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Nemesis
Drystan, Chara und ich standen grimmig im Thronsaal. Nachdem wir alle jetzt geduscht, gegessen und nach der aufreibenden Nacht noch ein wenig geschlafen hatten, sahen wir viel menschliches aus, als bei unserer Ankunft.
Das galt vor allem für mich, da ich nicht am ganzen Körper mir Blut besudelt war.

Mein Zopf war wie üblich straff nach hinten gebunden, dazu hatte ich ein weiteres schwarzes Hemd und Hose in meinem Schrank gefunden. Mein Zimmer war seit meinem überstürzten Verlassen nicht angerührt worden, dementsprechend lagen meine ganzen alten Sachen noch dort.

Die Hose hatte ich in meine Stiefel aus Leymalien gesteckt, die guten halt boten und in denen ich geübt war, mich absolut lautlos zu bewegen.
An meiner Hüfte spürte ich das vertraute Gewicht meines Schwarzstahl-Schwertes. Ein zusätzlicher Dolch steckte in meinen Stiefeln.

Drystan rechts von mir trug eine hochwertige, blaue Tunika, die mit aufwändigen, weißen Stickereien an Ärmelsaum und Kragen versehen war. Er hatte es in eine dunkelblaue Hose gesteckt, dazu schwarze Lackstiefel. Sein dunkles, gelocktes Haar fiel ihm zum Teil in die Stirn. Den Reif hatte er weggelassen.

Neben ihm stand Chara tadellos aufrecht, das Kinn gereckt. Sie war in delerische Kleidung gehüllt, bestehend aus einem aus weißen Stoff gewickelten Oberteil, dass in eine braune weite Hose gesteckt war. An dem breiten Gürtel um ihrer Hüfte, befanden sich ihre Ringe.

Beide Erben hatten Schrammen im Gesicht und Händen. Ich war die einzige, die ohne Verletzungen davon gekommen war.
Ohne sichtbare Verletzungen zumindest.

Gerade hatte Drystan seinen Eltern mit ernster Mine das seit der Flucht Erfahrende und Geschehene eröffnet.

Während der Flucht war er ins Stocken geraten, hatte sich aber gezwungen weiter zu erzählen. Die ein oder andere Sache hatte Chara ergänzt, aber ich hatte nur stumm die wenigen Gardisten im Auge behalten, die sich um die Throne aufgestellt hatten.
Der ein oder andere begegnete mir mit misstrauischen Blick, der Rest wirkte als hätte er kaum geschlafen.

Der Angriff hatte die Reihen der Ritter und Königswächter ausgedünnt. Viele waren beim Beschützen der Stadt gestorben oder verwandelt worden, sodass es für alle Aufgaben zu wenig Personal gab.

Nachdem wir geendet hatten, starrten uns König und Königin mehrere Sekunden sprachlos an.

Drystans Vater hielt sich die Stirn und stützte seinen Ellenbogen auf dem Knie ab. Dabei glänzten die goldenen Knöpfe seiner dunkelblauen Uniform mit weißer Scherpe quer über der Brust.
„Du hast Magie", wiederholte er tonlos, „Die Götter sind real und König Allstair verfügt ebenso über Magie. Und eine Armee an Infizierten. Alles unterstützt von Arnicus selbst."
Wir alle nickten bestätigend und der König seufzte, richtete sich dann aber wieder in seinem Thron auf.

Beide Eltern waren geschockt von der Enthüllung und den Geschehnissen in der Burg, verkrafteten es aber gut. Letztendlich hatten sie aber auch keine Zeit, es zu leugnen, dafür war das Problem zu akut.
Stattdessen wendeten sie sich den Optionen zu, die sie hatten, um das Problem aus der Welt zu schaffen.

„Und wisst ihr auch, was wir dagegen tun können?", erkundigte sich die Königin. Ein leichtes Zittern in der Stimme, war das einzige, das verriet wie betroffen sie wirklich war.
Drystan übernahm die Antwort, da ich die meiste Zeit schwieg. Ich war nicht wirklich willkommen.

„Wir konnten Xenos rufen und um Hilfe bitten. Damit die Götter das alles beenden können, brauchen sie die Magie, die Arnicus ihnen genommen und versteckt hat. Sie befindet sich in einem Tempel in der Wüste."
Der König zog skeptisch eine Augenbraue hoch, also erklärte der Prinz schnell:
„Anscheinend hat dort früher mal ein Volk gewohnt, von dem unsere Bücher nichts wissen."

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now