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Ohne mit dem Häuten der Tiere inne zu halten forderte ich:
„Na schön. Stellt eure Fragen."

„Erstmal: Was genau ist jetzt diese Seuche?", fragte Chara und ihre Hand wanderte in Richtung ihrer verletzen Rückens, „Wie hat sie sich ausgebreitet?"

Das Bild des dunklen Gottes vor dem geistigen Auge, erzählte ich, was er mir bei Allstairs Vision offenbart hatte:
„Letztendlich ist die Seuche nichts anderes als Bruchteile von Arnicus' Magie. Allstair als Gefäß des Gottes hat einen Teil bekommen und ihn unter die Leymalier gebracht. Bei der Infektion gelangt die Magie wohl in den nächsten Körper. Irgendwie kann Arnicus seine Magie so mehren, was ihn stärker macht."
Ich nahm den zweiten Hasen in die Hand und fuhr ohne aufzublicken fort:
„Wenn er genug Infizierte erschaffen hat, kann er sich aus der Verbannung erheben und mit mir als seinen neuen Körper eine physische Gestalt auf der Erde annehmen."

Da unterbrach Drystan mich: „Warte warte... du als sein Köper?"
Mir lief es bei dem Gedanken kalt den Rücken runter, aber dieses Gefühl wurde schnell von dem schwarzen Blut, das mein Körper noch immer bekämpfte, übertönt. Das war ein Grund, warum ich mit der Antwort zögerte.
„Ja. Deswegen hat Allstair mir schon vor meiner Flucht das schwarze Blut in abgeschwächter Form gespritzt. Auf diese Weise stärkt er mich, damit ich Arnicus in mich aufnehmen kann."

„Du hast diesen Schmerz schon mehrmals durchgemacht?", Chara schlug sich die Hand vor den Mund, „Bei den Göttern..."
Meine grauen Augen schossen zu ihr. „Ich brauche kein Mitleid."
Den gleichen warnenden Blick bekam auch Drystan zu spüren, woraufhin dieser zu Boden sah.
„Nächste Frage!", forderte ich kühl, während ich mich daran machte, die nun gehäuteten Tiere auf meine magischen Klingen zu spießen.

„Der Überfall aufs Schloss, was weißt du darüber?"
Virginia war noch immer an Chara gelehnt, aber ihre Miene blieb wachsam. Auf Lügen in meinen Antworten horchend.
Selbst wenn ich nicht die Wahrheit sagen würde, würde sie es nicht bemerken. Das würde niemand, außer vielleicht der König selbst. Schließlich hatte er es mir beigebracht.

„Ich hörte davon, als ich vor den Soldagen floh, die mich wegen Verrat festnehmen wollten"
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Drystan sich auf die Lippe biss.
„Leymalier, die sich als die Rekruten der Königsgarde ausgegeben haben, haben mit Renalds gesprochen und im Hintergrund waren koranéanische Infizierte. Sobald ich von der Verschwörung Wind bekam, bin ich auf schnellsten Weg zum Schloss gelaufen und hab mich auf den Verlobungsball geschlichen. Den Rest der Geschichte kennt ihr."
„Mehr weißt du nicht?", bohrte Virginia nach.
Kopfschüttelnd stand ich mit dem Fleisch auf den Klingen auf. Ein Kraftakt Angesicht der Schmerzen und meinen unfassbar erschöpften Gliedern, was ihnen von außen allerdings nicht auffiel.
„Reingekommen sind sie durch einen Geheimgang. Abgesehen von mir und Drystan wissen nur Martell, Aramis und Phyrros davon."
Ich ging rüber zu Drystan und reichte ihm einen der Spieße, damit er das Fleisch über dem Feuer braten konnte.
Dessen Miene verdunkelte sich, aber er nahm den Spieß bzw. die Klinge. Verletzen tat er sich nicht, weil ich es nicht zuließ.
„Keiner von ihnen würde mich verraten."
Wieder schwieg ich, setzte mich zurück auf meinen Platz und hielt meinerseits das Fleisch ins Feuer.

Chara runzelte skeptisch die Stirn. „Was wenn doch?"
„Sie würden mich nicht verraten!", brauste Drystan auf, aber weder Chara noch Virginia schienen das zu glauben.

„Der Angriff diente dazu euch beide zu beschaffen, weil Allstair eure Magie haben wollte", redete ich weiter, "Mit euren Fähigkeiten müsst ihr seinen Plan gefährden. Vermutlich seid ihr als weitere Gefäße der Götter genauso mächtig wie er und könntet Arnicus irgendwie stoppen, sich aus der Verbannung zu befreien, was weiß ich."
Eindringlich sah ich die beiden an: "Haben die Götter irgendetwas zu euch in dieser Richtung gesagt?"

Nemesis - Blut und Schwerter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt