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Nach etwas mehr als einer Stunde wurden wir aus der Bibliothek entlassen. Hinter uns fielen die schweren Türen zu und ich folgte dem Prinzen den Flur runter.

„Als Nächstes habe ich Tanzunerricht.", informierte er mich, „Im Moment übe ich für den Eröffnungstanz für den Ball in zwei Wochen."

Der Ball an dem die Prinzessin aus Chri-Delero anreisen würde. Der Verlobungsball.

Ich nickte knapp, als Zeichen, dass ich verstanden hatte und musterte den Wachposten. Im ganzen Schloss waren sie in regelmäßigen Abständen verteilt. Ich prägte mir ihre Gesichter ein.

„Leider bin ich kein besonders guter Tänzer. Lady Marin ist bereits am Ende ihrer Nerven."
Ich sah kurz zu ihm und dann wieder weg. Anstatt zu antworten folgte ich mit den Augen einem vorbei huschenden Dienstmädchen.

Der Prinz schnaubte. „Genauso gut könnte ich mit einer Wand sprechen."
Also sage ich letztendlich doch etwas. Aber vermutlich nicht das, was der Prinz sich erhofft hatte.
„Mein Job ist es Euch zu beschützen, nicht mit Euch zu plaudern."
„Könnt Ihr nicht beides tun?"
Ich neigte den Kopf leicht schief: „Wieso ist das Euch so wichtig?"
„Beantwortet Ihr alles mit einer Gegenfrage?"
„Sollte ich das denn?"

Seine Mundwinkel zuckten und er sah wieder nach vorn. Wir erreichten die nächste Doppeltür und der Prinz stieß sie auf.

Diesmal war es ein großer Saal, mit hellgrauen Parkett und weißen Wänden. Große Fenster an der rechten Wand beleuchteten den Raum und warfen ihr Licht auf die goldenen Verzierungen an den Wänden. In dem Raum waren keine Möbel platziert, sodass unsere Schritte leicht durch den Saal hallten.

Darauf wandte sich eine Frau von den Fenstern um.
„Guten Morgen, Eure Hoheit."
Sie kam auf uns zu und knickste vor dem Prinzen. Mich musterte sie dagegen nur einmal von oben bis unten. Ich tat das gleiche.
„Lady Nemesis. Meine Leibwächterin", stellte der Prinz mich höflich vor.
„Ah ja.", Lady Marin machte ein unglückliches Gesicht, „Wirklich erschreckend dieses Attentat. Zum Glück habt Ihr den Pfeil gefangen."
Beim letzten Teil sah sie mich an und ich neigte den Kopf.

Hätte ich es nicht getan, hätten mich die Zwillinge nicht gefunden. Aber dieses Problem hatte ich ja bereits erledigt.

Lady Marin musste um die dreißig sein. Jedenfalls glänzten silberne Strähnen in ihren sonst blonden Dutt. Die Lider hatte sie mit einem Hauch rosa geschminkt, die so zu ihrem pfirsichfarbenen Kleid passten. Die Farbe ließ sie junger und frischer aussehen.
Es war ein schulterfreier Schnitt, mit langen Ärmeln und mehreren Lagen Chiffon. In den Stoff war ein goldenes Muster eingewebt, das mit der zierlichen goldenen Kette um ihren Hals harmonisierte.

„Nun Eure Hoheit, wollen wir direkt beginnen?"
Der Prinz nickte nicht gerade begeistert und bot der Frau die Hand an. Diese nahm sie und sie stellten sich zum Tanz richtig hin.

Ich bezog einen Posten neben dem Plattenspieler, von dem ich einen guten Blick auf die Tür, Fenster und Prinz hatte.

„Ihr kennt die Schritte ja bereits.", sagte Lady Marin und wedelte in meine Richtung, „Achtet auf die korrekte Ausführung."

Auf die Anweisung der Lehrerin hin, setzte ich die Nadel auf und die Musik erklang. Ein Walzer, worauf sich Lady Marin und der Prinz in Bewegung setzen.
Aufrecht und steif tanzten sie über das Parkett. Der Prinz hatte die Hand an ihrer Hüfte und mir der anderen hielt er ihre auf Schulterhöhe.
Die Musik begann langsam und stieg immer weiter an. Dementsprechend wurden ihre Bewegungen ebenfalls dynamischer. Der Prinz drehte Lady Marin und führte sie im nächsten Moment wieder zu ihm zurück.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now