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Schwer atmend richtete ich meine wütenden Augen auf die Leymalierin, die ihr Schwert mit einem Grinsen an meine Kehle legte. Ein weiterer Soldat hinter mir hielt meine Arme fest und sorgte dafür, dass ich mich nicht bewegen konnte, aber so zittrig wie meine Beine waren, wäre das eigentlich nicht nötig gewesen.

Erneut wurde mir schwummrig zumute und ich schüttelte den Kopf, um das Gefühl zu vertreiben.
Was war denn los mit mir?

„Es ist an der Zeit das zeitliche zu segnen, rechte Hand des Königs", zischte die Soldatin.

Doch ich hörte ihr gar nicht zu, sondern überprüfte die Lage der anderen. Chara hatte mehrere Gegner verletzen können, bevor man sie entwaffnet und jetzt mit dem Gesicht voran neben der kampfunfähigen Virginia auf den Boden drückte.
Drystan ging es nicht besser. Man hielt ihn ähnlich wie mich mit den Händen hinter dem Körper fest. Als er vergeblich versuchte, sich zu befreien, trat man ihm die Beine weg und er fiel auf die Knie.

Sein verzweifelter Blick fand meinen. Er flehte mich an, etwas zu tun, aber ich war so schwach und so müde ...
Kaum merklich schüttelte ich den Kopf. Mein Glück war aufgebraucht.

Ein weiteres Mal versuchte der Prinz sich hochzustemmen, aber der Soldat drückte ihn fester runter und Drystan gab seine Widerstand mit hängenden Schultern auf.

Die Soldatin neben mir bewegte sich in meinem Augenwinkel, sodass meine Aufmerksamkeit wieder auf sie gerichtet wurde. Sie holte mit ihrem Schwert aus um den letzen Schlag zu setzen.
„Irgendwelche letzten Worte, Verräterin?"

Mit noch immer brennenden Muskeln schüttelte ich den Kopf. „Nein."
Dann schloss ich den Augen um hob das Kinn an. Ich wusste, wann ich verloren hatte. Selbst wenn ich mich von diesen beiden befreien könnte, meine Muskeln protestierten zu stark und drohten jeden Moment zu versagen. Ich konnte keinen vernünftigen Angriff mehr ausführen, meine Fähigkeiten waren ebenfalls weg und Waffen hatte ich im Moment auch keine.

Ich hatte meine Rache gehabt. Die Zahl von Allstairs Schergen war erheblich dezimiert worden. Mein eisiges Feuer war erloschen, mein Hunger gestillt und ich so unfassbar müde, dass mir irgendwie alles gleichgültig war. Zum ersten Mal fühlte ich mich... als wäre ich zufirieden, gesättigt.
Ich starb nicht als Waffe, sondern als Nemesis.
Das war alles, was ich mir für meinen Tod gewünscht hatte.

Ich hörte die Klinge durch die Luft sirren und verharrte ohne Angst in meiner Position.

Doch da explodierte etwas grelles hinter meinen Augenlidern, sodass ich sie sofort wieder aufriss. Gleißendes Licht blendete mich, ehe mich eine Druckwelle nach hinten schleuderte.
Das gleiche traf auch auf die verbliebenen Soldaten in dem stickigen Stall zu und man konnte Körper nacheinander gegen die Holzboxen klatschen hören. Die Pferde wieherten und scheuten.

Auch ich knallte nicht gerade sanft gegen das Holz und rutschte runter auf den Boden. Zischend hielt ich mir die Bauchwunde des Infizierten. Sie war noch immer nicht verheilt und durch mein bauchfreies Kleid konnte man auch sehen, dass sie gerötet war.

Schwer hob ich meinen Kopf und probierte mich auf das Geschehen vor mir zu fokussieren. Rechts und links von mir regten sich stöhnend die Leymalier, sie waren von dem Licht sehr viel stärker getroffen worden als ich.
Mit flimmernden Sichtfeld bemerkte ich die Verbrennungen auf der Haut der Leymalier. Meine Augen glitten müde weiter zu der Mitte des Stalles.

Erneut wurde ich geblendet und ich musste die Augen zusammenkneifen, doch als sie sich an das helle Licht gewöhnt hatten, erkannte ich eine leuchtenden Silhouette in Form eines Mannes.

Das Licht wurde langsam schwächer und ich starrte die Figur etwas begriffsstutzig an.
Irgendwann konnte ich Drystan als die Gestalt erkennen, der fassungslos auf seine Hände oder eher die leuchtenden Haut starrte.
Sein dunkles Haar bewegte sich weich um seinen Kopf, seine Kleidung wehte in einem unsichtbaren Wind. Plötzlich war die ganze Luft mit Magie erfüllt, die ich knisternd auf meiner Zunge spüren konnte.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now