« Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit sehe ich Luna wieder ins Gesicht, doch drohe schon in den ersten Sekunden in ihren Augen zu ertrinken. Sie hat so ein schönes, rundes Gesicht. Röte steigt ihre Wangen hervor, ihre Augen funkeln nur so vor Zorn. Und trotzdem weiß ich, dass sie diese Fassung nicht lange halten wird.

»Was? Ich habe ihn nur darauf aufmerksam gemacht, dass du keine Skulptur in einem fucking Museum bist. So hat er dich jedenfalls angestarrt«, meine ich unberührt und trommle mit meinem Finger am Tresen herum.

»Das bedeutet trotzdem nicht, dass du dich wie ein Arsch benehmen kannst.« Sie setzt sich wieder gerade hin, ihre Knie berühren nicht länger mein Bein. Sie nippt an ihrem Glas, doch ringt sich nicht dazu einen normalen Schluck zu nehmen.

»Ich benehme mich nicht wie ein Arsch.«

»Okay, das reicht.« In einem Schwung hat sich Luna vom Stuhl entfernt, dann schnappt sie sich ihr Glas. Ich sehe sie verständnislos an. »Was soll das werden?«

-Losing Game-Where stories live. Discover now