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Drystan stampfte hinter mir her, als wir durch den Wald streiften, um mein Pferd zu finden. Ich sah konzentriert auf den Boden und suchte nach Spuren, während der Prinz mir düster in den Rücken starrte.

Ich ignorierte das so gut es ging und machte einfach meinen Job. Eben hatte ich den Prinzen beschützt, dafür wurde ich hier bezahlt. Jetzt sorgte ich dafür, dass wir zurück zum Palast fanden. Auch das war meine Aufgabe.

Das Schweigen zwischen uns wurde nur durch das Rascheln seiner Schritte gebrochen. Ich dagegen bewegte mich praktisch lautlos.

Als wir eine Weile gelaufen waren, blieb ich irgendwann stehen. Die Sonne stand recht tief. Es musste vier Uhr sein.

Abrupt wandte ich mich zum Prinzen um. Er wäre fasst in mich rein gelaufen, brachte aber schnell den nötigen Abstand zwischen uns.

„Das Pferd finden wir nicht mehr, es sei denn, wir gehen noch tiefer in den Wald hinein. Aber das ist zu gefährlich, deswegen gehen wir zu Fuß bis zum Palast", entschied ich knapp.
Er seufzte, nickte aber ohne zu protestieren.

Also schlug ich eine neue Richtung ein, diesmal mit Kurs auf Traddis und dem Palast.

Irgendwann schien er das Geschehene so weit verarbeitet zu haben, dass er zu mir aufschloss.
„Diese... verunstalteten Personen machen mir jetzt doch Sorgen. Es waren zwei Stück innerhalb von zwei Tagen und das so nah an der Stadt."
Ich nickte als Zeichen, dass ich zuhörte.
„Aber was ist es, wovon sie befallen werden?"
Ich hatte eine Antwort, die ich ihm nicht geben konnte. Also schwieg ich.

Wieder wurde es still zwischen uns, doch irgendwann platzte es aus ihm heraus.
„Ich kann nicht anders, als daran zu denken, wie mühelos und gleichgültig du dieses Mädchen getötet hast."
Kaum merklich presste ich die Lippen aufeinander. Ich wusste, dass ihr Blut an meinen Händen klebte, das musste er mir nicht nochmal unter die Nase reiben.

Er hielt inne und ich ahnte schon, was er wissen wollte.
„Das war nicht die erste Peron, die du getötet hast oder?"
Er kannte die Antwort schon. „Nein."

Der Wind frischte auf und blies ihm die Haar in die Stirn. Drystan strich sie zurück und richtete seine eisblauen Augen auf mich. Sie waren jetzt wachsamer als vorher.
„Wie viele?"

Ich zwang mich dazu weiterzugehen, kontrollierte meinen Atem und knallte die Tür der Erinnerungen in meinem Kopf zu, die drohte sich zu öffnen.
Ohne jede Regung erwiderte ich den Blick des Prinzen.
„Stellt keine Fragen, für dessen Antwort Ihr nicht bereit seid."
Seine Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen, aber er bohrte nicht weiter nach.

Also setzte ich unseren Marsch fort mit einer meterdicken Mauer um mich herum. Keine Gefühle, keine Regungen.

Zum Einbruch der Dunkelheit, hielten wir an. Wir würden die Stadt in den nächsten Stunden erreichen, aber es war zu gefährlich in der Nacht den Wald zu durchstreifen. Nach dem Angriff des infizierten Mädchens protestierte auch der Prinz nicht, als ich in der Nähe einer große Eiche unseren Rastplatz erklärte.

Schnell fanden wir Äste für ein Feuer. Als es brannte, setzten wir uns gegenüber voneinander hin. Die Flammen flackerten zwischen uns und warfen ein sanftes Licht auf seine dunklere Haut.
Sein Blick war nachdenklich auf die Flammen gerichtet. Ihm ging vieles durch den Kopf.

Auch meine Gedanken überschlugen sich. Die zweite infizierte Person! Was würde Koranée tun, wenn es in die Städte und Dörfer drang? Traddis schien vor allem in Gefahr zu sein, da beide Personen in der Nähe gefunden wurden.
Es war genauso möglich, dass andere Dörfer bereits befallen waren. Besonders die Bauernsiedlungen in der Nähe der Grenze waren gefährdet.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now