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Am nächsten Morgen holte ich Drystan wie üblich vor seinem Gemach ab. Obwohl ich noch bis zum frühen Morgengrauen mit Aramis auf der Mauer gestanden hatte, merkte man mir den fehlenden Schlaf nicht an. In der Burg hatte ich nie sonderlich viel geschlafen und tief sowieso nicht.

Als ich mich mit dem Prinzen auf dem Weg zum Thronsaal zum gemeinsamen Frühstück begab, herschte hohe Betriebsamkeit auf den Gängen. Diener und Zofen eilten umher, brachten Deko an, stellten frische Blumen auf oder wischten den Boden. Der Verlobungsball war für morgen Abend angesetzt und jetzt schon wurden die über lange Zeit geplanten Vorbereitungen getroffen.

Drystan musterte die fleißig arbeitenden Zofen und seufzte leise. Während wir an ihnen vorbei gingen, senkten sie den Blick. Mir entgingen jedoch nicht die verstohlenen Blicke.

Zu dem Zeitpunkt, wo wir den Saal erreichten, war das Königspaar und die Prinzessin bereits da. Der König saß wie beim letzten Mal am Kopfende, die Königin rechts, links war ein Stuhl frei gelassen worden für den Kronprinzen und daneben befand sich Prinzessin Chara.

"Guten Morgen, Drystan. Du hast uns warten lassen", begrüßte der König seinen Sohn.

Dieser neigte entschuldigend den Kopf: "Ich bitte um Verzeihung, Vater."

Bevor er sich auf seinen Platz setzte, nahm er jedoch die Hand der Prinzessin und hauchte in Verbindung mit einer Verbeugung einen Kuss auf den Handrücken.

"Seid gegrüßt, Prinzessin. Ihr seht trotz der frühen Morgenstunde erfrischend aus."

Sie lächelte verhalten und neigte ihrerseits den Kopf: "Vielen dank, Eure Hoheit. Ihr ebenfalls."

Sanft ließ er Ihre Hand fallen. "Das ist nett, aber wir beide wissen, dass dem nicht so ist."
Dieses mal war ihr kleines lächeln echt. "Ihr seht möglicherweise etwas verschlafen aus."

Drystan nahm kurz seinen goldenen Reif ab, um sich druch die verwuschelten Locken zu fahren, während er sich auf seinem angestammten Platz fallen ließ.

"Prinzessin Chara, hattet Ihr eine angenehme Nacht?", wandte sich nun die Königin an ihren Gast. Mit steifer Haltung nickte die Prinzessin. "Das Bett war sehr weich uns sehr bequem."

"Nur bisschen viele Kissen?", riet Drytsan neben ihr, woraufhin die Königi ihn verärgert ansah. Chara stimmte jedoch leise lachend zu.
"Ein wenig."

Ich hatte mich inzwischen neben der Leibwächterin von Chara bei den Säulen hinter den zukünftigen Verlobten aufgestellt und verfolgte die Diener, die jetzt mit dem Frühstück heran eilten. Innerhalb von kürzester Zeit wurde ein Buffet auf den Tisch gestellt, das alles besaß, was das Herz begehrte. Rührei, Speck, Aufschnitt, Törtchen, Käse, Weintrauben und mehr.

Das Frühstück begann und ein oberflächliches Gespräch wurde gestartet. Ich hörte mit halben Ohr zu, während meine Augen durch den Saal schweiften. Heute waren viele neue Gesichter bei den Königswächtern dabei. Einige identifizierte ich als die auf dem Kampfplatz beobachteten Rekruten.

Die Prinzessin erzählte von ihrem Heimatland und stellte einige Fragen zum morgigen Ablauf. Ihr Koreeansich war gut, an der einen oder anderen Stelle kam sie ins stottern, aber fand Wege die fehlenden Wörter zu umschreiben. Wenn man sich etwas an ihren weichen Akzent gewöhnt hatte, war sie ohne Probleme zu verstehen.

Nach dem Frühstück verließen uns Drystans Eltern, um an einer weiteren Ratsitzung teilzunehmen. Die Infizierten, die wir auf dem Rückweg vom Fest begegnet waren, boten genügend Debatierstoff. Man diskutierte noch immer über die besten Maßnahmen und die Organsiation der Patrouillen.

Weder die Bürger Koranées noch die Prinzessin wussten von der unmittelbaren Bedrohung. Man wollte schlichtweg keine Panik versursachen, was jetzt zur Zeiten des Krieges verheerend sein könnte.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now