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Das einzige Licht boten die Flammen im Saal, die mitsamt Rauch den Gestank vom verbrannten Fleisch verbreiteten. Dazu gesellte sich der wiederliche Geruch der Infizierten, die sich lauernd hinter Renalds versammelt hatten. Es waren auschließlich Koranéeaner, nur in unterschiedlichen Stufen der Seuche. Einige frisch verwandelt, andere schon halb von der Krankheit zerfressen.
Renalds stand lässig in seiner schwarzen Rüstung vor ihnen. Die Fackeln reflektierten sich in dem polierten Eisen und brachte die Spitzen an den Schultern bedrohlich zum funkeln.

Drystans Atem neben mir ging schnell und in meinem Kampfzustand mit geschärften Sinnen hörte ich sein donnerndes Herz. Fast schon roch ich seine Angst.
Virginia stand entschlossen daneben und versuchte Renalds einzuschätzen.
Chara zeigte ihre Angst nicht, sondern richtete ihre dunklen Augen unverwandt auf den Leymalier in der Mitte des Saal. Ihre Ringe hielt sie fest in der Hand und im Flackern des Feuers glänzte Blut an der Klinge.

„Die Situation ist wie folgt: Infizierte befinden sich im gesamten Schloss und mit jeder Minute sterben mehr von euren Leuten. Ein paar sind schon mutiert und unterstützen unsere Aktion hier."
Vage machte er eine Geste zu den Infizierten hinter sich.
„Sobald der Prinz und die Prinzessin mit uns kommen, ziehen wir sie alle ab."

„Und was, wenn sie nicht mitkommen?", zischte Virginia.
Darauf zuckte Renalds lediglich die Schultern.
„Dann holen wir sie uns."

Prinzessin Chara war blass und drehte sich zu Drystan. Gleichzeitig sah auch er sie hilflos an.
„Wir können die ganzen unschuldigen nicht sterben lassen", flüsterte die Prinzessin, „Ich lasse Unschuldige nicht für mich bluten."
Drystan stimmte ihr leise zu.

„Wenn ihr beide jetzt mit ihm geht, dann ist der Krieg vorbei, bevor er angefangen hat. Allstair wird das Land überrennen so lange seine beiden gegnerischen Länder geschwächt sind. Er hätte das ultimative Druckmittel."
Die beiden sahen mich an, aber sie wussten das schon längst. Also versuchte ich es anders:
„Der König will euch aus irgendeinem Grund nicht töten, aber glaubt mir: das ist schlimmer."

Charas Augen verrenkten sich bei meinem sicheren Ton.
„Ihr scheint über die Pläne von König Allstair gut im Bilde zu sein."
Virginia löste kurz ihren Blick von Renalds, um ihn auf mich zu richten.
„Ihr wusstet auch von der Verschwörung und seid hierher gekommen", ergänzte der Prinz leise und ohne mich dabei anzusehen, „Habt Ihr es wirklich aufgeschnappt oder habt Ihr schon vorher davon gewusst?"

Ohne mit der Wimper zu zucken sah ich ihnen nacheinander fest ins Gesicht.
„Ich wusste erst von alldem, als es zu spät war. Dass ich hier bin, ist nur wegen Drystan."

Da lachte Renalds schallend auf.
„Du?" Er tat als müsste er sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischen. „Du Monster kommst zurück für einen Prinzen? Wie erbärmlich!"

Mein Kiefer mahlte, aber ich bot ihm keine Reaktion.

„Allstairs Hure ist weich geworden, ich glaub's nicht."
„Keine Sorge, aufs Töten verstehe ich mich so gut wie vorher", sagte ich frostig, „Ihr habt Glück, dass Eure Magie Euch schützt. Ohne sie, würdet Ihr Euch mir nicht so gewagt entgegen stellen."

Die anderen verfolgten stirnrunzelnd unsere Konversation.

„Du magst unbeeindruckt tun," Renalds trat einen Schritt vor und bohrte seine grünen Augen in meine. Unweigerlich musste ich daran denken, wie sie mich in jener Nacht hungrig verschlungen hatten.
„Aber ich wette, das viele Blut reißt dich nachts aus dem Schlaf."
Ich reckte das Kinn und schwieg.

Für einen Moment hielte er meinen Blick fest, dann sah er wieder zu den anderen.
„Haben sich die Hoheiten entschieden?"

„Ihr bringt und zu Allstair und dann?", wollte Chara mit fester Miene wissen.
Renalds zuckte grinsend die Schultern und wartete.

Nemesis - Blut und Schwerter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt