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Mit wachsamen Blick eilte ich durch die Straßen von Traddis. Dabei vermied ich die belebteren Straßen und steuerte mit einigen Umwegen auf das Tor zu. Am besten ich verließ die Stadt, bevor sie die Tore verriegelt oder überall Wachen aufgestellt hatten.

Ich bezweifelte, dass Wachen mich aufhalten könnten, sie würden mich lediglich verlangsamen, aber das würde unschön werden und das wollte ich vermeiden.

Sollte mir doch ein Bewohner entgegen kommen, starrte er unsicher auf meine schwarze Ledermontur. Spätestens bei meinem warnenden Blick beschleunigte er seine Schritte und machte, dass er davon kam.

Kurz vor den Toren konnte ich die breite, belebte Hauptstraße jedoch nich vermeiden. Sie war gut gefüllt mit den gewöhnlichen Kaufleuten, die ein und aus pendelten, aber heute kamen die Akrobaten und Künstler für den Verlobungsball und verstopften die Tore.

Grimmig verfolgte ich einen Karawanenwagem, der gerade von zwei Wächtern durchsucht wurde. Einer von ihnen stand draußen vor der hochgeholten Plane, während der zweite drinnen die Kisten mit Kostümen, Schminke und Requisiten durchsuchte.
Die Künstler selber, zehn an der Zahl, standen wartend vor dem Eingang und lugten bereits neugierig zur Stadt.
Dicht an die Mauer einer dunklen Seitenstraße gedrückt, konnte ich durch das Tor noch weitere Artisten erkennen, die vor den Mauern mit ihren Wagen warteten.

Nachdenklich ließ ich meinen Blick weiter gleiten. Die Mauern waren zu hoch um sie schnell hochzuklettern und zu verschwinden, bevor man mich angreifen konnte. Der Weg hinaus war durch die Wagen blockiert. Ich könnte trotzdem versuchen noch rauszukommen, aber der Raum war eng und die Tiere konnten scheuen.
Andererseits könnte ich mir auch genau das zum Vorteil machen. Das war also Plan B.

Plan A war, dass ich einfach darum bat, durchgelassen zu werden. Wenn ich Glück hatte, kannten die Wachen mich und hatten noch nichts von meiner Flucht gehört.

Erhoben Hauptes trat ich auf die belebte Straße hinaus und bahnte mir meinen Weg durch die Zivilisten verschiedener Ringe, die in alle möglichen Richtungen strömten. Zielstrebig hielt ich auf die Wächter zu, mit dem Plan mich einfach vorzudrängeln, da hörte ich das schnelle Schlagen von Hufen auf Pflastersteinen. Ebenso wie die restliche Bürger musste ich eilig zur Seite springen, sonst wäre ich von den Pferden der fünf Königswächtern überrannt worden, die wiehernd vor dem Tor stehen blieben.

Ein Mann in blauer Uniform beugte sich auf dem Pferd zu einem der Wächter runter.
„Leibwächterin Nemesis Warleigh ist eine Verräterin und wird gesucht. Lasst sie das Tor nicht passieren."
Die beiden am Tor salutierten. „Jawohl."

Fluchend wandte ich mich um und versuchte schnell zu verschwinden, aber einer der Königswächter auf den Pferden entdeckte mich.
„Da ist sie!", er deutete mir dem Finger auf mich und alle Köpfe fuhren zu mir herum. Einige Zivilisten und die Artisten sahen ebenfalls neugierig in die Richtung, in die der Wächter deutete.
Nicht länger in dem Versuch unauffällig zu sein, sprintete ich los.

„Verfolgte sie!"
Hufgetrappel hinter mir und die Wächter nahmen die Verfolgung auf. Unsanft schubste ich alle auf meinem Weg zu Seite. Schimpfen verfolge mich und kurz darauf Geschrei, als die Menschen vor den Pferden auseinander wichen.

Ich mochte schnell sein, aber die Pferde waren schneller, sodass der erste Wächter an mir vorbei galoppierte und mir den Weg abschnitt.
„Im Namen des Königs, bleibt stehen!"

Ohne das Tempo zu drosseln rutschte ich unter dem Pferd durch und schnitt mit einem Messer aus meinem Gürtel in der Bewegung den Gürtel des Sattels durch.
Als ich hinter dem Pferd wieder auftauchte, rutschte der Gardist beim Wenden mit einem überraschten Laut von seinem Tier.

Nemesis - Blut und Schwerter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt