44

3.3K 325 36
                                    

Alle Augen waren auf Alaric gerichtet, der sich nervös räusperte und den Arm mit der Phiole wieder runter nahm. Ich verfolgte das Fläschchen nachdenklich mit meinen Augen. Was könnte er gefunden haben, was mir gefährlich werden könnte?

Kurz checkte ich Visha neben und die Gardisten hinter mir. Meine Hand blieb am Schwert, als ich mich mit neutraler Miene dem Heiler zuwandte.

Drystan dagegen hatte sich auf seinem Thron vorgebeugt. Sein Blick zuckte hektisch zwischen der Phiole und mir hin und her.
Seine Eltern dagegen warteten kühl ab, was Alaric zu sagen hatte.

„Nun. Nach Lady Nemesis' erstaunlich schneller Genesung habe ich eine Probe ihres Blutes genommen und es zusammen mit dem schwarzen Blut des Infizierten untersucht, das man mir mal gebracht hatte. Das gleiche hatte ich auch bei Lady Yvaine gemacht."
Er schluckte und ich griff mein Schwert fester.
„Nemesis' Blut hat das Blut des Infizierten zerstört. Das ist alles, was übrig geblieben ist."
Demonstrierend hob er erneut die Phiole mit der durchsichtigen Flüssigkeit.
„Es scheint, dass sie immun gegen die Infektion ist."

Jetzt richteten sich alle Augen auf mich und meine Muskeln spannten sich an.

Stillschweigend analysierte ich die Gesichter. Visha mit zusammengekniffen Augen und berechnenden Blick, Drystan geschockt, das Königspaar durchbohrte mich regelrecht mit ihren Augen.
Unbemerkt beruhigte ich meine Atmung und versetzte mich in einen Zustand erhöhter Wachsamkeit und Konzentration, in dem ich auch beim Kämpfen verfiel.

„Seid Ihr sicher, Alaric?", fragte ich emotionslos nach. Scheinbar nicht aus der Ruhe zu bringen.

Der Heiler nickte ernst und wandte sich ganz mir zu. „Ihr müsst schonmal mit einem Infizierten in Kontakt getreten sein, anders hättet Ihr keine Abwehr aufbauen können. Wie ich bereits vorher untersucht habe, ist es eine nicht auf der Erde zu findende Sunstanz, die wir als ihr Blut kennen."

„Lady Nemesis, ich frage Euch jetzt, hattet Ihr Kontakt mit einem Infizierten, bevor wir sie hier in Koranée bemerkt haben?", die Stimme des Königs war schneidend.
Nach langem Schweigen nickte ich kaum merklich, aber sagte fest: „Ja, Eure Majestät."
„Habt Ihr uns bewusst Wissen verschwiegen?"
„Ja, Eure Majestät."

Drystan starrte mich fassungslos an und sah zwischen seinem Vater und mir hin und her.

„Dann sagt uns, was ihr wisst!", donnerte der König, „Wie seid ihr immun geworden? Wie können wir es bekämpfen?"
Ohne mit der Wimper zu zucken, schüttelte ich den Kopf.
„Nein."

Nein", wiederholte die Königin fassungslos und richtete sich auf ihren Stuhl auf, „Ihr steht vor Eurem König!"
Mein Blick schellte ungerührt zu ihr.
„Er ist nicht mein König. Weder er, noch sonst irgendwer."
Bevor sie etwas sagen konnte, fiel ich ihr ins Wort:
„Ich werde keine Fragen beantworten. Weder zu den Infizierten, noch zu mir. Wegen den Bedingungen für die Stelle als Leibwächterin ist das mein Recht."

Bei den Worten verzog Drystan missmutig die Lippen, aber seine Mutter wedelte mit der Hand.
„Diese Bedingung ist nichtig, wenn Ihr Eure Stelle verliert!"
Die Drohung prallte wirkungslos an mir ab.

Visha neben mir änderte die Position und hatte nun ihrerseits die Hand auf der Waffe. Den Blick erkennend auf mich gerichtet, kam sie langsam näher.

„Die Infizierte, die wir im Wald gefunden haben muss eine der ersten gewesen sein. Sonst hätte wir das früher bemerkt. Aber wann hätte Nemesis Kontakt mit einem Infizierten haben können?"
Als mir klar wurde, wohin ihr Gedankengang führte, ging ich bereits in Kampfstellung, aber mein Schwert hatte ich noch nicht gezogen.

Nemesis - Blut und Schwerter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt