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Alle Sinne geschärft führte ich uns langsam durch den Wald. Es war später Abend, im Wald schwand das Licht bereits.
Nervigerweise trampelte Drystan über den Waldboden wie ein verdammtes Nilpferd.

Mit zusammen gebissenen Zähnen zischte ich ihm über die Schulter zu: „Geht es auch leiser?"
Er blieb stehen, um mich anzufunkeln.
„Nicht alle von uns sind ausgebildete Asassinen."

Ich wollte, was erwidern, aber da regte sich was im Gebüsch.
„Runter!"
Ich packte den Prinzen an der Schulter und riss ihn unsanft mit mir zu Boden. Virginia war geistesgegenwärtig genug, um es mit ihrer Prinzessin gleich zu tun.

Ein Infizierter tauchte mehrer Meter von uns entfernt auf. Steif bewegte er sich über den Waldboden, doch plötzlich hielt er inne und schnupperte.

Ein Fluch auf den Lippen drückte ich Drystan noch weiter in den Boden und hoffte, dass Virginia und Chara das gleiche taten.

Der Infizierte blieb eine angespannte Minute lang stehen, ging dann aber weiter.
Drystan wollte sich erleichtert aufrichten, aber ich riss ihn zurück.
„Warte", flüsterte ich.

Erst nachdem der Infizierte ganz sicher außer Reichweite war, rappelte ich mich hoch und klopfte mir die Erde von meinem schwarzen Hosenanzug.

„Wie konnten sie während des Balls so schnell in das Schloss eindringen?", wunderte sich Virginia mit gedämpfter Stimme.
Während wir uns vorsichtig weiter schlichen, warf ich Drystan einen bedeutungsvollen Blick zu.
„Durch die Geheimgänge."
Der Prinz runzelte alarmiert die Stirn. „Woher sollten sie die kennen?"
„Einer von deinen Freunden hat es verraten", sagte ich nüchtern und sah wieder nach vorne, „Sonst wusste ja keiner von den Tunneln oder?"
Mit dunklem Blick schüttelte er den Kopf. „Nein..."
Nach einigen Sekunden hob er den Kopf.
„Aber weder Martell, Aramis noch Phyrros würden mich dermaßen verraten."

Ich horchte auf.
„Phyrros kennt den Gang?"

Während wir redeten verfolgten Chara und Virginia unser Gespräch. Ob sie von dem Gang erfuhren, spielte keine Rolle.

„Ja. Er ist mein bester Freund und teilweise sind wir zusammen aufgewachsen. Wir haben uns zusammen in die Gänge zurückgezogen."
Als ich ihn ansah, wurde seine Miene hart.
„Er hat mich nicht verraten."
Schulterzuckend beschloss ich zu schwiegen. Wir hatten anderen Themen, um die wir uns kümmern mussten.

Sie näherten sich lautlos, sodass selbst ich sie zu spät bemerkte. Doch plötzlich brachen zwei Infizierte aus dem Gebüsch vor uns und packten Virginia am Arm. Sie schrie auf, wollte das Messer ziehen, das ich ihr gegeben hatte, aber der zweite schlug es ihr aus der Hand.

Ich dagegen hatte mein Schwert bereits gezogen und rannte auf den zweiten Infizierten zu, da stellte er sich fauchend vor seinen Partner, der Virginia gepackt hielt. Sie versuchte inzwischen ihn zu treten, aber es prallte wirkungslos an ihm ab.

„Lasst das Schwert fallen und wir verletzen sie nicht."
Als das Ding redete, blieb ich erschrocken stehen.

Die Seuche war bei diesem Infizierten noch nicht weit vorangeschritten. Die Augen des Mannes waren jedoch schwarz, das braune Haar fettig. Die Bauernkleidung teilweise gerissen, aber ich identifizierte ihn als Koranéeaner.
Seine Glieder waren nicht verformt, aber er hatte die typischen spitzen Zähne und Krallen, wo Fingernägel sein sollten.

„Wir sind zu viele. Sieh es ein."

Rascheln hinter mir verriet mir, dass mehr Infizierte zu uns gestoßen waren. Virginias Schrei hatte unsere Position verraten. Leise knurrend bauten sie sich hinter uns auf.

Drystan und Chara rückten unwillkürlich näher zusammen. Blass sahen sie sich um.

Mit zusammen gepressten Zähnen zählte ich die Infizierten. Es waren fünf. An sich würde ich mit ihnen fertig werden, aber ich konnte nicht kämpfen und gleichzeitig Drystan schützen. Wäre ich alleine, hätte ich Virginias Mutation in Kauf genommen, um mich zu retten, aber mit Drystan hinter mir, konnte ich nicht dermaßen egoistisch sein. Etwas hielt mich davon ab. Eine kleine nervige Stimme.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now