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Chri-Deleros Schiff erreichte unseren Hafen eine Stunde nach unserer Ankunft.
Es war ein großes, windschnittiges Schiff aus hellem Holz. Auf seiner rechten Seite prangte das Wappen von Chri-Delero. Eine schwarze Hand, über die eine goldene Sonne schwebte.
Chri-Delero war nämlich bekannt für seine Heilkünste und Erfindungen. Ihre Medizin war unserer einige Schritte voraus.

Ganz vorne stand die Prinzessin, was wahrlich ein Anblick war. Sie war in weiße, wallende Stoffe gekleidet, die sie um die Hüfte mit einer goldenen Kordel fixierte. Ihre krausigen Locken waren bis nah auf die Kopfhaut geschnitten, sodass man den filigranen Reif auf ihrem Haupt tadellos sehen konnte. Ihre dunklen Augen wanderten über die versammelten Adeligen und die neugierigen Bürger in den Straßen dahinter. Kaum merklich reckte sie das Kinn und stand trotz des leichten Wellengangs wie ein Fels in der Brandung.

Als die Schiffsmannschaft begann die Segel einzuholen, wandte sie sich um und packte unerwarteter Weise mit an.

Drystan blinzelte überrascht, genauso wie die Königin die Nase rümpfte. Ich jedoch lächelte innerlich, als die Prinzessin an den Tauen mitzog. Dabei tat sie dies routiniert, wechselte einige Worte mit den Männern und Frauen auf dem Schiff. Keiner verbeugte sich vor ihr, aber das hatte nichts mit Respektlosigkeit zu tun.

Sie alle trugen weiße luftige Gewänder, aber im Gegensatz zur Prinzessin mit einem Ledergürtel. Sie waren bewaffnet, aber nicht mit Schwertern sondern mit zwei eisernen Ringen. Neugierig musterte ich das Metall, wie es an den Hüften der Männer und Frauen klimperte.
Diese Waffen kannte ich nicht.

Das Schiff hielt endlich an und über eine Planke stiegen unsere Gäste auf den Steg herab.
Die Prinzessin ganz vorne, mit schimmernder dunkelbrauner Haut und einem ernsten Gesichtsausdruck auf ihren scharfen Zügen. Während sie sicher auf unsere Gruppe zusteuerte, bemerkte ich auch an ihrer Hüfte die silbernen Ringe. Sie waren bisschen größer als ein Teller, aber sicherlich scharf. Dünn geschmiedet, mit einem Ledegriff zum festhalten.

Schweigend blieb sie vor uns stehen und musterte jeden von uns eingehend. Ihre Mannschaft stellte sich stillschweigend hinter ihr auf. Die Arme grimmig verschränkt.

Den Prinzen musterte die Prinzessin am längsten, ehe sie schief grinste und sich galant verbeugte.
„Es ist mir eine Ehre, die Majestäten."
Sie stolperte ein wenig über die harten Worte der korranéeanischen Sprache und gab ihr mit ihrem Akzent einen melodischen Klang.

Drystan verbeugte sich nach koranéeanischer Art.
„Die Ehre ist auf unsere Seite, Prinzessin Chara."
Auch der König und die König neigten den Kopf.

Als Prinzessin Chara sich aufrichtete, wurde sie wieder ernst.
Der König setzte ein freundliches Lächeln auf.
„Willkommen in Koranée, Prinzessin. Hattet Ihr eine angenehme Reise?"
Die Prinzessin nickte mit einem ebenso aufgesetzten Lächeln.
„Wir hatten keine schweren Stürme auf unserem Weg und konnten die See ohne Schwierigkeiten überqueren. Trotzdem bin ich froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben."
Sie wandte sich zur Seite, wo gerade zwei Männer eine Kiste heran trugen.
„Dies ist ein Geschenk von meiner Familie. Ich richte Grüße von ihnen aus."

Neugierig richteten sich alle Blicke auf die Truhe, die nun geöffnet wurde. In ihnen befanden sich kleine, verkorkste Gläser mit Pulvern in rot, grün und knalligen orange.

„Unsere wertvollsten und vorzüglichsten Kräuter. Sie sind ihr Gewicht in Gold wert."
Prinzessin Chara wandte sich wieder zurück zur Königsfamilie.
„Und selbstverständlich habt Ihr unsere Verstärkung im Krieg gegen Leymalien."

Die Königin nickte ihr dankend zu.
„Wir wissen Eure Geschenke zu schätzen."

Die Prinzessin hielt ihr nichtssagendes Lächeln bei, aber die grimmige Miene ihrer Mannschaft straffte den Höflichkeiten Lügen.
„Die Verstärkung trifft ein, sobald Koranée seinen Teil des Vertrages erfüllt hat", sagte sie ernst und sah dem Königspaar direkt in die Augen.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now