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Als ich dieses Mal aus meinem Traum hochschreckte, spürte ich noch immer Hände über meinen Körper wandern und ich trat zitternd das Laken weg. Angewidert rieb ich mir schweren Atems über die Lippen und hätte mir am liebsten einen Eimer Wasser übergeschüttet, um die Berührungen wegzuspülen, die sich in mein Gedächtnis eingebrannt hatten.

Mit verschwitzter Stirn stolperte ich aus dem Bett und tastete auf dem Schminktisch hastig nach meinen Handschuhen. Dabei wischte ich das ein oder andere Messer versehentlich runter und sie landeten klirrend auf dem Boden. Das Geräusch Durchschnitt die Stille und ich zuckte heftig zusammen.

Seine Hand strich über meine Schultern hoch zu meinem Kinn, das er anhob damit ich ihm in die Augen sah.

Schnell stülpte ich die Handschuhe über und schlang die Arme um meine Mitte.

Er drückte die Lippen auf meine und legte die kalte Hand in meinen Nacken.

„Verschwinde", flüsterte ich und griff nach einem der zu Boden gefallenen Messern.

Seine Hand wanderte meine Rücken runter.

Mit festen Griff packte ich das Messer und richtete mich mit rasendem Herzen auf. Meine Brust war eng und meine noch immer verletzte Rippe schmerzte nachdem ich mich so unsanft aus dem Bett gerissen hatte. Meine Bauchgegend ebenfalls, aber die Naht war noch heile.

Die andere drückte mich an der Hüfte näher zu sich.

Als ich aufsah, sah ich mir im Spiegel des Schminktisches entgegen. Mein helles Haar hing mir in Strähnen ins Gesicht und war vom Schlaf verwuschelt. Meine Augen waren geweitet, meine Brust hob uns senkte sich, als wäre ich Kilometerweit gesprintet.
Das Hemd, das ich zum Schlafen trug, war verrutscht, sodass ich an meinem Schlüsselbein die Ansätze der Narben sehen konnte. Ebenso an meinen Armen, wo der Ärmel hochgerutscht war.

Sein Mund wanderte weiter von meinen Lippen zu meinem Hals.

Mit einem verzweifelten Schluchzen warf ich das Messer gegen mein Spiegelbild. Das Glas zersplitterte laut, nur wenige Spiegelscherben blieben hängen und mein in viele Teile gespaltenes Ebenbild sah mir entgegen.

Tränen flossen mir übers Gesicht, als ich auf die Scherben starrte, die sich um den Tisch verteilten.

Alles von mir hatte ihm gehört. Meine Seele und mein Körper. Beides hatte er benutzt, zerstört und auf ewig gezeichnet.

Ich dachte nach meiner Flucht würde alles einfacher werden, aber da hatte ich mich geirrt. Die Erinnerungen waren genauso schlimm.

Und es war mir nicht möglich mich zu erholen. Jede Nacht. Jede verdammte Nacht. Riss es mich aus dem Schlaf und beförderte mich in die nächste Panikattacke.

Ich wusste, dass er mich hier nicht erreichen konnte. Er kannte nicht mal meinen Standort, geschweige denn, dass ich am Hof arbeitete. Außerdem hatte er alle Hand zu tun mit der Seuche und dem Krieg.

Mit wachsender Wut zog ich mir Stiefel an, band mir das Schwert um die Hüfte und stürmte aus meinem Gemach. Es war mir egal, dass meine Schritte durch den Korridor hallten. Ich nahm meine Umgebung kaum wahr, als ich auf den Trainingsplatz der Gardisten hinaustrat. Meine Hände waren zu Fäusten geballt, mein Blick rasend.

Ich war ihm entwischt. Ich war da raus.
Eine verfluchte ruhige Nacht war alles was ich wollte.

Was begehrt Ihr, Nemesis?

Mit ruckartigen Bewegungen holte ich mir einen Sandsack, den ich am entsprechenden Haken aufhing.
Grimmig baute ich mich vor ihm auf und begann wie wild darauf einzuschlagen.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now