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Laila öffnete mir die weiß-goldene Tür zum Speisesaal.
„Viel Glück", flüsterte sie und ich trat ein.

Die Königsfamilie erwartete mich bereits in dem großen Saal. Auch hier hing wieder ein gläserner Kronleuchter von der Decke. Er erhellte den Raum gemeinsam mit rechts und links aufgereihten Kerzenständern. Zwei Säulen an den Seiten hielten die hohe Decke. Der Boden war hier nicht gekachelt, sondern mit Holz ausgelegt, was dem Raum zusammen mit dem Kerzenlicht eine gemütlichere Atmosphäre gab.
Die einzigen Fenster waren an der Wand gegenüber des Eingangs. Sie ließen einen Teil des Abendlichts hinein.

Am Kopfende des langen Tisches aus Eiche saß der König und musterte mich aus blauen Augen. Er trug eine edle dunkelblaue Jacke mit mehreren Orden an der Brust. Natürlich saß die Krone sicher auf seinem Haupt.
Rechts von ihm saß die Königin. Ihre dunklen Locken zu einem komplizierten Dutt hochgesteckt und die Krone mit eingewoben.
Ihr gegenüber hatte sich der Kronprinz niedergelassen. Sein Blick war der intensivste und ich erwiderte ihn ohne zu zögern.
Heute trug der Prinz ein edles, weißes Hemd mit goldenen Verzierungen an den Ärmeln. Die helle Farbe stand im starken Kontrast zu seiner hellbraunen Haut. Den obersten Knopf hatte er offen gelassen, sodass es sein Schlüsselbein freilegte. Sein dunkelbraunes Haar fiel ihm in die Stirn und schien etwas zerzaust. Sein Reif, der ihn als Kronprinzen auszeichnete, fehlte.

Ich wusste, dass er trainiert hatte. Bei meinem Rundgang im Westflügel hatte ich durch ein Fenster einen Blick auf den Trainingsplatz werfen können. Ritter und Mitglieder der Königsgarde hatten gegeneinander gekämpft und der Prinz war dabei gewesen.

Ich verneigte mich gebührend tief vor der Königsfamilie, wobei mir mein Zopf über die Schulter fiel. Als ich mich aufrichtete, warf ich ihn wieder zurück.
„Guten Abend."

Die Königin lächelte leicht und deutet auf den Stuhl neben sich.
„Gute Abend, Lady Nemesis. Setzt Euch."
Ich neigte den Kopf und schoss dem Prinzen unauffällig einen eisigen Blick zu. An seinem leichten Grinsen erkannte ich, dass er mir den Titel mit voller Absicht angehangen hatte.

Aber ich hütete mich davor, den Prinzen vor dem König zur Rede zu stellen. Also setzte ich mich neben die Königin und legte die Hände locker auf den Tisch.

Man hatte schon gedeckt. Neben meinem Teller lagen eine Reihe an Gabeln und Löffeln. In unterschiedlichsten Größen und für unterschiedliche Gerichte vorgesehen. Ich bezweifelte nicht, dass es echtes Silber war.

Kaum saß ich, tauchten Diener auf und stellten die Speisen frisch auf den Tisch. Es gab eine Reihe an leckeren Pasteten und Früchten mit verschiedenen Salaten als Beilage. Das Hauptgericht stellte aber eindeutig die herrlich duftende Hirschkuh dar.

Man schnitt Stücke für uns ab und legte sie uns auf den Teller. Als man mir etwas Rotwein eingießen wollte, hielt ich mein Glas zu.
„Ich trinke nicht. Aber ich nehme gerne ein Wasser."
Der Diener verneigte sich leicht. „Natürlich, Lady Nemesis. Kommt sofort."
Er eilte los, um Wasser zu holen.

„Seid ihr sicher, Lady Nemesis?", fragte der König und hob sein eigenes Glas Rotwein an, „Der Wein ist vorzüglich. Frisch von den Handelsschiffen aus
Chri-Delero."

Sofort wurde ich misstrauisch. War in dem Wein etwas drin? Vielleicht ein Mittel, das meine Zunge lockern sollte?

„Ich bleibe dabei.", bestimmte ich fest und dankte dem Diener leise, der mir ein Glas Wasser hinstellte.

Der König beließ es dabei und begann das Fleisch anzuschneiden. Wir begannen mit dem Essen.

„Es freut mich, dass ihr das Angebot nochmal überdacht habt.", bemerkte der König und nahm einen kleinen Bissen von dem Fleisch, „Umso mehr interessiert es mich, was für den Wandel gesorgt hat."
Die Königin sah mich jetzt ebenfalls erwartungsvoll an. Der Prinz dagegen erdolchte mich warnend mit seinem Blick.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now