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Noch ehe ich etwas zu den eindringlichen Worten meines Ebenbilds sagen konnte, riss mich eine unsichtbare Kraft nach hinten.
Zu meiner Überraschung landete ich weich.

Verwundert stützte ich mich auf. Ich lag auf einem Bett.
Mein Verstand raste noch immer, mein ganzer Körper war angespannt und ich hatte das ganze Blut der mir dargebotenen Szenen vor Augen. Mir war, als schmecke ich seinen metallischen Geschmack noch immer auf der Zunge.

Als ich beim Aufstehen das Zimmer in Augenschein nahm, erstarrte ich augenblicklich.
Das war Allstairs Zimmer.

Ich sprang vom Bett auf, als hätte ich mich verbrannt und hastete zur Holztür. Verzweifelt rüttelte ich an dem Griff, aber sie war verschlossen.
„Nein. Nein, nein, nein."

Ein leises Lachen ertönte hinter mir und ich fuhr herum. Der König stand oberkörperfrei vor mir, wodurch ich seine blassen Narben auf dem geformten Körper erkennen konnte. Narben von Kämpfen, nicht Zeichen qualvoller Folter, wie meine.

Ich bekam keine Luft mehr, als er eine Hand neben meinem Kopf an der Tür abstützte. Dabei kam sein Gesicht näher.
Zu nah.

Ich drückte mich so fest gegen die Tür, wie es ging, aber ich konnte keinen Abstand gewinnen. Am liebsten wäre ich in das Holz eingeschmolzen.
Sofort schoben sich Bilder vor meine Augen und ich spürte Hände über meine Haut wandern. Lippen über meine streichen und raue Stimmen an meinem Ohr.

Allstairs Augen funkelten begierig als er ruckartig seinen Mund auf meinen presste und sein Körpergewicht benutzte, um mich gegen die Tür zu pressen.
Mir wurde bei dem besitzergreifenden Kuss augenblicklich schlecht. Ich wollte schreien, ihn kratzen, ihn töten. Nur wusste ich aus gescheiterten Versuchen, dass es nur in noch mehr Qual endete. Egal, was ich tat. Ob ich schrie, bettelte oder gefügig war, er würde nicht aufhören, bis ihm die Lust vergangen war.

Alles in mir schrie und wollte sich wehren, aber meine Glieder gehorchten mir nicht. Ich konnte sie nicht bewegen! Ob es die Wirkung dieses seltsamen Traumes war oder meine blanke Panik, vermochte ich nicht zu sagen. In meinem Kopf herrschte sowieso eine Blockade, sodass mir sämtliche Selbstverteidigungstechniken entfielen.

Allstairs Hände glitten über meine Hüfte runter zu meinem Hintern und hoch zu meiner Brust. Durch den Ganzkörperanzug spürte ich jede Bewegung seiner kalten Finger. Als ich mich sichtlich versteifte, mich aber nach wie vor nicht regen konnte, lachte der König leise an meinen Lippen, ehe er sie runter wandern ließ zu meinem Hals.

Jetzt riss er mich herum und schob mich in Richtung Bett. Panisch sah ich über die Schulter, da packte er mein Kinn, um es zu einem weiteren Kuss herum zu reißen.
Zwischen zwei Atemzügen konnte ich mich losreißen.
„Nein!"

Doch genau dann verschwamm das Bild. Nach dem nächsten Blinzeln lag ich erneut in dem Bett. Über mir ein zerknittertes Laken und vom Allstair keine Spur.

Mit keuchenden Atem richtete ich meine Oberkörper auf. Dabei rutschte die Decke runter und ich bemerkte, dass ich nackt war. Diese Bild war so vertraut, dass die Erkenntnis wie ein Blitz in mich einschlug.
„Nein", flüsterte ich diesmal. Mit zitternde Gliedern stand ich auf und trat von dem Bett zurück.
Sobald ich stand zuckte ich zusammen. Die Stelle zwischen meinen Beinen brannte.
Langsam richteten sich meine Augen auf das Laken, wo ein kleiner Fleck Blut zu sehen war.

Noch ehe ich die Augen schließen konnte, hatte mich die Erinnerung eingeholt. Ich war achtzehn gewesen, das Geschehene also noch frisch. Zwar hatte er mich schon vorher berührt, aber er war nie so weit gegangen. Bis in jener Nacht.
Meine Handschuhe hatte ich schon vorher getragen, um das Gefühl von Haut auf Haut nicht ertragen zu müssen, aber nach dieser Nacht verfiel ich in regelrechte Panik, wenn ich sie ablegte.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now