66

2.8K 280 37
                                    

Drystan
Nemesis ließ sich neben Chara unweit von mir auf die Knie fallen und musterte die tiefen Krallenspuren, die einmal quer über den Rücken der Prinzessin verliefen.
Blut floss rot über Charas Rücken und färbten das hellblaue Kleid, das man ihr gegeben hatte, rot.
Aber die Wunde war noch das geringste Übel.

Virginia unter ihr hatte noch immer mit Tränen in den Augen die Hände an Charas Gesicht gelegt.
„Was machst du denn?", flüsterte sie mit leichter Panik, als die Prinhessin vor Schmerz das Gesicht verzog und zu Schreien begann, „Es ist doch meine Aufgabe dich zu beschützen und nicht andersrum."

Über ihr konnte sich die Prinzessin nicht mehr stützen und brach über ihrer Freundin zusammen. Wieder schrie sie auf, was mich zusammenzucken ließ, während die gleiche Panik durch mich hindurchschoss, die auch in Virginias Zügen deutlich zu sehen war.

Nur Nemesis war die Ruhe selbst, als sie schnell die Lage erfasste, einschätzte und ohne weitere Vorwarnung handelte.

„Halt sie mal kurz hoch", forderte sie Virginia kurz auf, während meine ehemalige Leibwächterin ihren roten Rock unten halb ab riss. Obwohl, schneiden traf es eher. Erst später bemerke ich die schimmernde Klinge in ihrer Hand, die danach sofort wieder verschwand.
Als die Delererin tat wie geheißen, wickelte sie den Stoff fest um Charas Oberkörper. Diese stöhnte erneut.
„Es tut so weh. Macht es weg! Macht dieses Brennen weg!", flehte die Prinzessin weinend.

Mit gequälten Ausdruck ließ Virginia ihre Freundin wieder auf sich sinken, bettete Charas Kopf auf ihrer Brust und murmelte beruhigend: „Halt noch ein bisschen durch."
Chara wand sich vor Schmerz und Virginia hielt sie so gut es ging fest.
„Alles wird gut. Wir schaffen das."

Die Worte wurden fast von einem verzweifelten Schluchzen erstickt, aber dann richtete die Leibwächterin einen glühenden Blick auf Nemesis.
„Tut was. Verwendet Eure Magie."

Diese blinzelte, zeigte aber sonst keinerlei Regung. Nicht mal, als Chara danach voller Pein aufschrie und ich kurz die Auen schließen musste.
Ich verbot mit weiter zu denken, als die Tatsache, dass sie wahnsinnige Schmerzen hatte.

Nemesis sagte ruhig: „Ich kann nichts tun."
Bei ihrer Gleichgültigkeit schoss die Wut heiß in meinen Bauch.
„Ihr habt eine Spritze dieses schwarzen Blutes überlebt, eine voll besetzte Burg niedergemetzelt und das nur innerhalb von Minuten", zischte Virginia, „Euch macht die Infektion nichts aus also helft ihr."

Virginia sah so aus, als wäre sie drauf und dran sich auf Nemesis zu stürzen. Ihr Körper zitterte sogar, aber die leidende Chara in ihrem Arm hielt sie davon ab.

Eine Weile schwieg Nemesis, aber dann schüttelte sie den Kopf.
„Es gibt nichts, was ich tun kann. Meine Immunität ist durch jahrelanges Training, Auseinandersetzung mit Schmerz und verdünnte Spritzen dieses Blutes entstanden. Es war ein langer, qualvoller Prozess, den ich niemanden zumuten will."
Ich bildete mir ein, dass ein Kiefermuskeln zuckte, aber abgesehen davon, blieb sie sachlich. Als rührten sie die schmerzerfüllten Schreie gar nicht.
Als kümmerte es sie nicht, was aus Chara wurde.

Bei ihrer Gelassenheit sah ich rot und stürzte mich auf sie.
Zwar hätte sie mit Sicherheit reagieren können, aber sie ließ sich von mir an den Armen zu Boden drücken.
„Ist es dir denn völlig egal?", schrie ich aufgebracht, „Bedeutet Chara dir gar nichts?"

Unter mir hatte sich ihr Zopf gelöst und das Haar fächerte sich weiß um ihren Kopf herum. Blut war über ihr Gesicht gespritzt. Generell haftete es überall an ihr, aber auf groteske Art betonte es ihren hellen Teint und die eindringlichen, grauen Augen.
Welche so vieles, so früh mitangesehen hatten. Welche hart waren wie Stahl und meinen Funken sprühenden Blick unnachgiebig erwiderten.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now