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Ich zupfte meine Uniform und die Handschuhe zurecht, ehe ich in das Schlafzimmer ging.
Laila wich vor der Tür zurück, damit ich sie nicht umrannte.
„Ist alles in Ordnung?"

Meine Miene so ausdruckslos wie eh und je lies ich mich aufs Bett fallen. Laila hatte auf der Decke ein Tablett mit Essen platziert. Gekochte und gewürzte Kartoffeln, dazu Hühnchen mit einer leckeren Soße.
Ohne Laila anzusehen, nahm ich das Besteck und spießte eine Kartoffel auf.
„Ja. Mir geht es gut."

Laila zog lediglich eine Augenbraue hoch, ging aber nicht näher darauf ein. Stattdessen setzte sie sich mir gegenüber aufs Bett. Ihr dunkelblauer Rock raschelte dabei.

„Ich habe den Plan des Schlosses auf deinen Tisch gelegt.", sie deutete zum Schminktisch.
Mit einem knappen Nicken aß ich weiter.

Schweigen breitete sich aus und ich sah sie noch immer nicht an.

„Hast du schon ein Kleid für den Ball?", schnitt Laila jetzt eine neues Thema an. Neu und völlig belanglos.
„Als Leibwächterin des Prinzen trage ich eine Uniform.", informierte ich sie. Jetzt sah ich doch auf, da ich mich genug unter Kontrolle hatte. Meine Emotionen waren nicht nur aus meinem Gesicht verschwunden, sondern auch aus meinen Augen.

Laila strich sich eine braune Strähne ihres Haares zurück. Sie war aus ihrem Dutt gerutscht.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass der Prinz dich als Gast einlädt."
Darauf zuckte ich nur die Achseln und probierte das Hühnchen. Wahnsinnig lecker.
„Das wäre leichtsinnig. Ich muss ihn beschützen. Vor allem bei einem Ball, bei dem viele Leute ins Schloss kommen. Dazu noch aus einem anderen Land."

Plötzlich leuchteten ihre Augen auf und sie beugte sich vor.
„Was wäre, wenn du beides könntest? Beschützen und Feiern. Kämpfen und Tanzen."
„Was meinst du damit?", fragte ich verwirrt.
Laila klatsche begeistert in die Hände und sprang vom Bett. Während sie laut überlegte ging sie im Zimmer auf und ab.
„Du müsstest dich bewegen können, also ein leichter Rock. Das Eisen könnte man einarbeiten... und das Schwert. Hm.. das müsste natürlich auch irgendwo hin."

Ich verfolgte sie mit meinen Augen und verstand nur die Hälfte von dem, was sie murmelte.
„Sprich Klartext.", forderte ich Laila schließlich auf.

Also blieb sie stehen und sah mich mit einem aufgeregten Grinsen an.
„Lass das Kleid meine Sorge sein. Ich kümmere mich darum!"
Mit diesen Worten rauschte sie aus dem Zimmer.

Noch etwas verwirrt sah ich auf die Tür.
Ok?

Ich nahm meinen Teller und die Gabel in die Hand, um damit zu meinem Schminktisch zu gehen. Wie Laila gesagt hatte, lag der Bauplan des Schlosses dort. Ich rollte das Pergament auf und strich es glatt.

Es waren drei Papiere, eins für jedes Geschoss. Gänge, Zimmer, Türen und Treppen waren alles schön säuberlich gezeichnet worden. Die Räume waren nummeriert und benannt. Ebenso waren Dienstbotengänge markiert.
Aber...

Ich beugte mich ein wenig über die Karte, um sie näher betrachten zu können.

Es gab einige Stellen, an denen war vergleichsweise wenig markiert. Kein Dienstbotengang, keine Säulen, keine Fenster. Nichts.
Ich lächelte wissend.
Schauen wir uns das doch genauer an.

Nachdem ich mir die Karte gut eingeprägt hatte, fand ich den Weg zu einer der auffällig leeren Stellen mühelos.

Es war einer von vielen Gängen in der der Mitte des Gebäudes. Würde man weiter gehen, käme man irgendwann zur Küche und die Räume der Dienstboten waren auch nicht allzu weit. Dementsprechend führten viele Dienstbotengänge aus dieser Richtung in alle möglichen Teile des Schlosses. Nur in der Nähe dieser Wand nicht.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now