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Nemesis
Als Drystan die Tür schloss, sank ich gegen sie, rutschte auf den Boden und zog die Beine an die Brust.

Wie gerne hätte ich mein Wissen geteilt. Hätte ihm vor König Allstair und der Seuche gewarnt.

Aber genauso sicher wie die Tatsache, dass er mir nicht mehr vertraute, war die Tatsache, dass man mich töten würde, sobald irgendwer die Wahrheit erfuhr. Eine Leymalierin in Koranée? Unmöglich.

Seufzend starrte ich an die Decke. Vage hörte ich seine schweren Schritte, die sich entfernten.

Zum ersten Mal verspürte ich das Bedürfnis, mich mitzuteilen. Von der erschreckenden Erkenntnis, dass man mir Blut von Inifzierten verabreicht hatte, bis zu den ewigen Folterstunden. Nur leider musste ich damit gezwungenermaßen von der Burg, meinen dortigen Aufgaben und dem König sprechen.
So oder so am Ende würde man mich hängen wollen. Nicht, dass man mich zu fassen kriegen würde. Ich hatte mein ganzes Leben in Ketten verbracht, nochmal würde man mich nicht zähmen können.

Entschlossen stand ich auf, um mich von der Tür zu entfernen.
Auch kein Prinz.

~•~

Ich stand stramm neben Drystan und wartete auf unsere Kutschen, die uns zum Hafen bringen würden. Wir waren früher hier als nötig, weder der König noch die Königin waren schon da.

Man hatte den Prinzen in Schale geworfen. Seine dunklen Locken waren nach hinten gekämmt, aber die vorderen lösten sich bereits und fielen ihm über den goldenen Reif leicht in die Stirn.

Über seinem hellblauen, mit Gold bestickten Hemd trug er eine tiefblaue, noch aufwendiger verzierte Weste mit polierten Knöpfen.
Ein Mantel war halb über seine Schulter drapiert, die andere war frei. Eine goldenen Kette hielt ihn an seinem Platz. Auf seiner Rückseite prangte in groß das Wappen von Korranée.
Dazu trug er die passende schwarze Hose mit ebenso schwarzen Lackstiefel.

Auch mir hatte man eine schickere Uniform gegeben. Ebenso wie die Wachen, einschließlich der Kommandantin, hatte ich goldene
Schulter-Epauletten und eine weißes Band quer über der Brust. Bei mir war das Wappen an der rechten Schulter angenäht. Schwert und Dolch steckten sicher an meinen Gürtel.

Seit ich ihm vor seiner Tür abgeholt hatte und jetzt auf seine Eltern warteten, hatte Drystan abgesehen von einem steifen „Guten Morgen" kein Wort mit mir gewechselt.
Ich redete mir ein, dass es mir nichts ausmachte.

„Da wären wir!", die Stimme des Königs erklang von den Toren der Schlosses und wir wandten uns um.
Der König schritt eingehakt mit seiner Frau die Treppe runter. Seine Kleidung war das Paar zu Drystans, nur wesentlich aufwendiger. Er trug mehr Goldschmuck, sein knielanger Umhang war innen mit Musselin ausgekleidet und seine Krone um einiges eindrucksvoller. Das Schwert steckte in einer verzierten Scheide.

Die Königin schritt neben ihrem Mann die Treppe runter. Ihr Kleid war ebenso tiefblau, wie die Weste von Drystan. Es lief am Hals zusammen, ließ die Schultern frei und betonte ihren schmalen Oberkörper. Mehrere lagen Stoff fächerten sich in einen langen Rock auf, um den sich locker kleine Goldkettchen mit Saphiren wickelten. Ihre Krone wurde mithilfe einer komplizierten Flechtfrisur in Position gehalten, von dem der Rest über ihre Schulter fiel. Genau die richtige Menge an Haar hatte man um ihr Gesicht herum wieder raus gezogen, sodass die Strähnen nicht zerzaust wirkten, sondern sanft ihr Gesicht umspielten.
An ihrem Oberarm trug sie jeweils einen goldenen Reif, der zu dem ebenso schnörkeligen Muster an ihren Rocksaum passte.

Die Königsfamilie in all ihrer Pracht.

Ohne groß Zeit zu verschwenden, stieg das Königspaar in die Kutsche. Drytsan und ich in die andere. Wachen begleiteten uns zu Pferd und bildeten einen Ring um uns, als wir losfuhren.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now