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Als alle vier gegnerischen Schützen begannen Drystan einzukreisen, legte ich beunruhigt eine Hand auf mein Schwert. Noch aber hielt ich mich zurück.

Drystans war sich die Situation ebenfalls bewusst geworden und seine Lippen bewegten sich zu einem grimmigen Lächeln.
Trotzdem schien er nicht aus der Ruhe gebracht. Stattdessen nahm er sich die Zeit jeden Schützen auf dem Sand auszumachen.

Und dann legte er los.

Er hechtete nach rechts, rollte sich ab, entging so zwei Pfeilen, die sich neben ihm in dem Sand bohrten und rannte im Zickzack auf den roten  Schützen zu. Dieser versuchte ihn zu treffen, aber Drystan wich überraschend schnell aus und schoss im nächsten Moment seinen eigenen Pfeil ab.
Rot wurde getroffen und senkte geschlagen den Kopf.
Doch Drystan hatte nicht die Zeit sich den kleinen Sieg zu gönnen, denn weitere Pfeile wurden auf ihn abgeschossen.

Rot ging vom Platz und der Prinz brachte sich hinter einer Kiste in Sicherheit. Sein Manöver wurde vom anerkennenden Klatschen des Publikums belohnt.

Unsere Blicke kreuzten sich und ich nickte ihm zu.

Er lächelte, fokussierte sich aber sofort wieder auf den Wettkampf.

Die Schützin mit dem schwarzen Band gab ihre Deckung auf und rannte flink auf Drystan zu. Dieser passte den richtigen Abstand ab, flankte über die Kiste, drehte sich in der Luft und schoss einen Pfeil ab.

Schwarz hatte dieses Manöver nicht erwartet, versuchte auszuweichen, wurde aber gestreift.

Die Zuschauer waren außer sich und standen auf. Sogar der König lächelte stolz.

Nach dem Abrollen kam er auf den Knien auf und schoss von der Position den nächsten Pfeil. Grün wurde getroffen und schied aus. Kaum hatte Drystan den Pfeil abgeschossen, brachte er sich hinter einem dicken Holzpfahl in Sicherheit.

Es blieb jetzt nur noch einer übrig.

Weiß biss verärgert die Zähne aufeinander, handelte aber sofort.
Genauso schnell wir Drystan eben, bewegte er sich zu dem Prinzen rüber. So war der Prinz gezwungen, seinen Schutz aufzugeben, es seiden, er wollte in die Ecke gezwängt werden.

Jetzt konnte der Prinz seine Kontrolle mit Pfeil und Bogen demonstrieren.

Weiß und Blau standen auf den gegenüberliegenden Seiten des Platzes und begannen nun aufeinander zu schießen. Beide wichen aus, sprangen, legten Pfeile an, zielten, schossen und duckten sich erneut. Es glich einem Schwertkampf auf Distanz. Das mit einer so hohen Geschwindigkeit, dass sogar ich beeindruckt war.

Vor allem Drystan überraschte mich. Hier bewegte er sich mit so viel Präzision und Kraft, wie es beim Schwerttraining selten der Fall war. Er atmete, lebte diese Disziplin.
Geduld, Präzision und Lebhaftigkeit, das, was ihn in den ganzen Tanzstunden und Kämpfen gefehlt hatte, forderte er hier spielend zu Tage.

Jetzt nahm er alle Kraft zusammen, stieß sich vom Boden ab, drehte sich seitlich, sodass ein Pfeil von Weiß knapp an ihm vorbei sauste und schaffte es in der selben Bewegung seinen eigenen zu schießen.
Drystan traf seinen Gegner genau in die Brust.

Die Zuschauer sprangen klatschend auf und bejubelten den spektakulären Sieg von Drystan. Dieser streckte die Arme aus und badete in den Jubelrufen. Lächelnd und keuchend drehte er eine Runde über den Platz. Dabei reckte er seinen Bogen triumphierend in die Höhe.

Als er zu mir zurück kam, stand ihm der Schweiß auf der Stirn, aber er schien sehr zufrieden.

„Ich bin beeindruckt, Eure Hoheit.", sagte ich.
Er lächelte noch breiter und schnappte sich etwas von dem bereit stehenden Wasser, das er hastig runterstürzte. Seinen Bogen platzierte er auf dem Tisch.
Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und bemerkte.
„Sie wussten, dass ich der Stärkste bin, also wollten sie mich gemeinsam aus dem Spiel schaffen."
Der Prinz sah zur Seite zum Platz, wo gerade der Parcours weggeräumt wurde.
„Hat nicht funktioniert."

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now