51

3.3K 299 35
                                    

Unter Kopfschmerzen öffnete ich blinzelnd die Augen und kniff sie wegen der plötzlichen Helligkeit sofort wieder zu.
Nach ein paar Sekunden hob ich vorsichtig die Lider und zwang mein Sichtfeld dazu, aufzuhören zu wackeln. Wenig später merkte ich, dass es der Boden war, der ruckelte.

Mit schleichenden Kopfschmerzen registriere ich, dass ich auf dem Bauch lag, meine Arme waren auf den Rücken gebunden und Holz bohrte sich unangenehm in meine Wange. Ich hatte Blick auf Eisenstangen hinter denen der Wald vorbei zog.

Leise ächzend schaffte ich es mich auf den Rücken zu drehen und aufzurichten. Kurz flimmerte meine Sicht, stellte sich aber fast sofort wieder scharf.

„Endlich seid Ihr wach."
Virginia saß rechts von mir an die Stäbe gelehnt. Daneben ihre Prinzessin und am Kopfende schließlich Drystan, der mich unverwandt mit seinem Blick durchbohrte.

Schweigend sah ich mich um. Offenbar befanden wir uns in einem Wagen für den Gefängnistransport und wurden von zwei Pferden gezogen. Rechts und links marschierten Leymalier, allerdings nicht in blauer Uniform, sondern in der schwarzen Ledekluft, die auch ich getragen hatte.

Der Boden war aus hartem Holz, der Rest des Wagen aus festen Eisen, einschließlich der gewölbten Decke.

Wie ich feststellen musste lagen um die Handgelenke von Drystan und Chara besondere Fesseln aus einem seltsamen roten Gestein. Virginia hatte wie ich normale aus Eisen. Allerdings hatte man allen drei die Hände vor dem Körper zusammengebunden.

Ich war die einzige mit Fußfesseln, die dazu noch in den Boden des Wagens eingelassen waren.
Fast hätte ich gelächelt. Bei weniger wäre ich beleidigt gewesen.

Trotzdem bewegte ich meine Handgelenke prüfend hinterm Rücken und versuchte den Verschluss zu ertasten. Leider kam ich nicht ran.
Also zog ich die Beine an und musterte das Schloss.

Erst dann richtete ich meine Augen auf die anderen.
„Geht es euch so weit gut? Kratzer von Infizierten? Andere schlimme Verletzungen?"
Alle schüttelte den Kopf. Klar, sie hatten Blessuren von der Explosion und den Kampf danach, aber keine akut lebensgefährlichen Verletzungen. Eine Entzündung war im Moment also das größte Risiko.

Ich fragte weiter, um mir eine Übersicht über die Lage zu verschaffen: „Wie lange sind wir unterwegs?"
„Die Nacht hindurch und jetzt ist es fast Mittag", antwortete Virginia und nickte zu den Wachen, die unseren Wagen flankierten. „Sie haben uns am Morgen etwas trockenes Brot und Wasser gegeben."

Ich rutschte zu den Gitterstäben und versuchte einen Blick hinter den Wagen zu werfen. Da sah ich Gestalten zwischen den Bäumen umher huschen. Jedoch hielten sie sich fern von der Straße, die wir passierten.

„Die Infizierte sind ebenfalls noch da", stellte ich fest und sah nach vorne. Wege einer Kurve im Weg sah ich Renalds ganz vorne auf einem edlen Pferd reiten. Ihm folgten einige Soldaten auf Pferden, der Rest folgte. Insgesamt waren es an die dreißig Männer und Frauen, die mit uns reisten. Die Straße wurde wieder gerade und der scheinbare Magier verschwand aus meinem Sichtfeld.

Als ich mich wieder umwandte, musterte ich die drei. Charas Blick war abwesend, in ihrem Gesicht noch eine Spur des Grauens, das sie gesehen hatte.

Nachdem man mich bewusstlos geschlagen hatte, hatten sie das Schloss durchqueren müssen, was nach dem Angriff der Inifzierten bestimmt ein blutiger Anblick gewesen war.
Ob Laila lebte? Unwahrscheinlich.

Ich verbot mir jegliche Gefühle in Anbetracht der Lage und versuchte weitere Informationen zu gewinnen, die mir auch das geringste bisschen Kontrolle gaben.

Als ich mein Wort wieder an die anderen richten wollte, bemerkte ich das grimmige Schweigen und den Groll, der in der Luft lag.
„Was?", wollte ich wissen.

Nemesis - Blut und Schwerter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt