Prolog

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Blut. Rotes, warmes Blut, das im Licht des Mondes glänzte.

Es floss auf meinen schwarzen Handschuh und ich zog meine Klinge aus dem Hals des Mannes. Sie glitt mühelos heraus, wie aus Butter und ich konnte mich dem zweiten von ihnen zuwenden. Insgesamt waren es drei. Der erste fiel hinter mir auf den Waldboden. Das Geräusch der raschelnden Blätter wurde von seinem blubbernden Röcheln begleitet.

Die andern beiden packten ihre Waffen willkürlich fester und ich sah sie schlucken. Trotzdem war der eine, muskelbepackt und breit wie ein Schrank, dumm genug mich anzugreifen. Fließend und lautlos tauchte ich unter seiner Deckung durch und stieß ihm das Messer in die Brust. Genau dort, wo das Herz war.

Warmes, rotes Blut bedeckte ein zweites Mal meinen Handschuh.

Sicherheitshalber drehte ich das Messer noch in seiner Brust, aber ich sah dem Mann dabei nicht in die weit aufgerissenen Augen. Auch er fiel und offenbarte mir so die Sicht auf den letzten von ihnen. Das Messer in der Hand und den Kopf wie eine Raubkatze gesenkt, bewegte ich mich auf ihn zu. Mein Gesicht war kalt und grausam. Meine Augen tote, graue Abgründe. 
Der dritte hatte genug Hirn, um einen Fluchtversuch zu starten, anstatt sich mir entgegen zu stellen. Trotzdem traf ihn mein Messer im Rücken. Ein schnelles Blitzen in der Nacht und schon segelte er wie ein gefällter Baum zu Boden.

Ich atmete aus und schloss kurz die Augen. Das war alles, was ich mir an Ruhe erlaubte, ehe ich weiter lief. Auf dem Weg zog ich dem dritten das Messer aus dem Hals und steckte es zurück an meinen Gürtel.

Das Blut trocknete bereits auf meinen Handschuhen, als ich auf den nächsten Baum kletterte. Für einen Moment hockte ich in der Baumkrone und horchte auf weitere Verfolger. In der Ferne hörte ich Stimmen, aber zu meinem Glück entfernten sie sich wieder. Meine falsche Fährte führte sie in die entgegengesetzte Richtung. Die drei Toten am Boden hatten mich nur zufällig gesehen. Ein kleiner Patzer, den ich eben geregelt hatte.

Mit kraftvollen Sprüngen und federleichten Landungen bewegte ich mich vom Baum zu Baum fort. Die einzigen Zeugen des Mordes waren die Nacht und der Mond.
Mit ausdruckslosem Gesicht ließ ich die drei Leichen hinter mir und setzte meine Flucht durch den Wald fort.

Die Flucht hatte ich bis zum kleinsten Detail geplant. Ich hatte den Tag ausgewählt, die Stunde, den Moment. Hatte Tage damit verbracht alles zurechtzulegen und beinahe wäre alles durch mein zu langes Zögern gescheitert.

So trug ich eine schwarze Kluft, die sich nicht von der Dunkelheit des Waldes unterschied. Außerdem hatte ich kaum Gepäck bei mir. Die einzigen Waffen waren zwei Messer, mein Schwert und ein kleiner Dolch in meinem schwarzen Lederstiefel. Meine enge Hose war aus einem dehnbaren Stoff gemacht, der anlag wie eine zweite Haut. So behinderte sie mich nicht bei den weiten Sprüngen von Baum zu Baum.
Der einzige Teil von mir, der in der Dunkelheit herausstach, wäre mein weißblondes Haar gewesen, das ich zu einem Zopf gebunden unter der Kapuze versteckte.

Mit wachsamen Sinnen und immer auf weitere Verfolger horchend, rannte ich weiter. Vor den drei Männern hatte ich bereits fünf weitere auf Pferden erledigt. Trotzdem bezweifelte ich nicht, dass er noch mehr schicken würde. Ich war sein Besitz, sein Eigentum.
Seine Waffe.

Der Mond wanderte über den Himmel und inzwischen ging auf der anderen Seite die Sonne auf. Ich hatte noch immer keine Rast eingelegt, aber daran war erstmal auch nicht zu denken. Erst wenn mehrere Tage Abstand zwischen uns waren, würde ich aufatmen können. Naja, falls ich das jemals könnte.

Der Wald endete in einem offenen Feld. Mehrere hundert Meter in der Ferne begann der nächste. Dazwischen lag hohes Gras und ein kleiner Feldweg.
Die Ohren gespitzt und meine Umgebung stets im Blick, glitt ich vom Baum runter und verharrte einen Moment geduckt an seinem Fuß.
Als keine verdächtigen Geräusche zu hören waren, steuerte ich auf das Feld zu. Vorher aber blieb ich an der Grenzmarkierung stehen und richtete meinen dunklen Blick auf die gestapelten Felsen.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now