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Nachdem Phyrros gegangen war, beschloss ich Drystan nicht weiter zu fragen, warum er gegen seinen Freund argumentiert hatte.
Stattdessen fragte ich: „Habe ich die Erlaubnis zum Verhör?"
Drystan sah mich von dem Stuhl aus an. Der Blick zeigte mir, das ihm das alles doch ganz schön mitnahm.

„Fragt meinen Vater. Er entscheidet darüber."
Ich nickte. „Dann stelle ich zwei Wachen vor Eure Tür."
Dazu sagte er nichts mehr, sonder starrte nachdenklich in die Ferne.
Also verbeugte ich mich und ging.

Die Wachen standen vor Drystans Tür und ich rechnete nicht damit , dass er sein Gemach verlassen würde. Außerdem war ein weiterer Anschlag so kurz nach dem vorherigen unwahrscheinlich.

Tatsächlich passte ich den König und die Königin direkt bei ihrer Ankunft ab. Die Königin wirkte trotz ihrer dunklen Haut blasser als sonst. In den Augen des Königs dagegen stand die Wut.

Sie stiegen gerade aus der Kutsche, als sie mich entdeckten. Ich wartete, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, bis sie ankamen, um mich dann zu verbeugen.
Als ich mich wieder aufrichtete, kam der König direkt zur Sache.
„Wo ist die Gefangene?"
„Sie ist im Kerker, Eure Majestät. Sie wird bewacht. Ebenso wie der Kronprinz in seinen Gemächern.", antwortete ich neutral wie immer, „Darf ich eine Befragung vorschlagen?"
Die Köngin nickte. „Das war auch unsere Idee, Lady Nemesis. Ein Gardist wird das sicher übernehmen."
„Ich könnte die Gefangene befragen, Eure Majestät."
Sie überlegte kurz und willigte dann ein. „Tut das. Schließlich habt Ihr das Mädchen erst gefangen."
Ich neigte ergeben den Kopf. „Ich werde Euch die Informationen sofort berichten."

Der König brummte zustimmend und ging weiter. Kaum hatte er eine Stufe in das Schloss gesetzt, rief er schon einen Schreiber, die Briefe an den Rat zu verfassen. Nach dem zweiten Mordanschlag wollte er wohl eine Versammlung einberufen.
Zu meiner Überraschung blieb die Königin noch für einen Moment.
„Danke, dass Ihr meinen Sohn wieder beschützt habt. Eure Reaktionsgeschwindigkeit ist beachtlich."
Sie lächelte warm und folgte ihrem Gatten.

Dunkel wandte ich mich um und schlug den Weg zum Kerker ein. Da ich den Bauplan des Schlosses auswendig kannte, war es einfach die Treppe nach unten zu finden. An ihrem Fuße landete ich dann in einem runden Raum, von dem wie Strahlen einer Sonne Gänge abführten.

Die Kerker waren aus kalten Steinen gebaut, die einen moderig, feuchten Geruch verströmten. Hier drinnen war es ohne Sonnenlicht, das den Ort hätte erreichen können, dementsprechend kalt.

Ich sprach den Wachposten am Ende der Treppe an.
„Der König hat mich geschickt. Ich will die Gefangene befragen."
Der Gardist erkannte mich, also deutete er mir, ihm zu folgen. Er nahm den zweiten Gang von rechts.
Auf dem Weg pflückte ich genauso wie der Gardist eine Öllampe von ihrer Halterung an der Wand.
In den Gängen an sich war nämlich abgesehen von den Öllampen im runden Raum keine Lichtquelle auszumachen.

Meine Augen schweiften an den Zellen rechts und links entlang. Es gab nicht viele Insassen. Die wenigen, die das Pech hatten geschnappt worden zu sein, hockten mit leeren Blick an der Rückwand. Bei dem Licht der Lampe, sahen sie manchmal kurz auf, wandten aber sofort den Blick wieder ab.

Ich presste die Lippen aufeinander.
Oh wie viele Stunden hatte ich auf kaltem Stein und in Ketten verbracht?

Der Gardist blieb vor einer Zelle stehen und zog den Schlüssel aus seinem Gürtel.
Hinter dem Gitter aus Stahl saß das Mädchen auf einer fadenscheinigen Pritsche. Ihr Blick war stechend, aber ich spürte eine schleichende Angst.
Mir wurde die Tür aufgeschlossen, ich trat ein und stellte die Lampe auf dem Boden ab. Dabei ließ ich ihre braunen Augen kein einziges mal los.

Der Gardist schloss das Gitter. „Ruft mich, wenn Ihr gehen wollt."
Ich nickte ohne ihn anzusehen.

Nachdem die Tür scheppernd geschlossen wurde, entstand ein frostiges Schweigen. Meine Miene war undurchdringlich, ihr Gesicht war ebenso kalt, aber das überraschte mich nicht.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now