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Nemesis
Unsere Gruppe verließ Xenos' Höhle und kehrte zur Gabelung zurück.

Ich nickte zum linken Gang. „Da drin ist Arnicus' Statue. Und der Geist."
Der Prinz stand rechts von mir, Chara trat an meine linke Seite.
„Mir wird ganz unwohl, wenn ich näher an den Gang ran gehe."

Darauf hob Aramis hinter uns die Augenbrauen.
„Drystan, ist es bei dir nicht das gleiche? Du wolltest nie in diesen Gang gehen, egal wie sehr wir dich gedrängt haben."

Mir entging die angespannte Haltung des Prinzen nicht, als er ruckartig nickte.
„Ja. Daran hat sich nichts geändert."

„Du musst nicht mit rein", versuchte ich es nochmal, doch Drystan schüttelte entschieden den Kopf, ehe er seine hellblauen Augen mir zuwandte.
„Du brauchst einen Anker."

Ein warmes Gefühl, dass ich sonst nie spürte, stieg in mir auf. Kurz machte ich mich ihm bewusst, aber sofort danach stopfte ich es mitsamt allem anderen weg.

Ich würde meiner Vergangenheit gegenüber treten müssen. Es war kein Platz für Gefühle, wenn ich nicht daran zerbrechen wollte.

„Ihr wartet hier", wandte sich der Prinz fest an die anderen, „Kommt nicht rein."
Von der Seite sah ich ihn an, dem Rest hatte ich den Rücken zugewandt. Was nicht hieß, dass ich nicht jede ihrer Bewegungen wahrnahm.
Drystan wusste, wie schwer es mir fiel, meine Vergangenheit zu teilen. Jetzt ging er sicher, dass er auch der einzige blieb.

Doch Phyrros machte kopfschüttelnd einen Schritt vor.
„Das ist Schwachsinn. Was, wenn etwas schief läuft?"
„Uns passiert schon nichts"
Als sein Freund noch immer nicht zufrieden war, schob er hinterher: „Wenn doch, schreie ich."

„Ich halte das für keine gute Idee, da alleine rein zu gehen", meldete auch Chara ihre Bedenken.
Jetzt war ich es die das Wort erhob:
„Ich will keinen von euch da drin. Meine Vergangenheit geht euch nichts an, egal wie sehr ihr mir misstraut."
Meine Augen wurden stahlhart, woraufhin die anderen schluckten.
„Und wenn einer von euch rein geht, obwohl wir nicht in Gefahr sind, werde ich wütend. Und mich wollt ihr nicht wütend erleben."

Bei meinem Ton verstummten alle und ich drehte mich zurück, um sicheren Schrittes in den Tunnel zu gehen. Drystan folgte mir angespannt.
Widerwillig ließen die anderen uns gehen.

Von Fackeln erleuchtet, legten wir die Hälfte des gewundenen Ganges schweigend zurück. Plötzlich blieb ich stehen und drehte mich ernst zu dem Prinzen um. Verwirrt hielt auch er an.

Als er mir fragend sein Gesicht zuwandte, wurde die eine Seite vom Feuer beleuchtet, die andere lag im Schatten.

Ich holte Luft und sah ihm offen ins Gesicht. Es war mir unangenehm, meine Mauern ein Stück runter zu ziehen, aber bei ihm - und nur ihm- würde ich einigermaßen offen sein.

„Ich habe sehr schlimme Dinge getan", begann ich, „Grausames, unmenschliches. Ebensolche Dinge hat man auch mir angetan"
Er war zu überrumpelt, um etwas zu sagen, aber da redete ich schnell weiter, bevor ich es mir anders überlegen konnte.
„Ich werde nicht lügen. Ich bereue keinen der Tode. Trotzdem verfolgen sie mich."
Zu meinem Ärgernis zitternd, stieß ich die Luft aus.
„Ich will nur.... Ich will nur das du weißt, dass du mir was bedeutest, Drystan. Ich bin gerne deine Freundin, daran hat sich nichts geändert. Alle anderen sind mir scheißegal nur du nicht."

Drystans Mund öffnete sich und er starrte mich stumm an. Doch dann schien er sich zu fangen.
„Ich weiß", versicherte er mir aufrichtig, „Du bedeutest mir auch viel. Und ich bin glücklich, dass du eingewilligt hast, eine Freundin zu sein."
Sanft berührte er mich an der Schulter. Eine Berührung so zärtlich, dass ich erschauerte.
„Wieso erzählst du mir das?"

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now