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Schweigend beobachtete ich den Prinzen wie er gegen Aramis kämpfte. Ihr Kampfstil war sich recht ähnlich. Beide analysierten den Gegener und setzten eher auf Geschick, als auf Kraft. Der entscheidende Punkt war der, das Aramis wartete.
Er wartete auf Drystan, dass dieser einen Fehler machte oder ihm eine gute Gelegenheit bot.
Drystan selbst dagegen schien immer unruhiger zu werden, je länger der Kampf dauerte.

„Drystan schlägt sich ganz gut, oder?", sagte Martell neben mir. Er hielt ein wenig Abstand. Seine vorherige Niederlagen hatte mir eine Portion Respekt eingebracht.
Ich legte den Kopf leicht schief. „Seine Technik ist gut, aber er ist ungeduldig."
Das Grinsen war in Martells Stimme zu hören, auch wenn ich ihn nicht ansah.
„Das ist Drystan in vielen Dingen. Aber allen voran ist er ungeduldig mit sich selbst."

Darauf erwiderte ich nichts mehr denn der Prinz preschte gerade mit einem gewagten Manöver vor. Dadurch ließ er seine Deckung komplett fahren, sodass Aramis ausweichen und ihm zu Boden stoßen konnte, um dann das Schwert auf ihn zu richten. Drystan hatte verloren.

Er ließ sich noch von Aramis hoch helfen, aber dann steckte er das Schwert etwas zu fest in die Schneide. Das war das Einzige, das seinen Ärger zum Ausdruck brachte, sonst versuchte er seine Mimik ruhig zu halten.

Drytsan kam wieder zu uns rüber, genauso wie Aramis. Der Gardist schien zufrieden mit seinem errungenen Sieg.

Martell öffnete den Mund, aber der Prinz fiel ihm ins Wort. „Geduldig sein, ich weiß."

Der Prinz war etwas außer Atem und die warme Frühlingssonne tat ihr übliches. Er knöpfe sein Hemd weiter auf und nahm ein Schluck Wasser aus dem Beutel, den Martell ihm reichte.

Als er mehrere Schlucke genommen hatte,  wischte er sich mit den Handrücken über den Mund und fragte:
„Wer will als Nächstes?"

Ich ahnte schon, dass der nächste Kampf so enden würde, wie der hier. Aber ich hielt meinen Mund und sagte nichts dazu.

Stattdessen war es Aramis, der es aussprach.
„Du solltest es für heute sein lassen."
Zu meiner Überraschung reagierte Drytsan nicht genervt auf diese direkte Aussage, sondern nickte ergeben.
„Du hast recht. Es würde immer gleich ausgehen."
Er seufzte, nahm noch einen Schluck Wasser und bewegte sich zu der Pfeil und Bogen Station.

Aramis und Martell blieben zurück, während ich dem Prinzen folgte. Pfeil und Bogen standen auf einem Tisch bereit und der Prinz griff danach. Mit geübten Bewegungen warf er sich den Köcher über die Schultern und spannte den Bogen. Die Gardisten machten wortlos Platz für den Prinzen, sodass eine Zielscheibe frei wurde.

Fließend schoss er drei Pfeile nacheinander ab. Das mit eine Präzision, die mich überraschte.
Drei Pfeile und sie trafen alle die rot bemalte Mitte.

Er ließ den Bogen sinken. Jetzt schien er etwas besänftigt.

Also wandte er sich mir zu und hielt mir den Bogen hin.
„Jetzt du."
Ich machte keine Anstalten mich zu bewegen, sondern zog nur eine Augenbraue hoch.
Er verdrehte die Augen. „Ich weiß, dass du das sehr wahrscheinlich auch kannst, aber ich bin neugierig."

Nach einem Moment des Schweigens nahm ich den Bogen und zog eine Pfeil aus den Köcher, den der Prinz noch immer über die Schulter trug.
„Du hast recht. Ich kann das auch."

Ebenso fließend wie er legte ich den Bogen an, spannte die Sehne, zielte und schoss den Pfeil ab. Der Pfeil spaltete den des Prinzen in der Mitte und bohrte sich dahinter genau in das Zentrum der roten Fläche.

Ich hielt den Prinzen den Bogen hin, aber dieser starrte noch auf meinen Pfeil.

„Eure Hoheit!"
Ich stellte  Köcher und Bogen an dem Tisch ab und wandte mich ebenso wie der Prinz zu der Stimme um.

Nemesis - Blut und Schwerter On viuen les histories. Descobreix ara