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Nachdem ich den drei bei ihrer Prinz-Schmuggel-Nummer beigetreten war, kam ich mit in die Stadt.

Anscheinend wussten sie schon wohin sie wollten, den sie gingen sehr zielstrebig durch die Straßen.
Diese waren auch zur späten Stunde gut gefüllt, da viele noch feierten und trinken wollten, wie die drei auch.
Mit der schlichten Kleidung und den braunen Umhängen, die vor der frische Brise schützten, waren wir nicht von den anderen Bewohnern zu unterscheiden. Im dämmrigen Licht der Straßenlampen würde man auch den Kronprinzen nicht sofort erkennen.

Mir entging nicht, wie Drystan aufatmete und sein Gang deutlich beschwingter wurde. Die Mauern des Palastes zu entfliehen, tat ihm wohl doch ganz gut.

Musik drang an mein Ohr. Es war eine verspielte, Melodie, ganz anders als der steife Walzer zu den Drystan und ich übten.

„Wo gehen wir hin?", wollte ich neugierig wissen. Martell wandte sich zur Antwort um. Das Licht der  Laternen brachte sein blondes, längeres Haar zum glänzen. Heute trug er es nach hinten gekämmt.
„Heute gibt es ein Fest auf dem Marktplatz. Es ist einer von Riniahs vielen Gedenktagen, wusstet Ihr das nicht?"
Kopfschüttelnd richtete ich den Blick nach vorne. In der Burg hatte man sich nicht um die Götter geschert.

„Der heutige Tag ist zum Tanzen und Feiern. Die Bewohner müssen nicht arbeiten, sogar die Diener im Palast werden früher entlassen, um zu feiern.", führte Aramis neben mir weiter aus. Seine Stimme war heller, sodass man leicht zuhören konnte, „Riniah ist die Göttin des Lichts. Deswegen zünden wir am Ende Laternen an und lassen sie in den Himmel steigen."
Drystan nickte voller Vorfreude.
„Es ist ein wunderschöner Anblick"
„Verstehe", murmelte ich. Von schönen Dingen hatte ich keine Ahnung.

Wir erreichten in kurzer Zeit den Marktplatz im dritten Ring, also den Ring des allgemeinen Volkes. Durch die eng stehenden Häuser um den runden Platz herum, wurde die Musik von allen Seiten zurück geworfen, wodurch eine einzigartige Geräuschkulisse entstand.

Auf dem hellen Pflaster tanzten die Menschen wild miteinander. Drum herum standen Stände, die Talismane in Gedenken an Firin verkauften, Getränke und Snacks, sowie Laternen, die man später in den Himmel steigen lassen würde.
Leute hatte sich sogar die Mühe gemacht, kleine Lampions von einem Fensterbrett zum nächsten zu spannen, sodass ein Regenbogen an Licht auf die Menge fiel. Reflektiert wurde dieses Licht wiederum von kleinen Spiegelscherben, die an den Ständen angebunden waren.

Fasziniert drehte ich mich langsam im Kreis. Wow!

„Na dann! Lasst uns feiern!", Martell reckte die Faust in die Luft und ging direkt zum Getränkestand.
„Ein Bier, bitte!"

Eine junge Frau mit zwei zu Dutts gedrehten Zöpfen hatte Aramis ausgemacht und trat aus der tanzenden Menge zu unserer Gruppe.
„Willst du tanzen?", fragte sie ohne jede Zurückhaltung. Ihre blauen Augen leuchteten und ihre Wangen waren vom Alkohol bereits gerötet.
Lächelnd nahm Aramis ihre angebotene Hand.
„Da kann ich nicht nein sagen."
Grinsend zog sie ihn in die Menge.

In Drystans Augen spiegelten sich die vielen Lichter, als er sich entschlossen vor mich stellte.
„Tanzt mit mir!"
Mit einer eleganten Verbeugung, lud er mich ein.

„Ich soll Euch beschützen, ni-"
Er hob die Hand und ich verstummte.

„Bitte, jetzt bin ich kein Prinz mehr. Kein Titel, also redet nicht so mit mir. Ich bin einfach Drystan."
Er schenkte mir ein freches Lächeln.
„Ihr werdet wohl mit mir tanzen müssen, wenn Ihr mich beschützen wollt."

Ehe ich reagieren konnte, stürzte er sich in das Meer aus Tanzenden. Sofort wurde er von ihnen verschluckt, sodass ich nur gelegentlich seinen Kopf auftauchen sah.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now