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Missgelaunt aber von außen völlig ausdruckslos stand ich vor den hohen Toren den Schlosses.

Sogar ich musste zugeben, dass es prächtig gebaut war. Die weiße Fassade wurde mit vielen Verzierungen aufgepeppt, die Dächer waren dagegen ein schiefergrau. Doch in diesem schiefergrau waren Diamanten aus den Minen eingebaut, die funkelten, sobald das Licht sie berührte.
Dazu hatte das Schloss natürlich mehrere Türme, die sich den Himmel entgegen streckten. Kleine Fenster mit Balkonen und sogar einen Turm, der komplett aus Glas gebaut war. Die vielen Pflanzen des Gewächshauses, das dieser Turm darstellte, waren sogar aus der Ferne zu sehen.

Der Wachmann am Tor sah mich an und runzelte leicht die Stirn. In der einen Hand hatte er einen Speer und am Gürtel zusätzlich einen Dolch. Natürlich auch die übliche Uniform aus Kettenhemd und dem blauen Stoff mit dem Wappen.

„Wollt Ihr ins Schloss?"
Ich nickte knapp, die Augen kühl, als ich ihn ansah.
„Der König will mich sprechen."
Er zog skeptisch die Augenbrauen hoch, fragte aber dann: „Wie lautet Ihr Name?"
„Nemesis Warleigh."
Offenbar hatte er sich unter den Namen jemand anderen vorgestellt, denn er konnte die Überraschung kaum verbergen.
„Ihr seid diejenige, die der König als Leibwächterin des Prinzen ausgewählt hat?"
Das war es also, was der König von mir wollte.

Aber ich zog lediglich eine Augenbraue hoch und tat, als wüsste ich das längst.
„Gibt es dabei ein Problem?"
Verlegen rieb sich der Wachmann den Nacken und sah zu Boden.
„Äh ich hatte eigentlich gedachte Ihr wärt... äh..."
„Größer? Eindrucksvoller?", half ich ihm auf die Sprünge.
Er sah wieder zu mir hoch und verriet mir so seine Antwort.

Ärger stieg in mir auf und mein Blick veränderte sich. Er wurde hart und kalt.
„Benötigt es eine Zurschaustellung meiner Fähigkeiten?"
Der Ritter schluckte und schüttelte schnell den Kopf. Kluger Junge.

„Wenn das so ist, lasst Ihr mich dann ein? Ich will den König unmöglich warten lassen."
Eigentlich war es mir völlig egal, aber ich hatte keine Lust mich weiter mit dem Wachmann abzugeben.
„Natürlich", er stieß die Tore auf und ich ging ohne ihn einen weiteren Blickes zu würdigen hinein.

Ich befand mich jetzt auf einem großen Vorhof, der säuberlich gepflastert war. Die Mitte bildete ein Springbrunnen mit einer Statue der Göttin Riniah.
Ihr Gesicht war von ebenmäßiger Schönheit, die Augen weise nach Westen gerichtet. In Richtung der untergehenden Sonne. Dabei fiel ihr Gewand aus vielen Lagen Stoff so weich um ihren Körper, dass man fast schon vergaß, dass man Stein vor sich hatte.
Auf ihrem Haupt lag ein Reif, der auf der Stirn eine Sonne bildete. Dazu hatte sie ein Schwert triumphierend in die Luft gestreckt. Beide Gegenstände waren in Gold gefasst und glitzerten frisch poliert in der Spätnachmittags-Sonne.

Riniah war die Göttin des Lebens, des Lichts und des Sieges. Ihr war ein Tempel im ersten Ring, also im Ring des Adels, geweiht.

Ich stemmte die Hände in die Hüfte als ich zu ihr aufsah.
Als kleines Kind hatte ich zu ihr gebetet, aber als ich älter wurde, hatte ich den Glauben irgendwann aufgegeben. Es war die Hoffnung eines kleinen Mädchens gewesen, das glaubte, die Götter würde ihr helfen. Aber letztendlich gab es sie nicht.

Riniah war die oberste Göttin, aber längst nicht die einzige. Es gab noch den Göttervater, ihr Gatte, Xenos. Er war Gott des Krieges, des Mutes und des Willens.

Xenos und Riniah gebaren drei Kinder:
Firin, die Göttin des Windes und des Ehrgeizes.
Aerienne, Göttin des Wassers und der Liebe.
Und zu guter letzt Arnicus, Gott des Feuers und der Eifersucht.

Die Kinder wurden von liebenden Eltern aufgezogen und sie herschten gemeinsam über die Menschen.
Sie segneten sie alle mit ihrer Magie. Es gab Feuermagier, Wassermagier und alle möglichen Variationen der Göttermagie. Dadurch gab es viele verschiedene Magiebegabte unter den Menschen.
Aber die Menschen waren fehlerhafte Wesen. Sie waren eifersüchtig auf die Kräfte des jeweils anderen. Kämpfe brachen aus, Blut floss und die Eifersucht wuchs immer weiter.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now