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Nemesis
Ich wollte mich gerade von meinem Essen erheben, damit wir nach den anderen schicken konnten, da klopfte es an der Tür und noch ehe ich die Erlaubnis zum eintreten erteilen konnte, wurde die Tür von einem breit lächelnden Martell aufgestoßen.

Drystan war gerade mal aufgestanden , da hatte ihn der Königswächter schon in die Arme genommen.
Hinter ihm kam Aramis etwas ruhiger durch die Tür und grinste Drystan an, der gerade von Martells kräftigen Armen zerquetscht wurde.

„Bei Riniah, wir dachten schon du wärst tot!"
Martell ließ den Prinzen los, der demonstrativ Luft schnappte, dann seinem Freund aber gegen die Schulter boxte.
„So schnell werdet ihr mich nicht los."
Aramis kam näher und sie hielten sich gegenseitig den Unterarm. Dieser neigte dabei leicht den Kopf.
„Wäre auch zu schön gewesen."

Sie ließen sich los und alle drei richtete die Augen auf mich. Ich war reflexartig aufgesprungen und hatte zu meiner leeren Hüfte gegriffen, als die Tür aufgeflogen war.

Aramis wandte sich mir ganz zu und nickte mir respektvoll zu.
„Danke, dass Ihr Drystan beschützt habt. Ich freue mich ebenfalls, dass Ihr wohlauf seid. Ob Ihr jetzt nun eine Leymalierin seid, oder nicht."
Martell stimmte ihm brummend zu.

Überrascht, von den netten Worten, richtete ich mich auf und ließ die Hände rechts und links von mir hängen.
„Gleichfalls."

Martell lächelte schief, wurde dann aber wieder ernst.
„Wollt ihr anfangen mit den schlechten Nachrichten, oder wollt ihr unsere hören?"
Auch Drystans Euphorie verschwand und er setzte sich wieder hin. Auf meine Erlaubnis hin, schoben sich die beiden Königswächter die Chaiselongue heran und setzen sich.

Drystan sah fragend zu mir, also entschied ich:
„Besser ihr fangt an. Von unserer Seite gibt es einiges."
Aramis zog eine Augenbraue hoch während er seine blaue Wächteruniform aufknöpfte und über die Lehne hängte. Jetzt mit weißem Hemd bekleidet lehnte er sich angespannt zurück.
„Martell und ich können das gleiche behaupten."

„Glaubt mir. Wenn wir fertig sind werdet ihr nicht mehr an das denken, was hier in Koranée passiert."
Jetzt wanderten auch Martells blonde Augenbrauen in die Höhe.
„Ist das eine Wette?"
Aramis sah geschockt zu dem Mann neben ihm.
„Du willst wetten wer die schlimmeren Nachrichten hat?"
Martell verdrehte bei Aramis' Ton die Augen. „Bisschen Spaß muss sein. Ich versuche nur die ganzen negativen Schwingungen auszugleichen."

Drystan lächelte schwach, schüttelte dann aber leicht den Kopf.
„Ich lasse eben nach Chara und Phyrros schicken."

Wenig später hatten sich alle in meinen Zimmer versammelt. Phyrros saß mit überschlagenen Beinen auf dem Schreibtisch zwischen mir und dem Prinzen, Chara stand mit den Gedanken bei ihrer Freundin, die inzwischen von Alaric behandelt wurde, neben dem Fenster zum Balkon. Sie hatte es ein Spalt breit aufgemacht und hielt ihr Gesicht gegen die frische Brise.

Sie hatte sich ebenfalls umgezogen und trug jetzt eine braune, eng anliegende Hose und ein lockeres, blassgrünes Hemd, das um die Hüfte mit einem dicken Gurt festgehalten wurde, an dem ihrer Ringe hingen. Das scharfe Metall reflektierte das Licht der Kerzen, die wir angezündet hatten. Der Tag neigte sich bereits dem Ende entgegen, als Aramis, Martell und Phyrros uns über die Ereignisse während unserer Gefangenschaft aufklärten.

„Sie Renalds hat die Stadt seltsamerweise in Ruhe gelassen, nachdem er euch alle geschnappt hatte. Aber die Infizierten, die er in der Stadt verwandelt hat und die, die er sowieso schon dabei hatte, haben jeden angegriffen, der ihnen entgegen kam. Viele unschuldige Bewohner sind gestorben, die von dem Eindringen in das Schloss nichts mitbekommen haben."
Aramis verzog gequält das Gesicht und auch Martell hatte sofort jeglichen Witz verloren, als der Wächter anfing zu erzählen.
Ich saß aufrecht in meinem Stuhl und sah Aramis unverwandt an. Genauso wie Phyrros und Martell, war er ein möglicher Verräter.

Nemesis - Blut und Schwerter On viuen les histories. Descobreix ara