73

2.8K 303 33
                                    

Nemesis
Phyrros' Augen weiteten sich.
„Drystan lebt noch?"
Als ich nickte, lächelte er sichtlich erleichtert, aber ich konnte mir den Kommentar nicht verkneifen:
„Wenn König Allstair ihn hätte töten wollen, hätte er ihn nicht entführt."
Der Mann vor mir schnaubte. „Ich traue es ihm durchaus zu, dass er seine Meinung kurzfristig ändert."
Dagegen konnte ich nicht wirklich etwas sagen, also fragte ich stattdessen:
"Wie ist die Lage wegen dem Krieg? Was ist mit den Minen?"

Das Lächeln des persönlichen Dieners verschwand und das Misstrauen in seinen dunklen Augen war wieder deutlicher zu sehen. Trotzdem gab er mir die Information:
"Die Minen und das Gebiet drum herum sind gefallen, aber König Allstair ist seitdem nicht weiter vormarschiert. Die dort stationierten Soldaten haben sich zurück gezogen, kümmern sich um ihrer verletzte und warten auf weitere Befehle."

Fluchend schlug ich gegen die Wand neben mir, was Phyrros mit hochgezogenen Augenbrauen kommentierte. Vor allem, da mein Schlag kleine Risse hinterließ, da ich mich noch immer im Kampfzustand befand.

"Wohl eines der vielen Mysterien, über die Ihr weder Drystan noch mich aufgeklärt habt", murmelte er mit dem Blick zu dem zerbröckelten Stein.
Düster ließ ich die unverletzte Hand wieder sinken. "Der Prinz weiß inzwischen alles, was er wissen muss. Bestimmt wird er es Euch erzählen."
"Wieso tut Ihr es nicht selbst?"
"Ich traue Euch nicht", gab ich offen zu, "Drystan tut es, also soll er beurteilen, was Ihr wissen sollt und was nicht."

Ungläubig schüttelte Phyrros den Kopf.
„Ihr vertraut mir nicht? Die, die doch nichts von sich preisgibt."
Nochmal sah er an mir hoch und runter.
"Wobei sich irgendwas zu verändert haben scheint. Etwas ist in Leymalien passiert."
"Der König ist passiert", knurrte ich und machte mich daran die Fassade des Hauses wieder hochzuklettern, "Ihr könnt das Schloss informieren, dass der Prinz heimkehrt. Ich bringe die anderen zu den Toren der Stadt."
"Verstanden."
Ich spürte seinen düsteren Blick auf mir, bis ich über den Dächern verschwunden war.

Als ich kurze Zeit später zwischen den Bäumen auftauchte, diesmal machte ich absichtlich Geräusche, damit sie mich bemerkten und nicht gleich einen Herzinfarkt bekamen, sahen mir Drystan und Chara mit hoffnungsvollen Gesichtern entgegen.
Sie knieten rechts und links von Virginia, dessen Zustand sich zunehmend verschlechterte.

„Und?", Drystan traute sich kaum zu fragen.
„Wir können in die Stadt. Deine Eltern leben noch, aber die Stadt ist trotzdem schwer getroffen worden."
Er atmete schlagartig aus und legte eine Hand auf seine Brust.
„Den Göttern sei dank."
„Dein Kammerdiener wartet auf dich", informierte ich ihn weiter, woraufhin sein Gesicht sich weiter aufhellte. Chara lächelte ebenfalls.

Mit den Pferden und der praktisch bewusstlosen Virginia, ritten wir eilig zu den Mauern der Stadt. Das Tor wurde uns geöffnet, dahinter erwartete uns ein Empfang an einzelnen Soldaten und Deleriern, Phyrros mit einem fetten Grinsen in der Mitte.
Die koranéeanischen Soldaten in blauer Uniform, die Delerier mit ihrer weißen, luftigen Kleidung, dunklen Haut und Ringen an der Hüfte. Beide Gruppen wirkten erschöpft, sahen uns aber mit Freude entgegen.

Drystan grinste genauso breit, als er, kaum dass er durch das Tor geritten war, abstieg und Phyrros in die Arme riss.
Wir stiegen hinter ihm ebenfalls nacheinander ab. Chara wurde von einigen Deleriern begrüßt, die sie ebenfalls erleichtert an der Schulter berührten, sich aber sofort besorgt um Virginia scharrten, die wir wieder auf dem Boden abgelegt hatten.

„Ich hatte solche Angst du wärst tot oder infiziert", flüsterte Drystan in Phyrros' Armen.
Dieser klopfte dem Prinzen kameradschaftlich auf den Rücken.
„Ich hatte ja dank dir frei und konnte mich in der Stadt vergnügen. So war ich außerhalb der Gefahrenzone."
Sie lösten sich und der Diener verzog das Gesicht.
„Glücklicherweise war ich nicht in dem Teil, durch den Renalds gepflügt ist, aber Infizierte haben uns überall angegriffen."
Drystans Erleichterung verschwand und er sah seinen Freund ernst an.
„Ich muss unverzüglich mit meinem Vater sprechen. Es gibt einiges zu klären."
Phyrros nickte wissend.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now