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Ich spürte eine Kälte in meinen Knochen, die tiefer ging als alles, was ich jeh gespürt hatte.
Arnicus stand mit nachdenklichem Blick vor mir und tippte sich an das Kinn. Schließlich richtete er seine schwarzen Augen auf mich.
„Du kennst doch sicher die Legende. Meine Mutter, Ymein Vater, die ach so schöne Magie unter den Menschen und soweiter und sofort..."
Mit einem gelangweilten Wedeln der Hand hörte er auf zu sprechen.
Als ich knapp nickte, fuhr er fort.
„Ich wurde also vom Himmel herabgestoßen. Tatsächlich wortwörtlich gesprochen. Ich krachte in die Erde hinein, der Boden zerbrach unter der Macht eines Gottes, die mir im nächsten Moment schon genommen wurde und ich fiel in die Tiefe. Um mich herum nichts als Stein und Dunkelheit."
Seine Augen blitzten und Wut schlich sich in seine Stimme. Mir schien die Schatten wurden fester, bedrohlicher.
„Meine Familie ließ mich versauern. Dabei hatte ich den Menschen doch nur zurück geben wollen, was wir uns so eigenwillig aneigneten! Macht! Kontrolle! Selbstbestimmung!"

Ich runzelte die Stirn und er unterbrach sich.
„Meine Beweggründe lasse ich jetzt mal außen vor. Ich bezweifle, dass du mir glauben würdest. Dafür haben meine Eltern schön gesorgt."
Grimmig strich er über die Ketten an seiner Hüfte, die den weißen Stoff seiner Hose zusammenhielten.
„Jedenfalls begann meine Magie nach Jahren wieder zu kommen. Außerhalb des Blickfeldes meiner Familie konnte ich mich Stück für Stück erholen. Als meine Magie endlich wieder greifbar war, sandte ich sie aus, damit sie sich irgendwo festsetzen konnte."
Schulterzuckend verlagerte er das Gewicht von eine Bein aufs andere. Eine dermaßen menschliche Bewegung, dass ich kurz stutzte.
„Weißt du, wir Götter können einen Schutzpatronen auswählen, ein Gefäß, das wir unsere Magie zum Teil schenken. Früher hat es so viele Magier gegeben, aber nach dem Kampf unter uns Göttern, hat man es ihnen nicht nochmal in den Mengen anvertraut."

Während ich mit angespannten Muskeln zuhörte, hob er die Hände um eine Wage zu demonstrieren.
„Es ist ein Geben und Nehmen. Das ganze Leben und auch mit der Magie, die wir einem Individuum verleihen. Es kann sie benutzen und sie stärkt auch den eigenen Körper. Wir stellen eine Verbindung zu dieser Person her, wodurch sie mit uns sprechen und sehen kann und wir darüber hinaus an Energie gewinnen. Wir geben Magie, die Person gibt uns Energie."
Arnicus ließ die Hände sinken.
„Allstair war ein würdiges Gefäß. Durch ihn konnte ich meine Macht weiter genesen lassen, während er die Magie unter sein Volk gebracht hat. Zugegeben in ziemlich plumper Form, aber es hat funktioniert."
Fast schon sehnsüchtig, stieß er die Luft aus. „Du hättest mal sehen sollen welche Wunder ich mit meine ganzen Magie anstellen konnte!"

Ich hielt mich davon ab die Stirn zu runzeln, sondern stattdessen eine unbeteiligte Miene zur Schau zu tragen, aber innerlich überlegte ich fieberhaft, wo diese Geschichte hinführen sollte.

Langsam trat er näher, bis er wieder vor mir stand. Er hob eine Hand und betrachtete sie unglücklich.
„Nur leider habe ich keinen physikalischen Körper auf der Erde. Ich kann mich Sterblichen in Träumen oder im Kopf zeigen, aber ich kann ihre Welt nicht betreten. Hätte ich meine ursprüngliche Macht, wäre das möglich."
Seine Augen glitten von seiner Hand zu mir.
„Allstair hat die Magie, die ich ihm gab in etwas materielles verwandelt. Etwas, das den Körper eines Menschen transformiert, sodass er meine göttliche Existenz in sich aufnehmen kann."
Sein Blick wurde intensiver.
„Der Körper muss stark sein, denn die Transformation ist mit starken Schmerzen verbunden. Er braucht einen starken Willen."

Mein Herz schlug schneller, als ich endlich verstand, was er andeutete.

Während ich ihn noch anstarrte, berührte er mit der Fingerspitze meinen Hals. Diesmal sprang ich zurück und legte die Hand auf die Stelle, wo Allstair mir das schwarze Blut injiziert hatte.

„Allstair hat dir meine Magie in geschwächter Form gespritzt. Deswegen bist du nicht mutiert, wie viele andere. Stattdessen wachsen deine physischen Kräfte. Du bist schneller, stärker und hörst auch besser."
Seinen Arm ließ er wieder sinken. Ein genießendes Lächeln hatte sich in sein ebenes Gesicht geschlichen.
„Die anderen Infizierten - die Seuche, wie man es nennt- sind ebenfalls Träger meiner Magie, aber sie sind mehr Nahrung als Gefäß. Nicht jeder hält meinen Teil der Macht stand und die Körper sterben ab mit den verwirrten Seelen in ihnen. Ich zehre sie auf, aber es gibt mir Kraft und hilft mir, mich zu erholen."

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now