Epilog

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Nemesis
Ich stand neben einem dunkelbraunen Pferd mit weißem Fleck auf der Stirn, das man mir für die bevorstehende Reise gebracht hatte. Es war mit großen Satteltaschen ausgestattet, in denen ich Proviant, wenige Wechselsachen, Geld und Waffen verstaut hatte. Eine ordentliche Summe Geld, schließlich hatte Drystan darauf bestanden und das Argument gebracht, dass ich für meine königlichen Dienste entschädigt werden musste.

Wenn ich diese ganze Nummer durchgezogen hatte, würde ich das dreifache verlangen. Und mich dann endlich vom königlichen Hof verziehen. Weit weg von Mächten, denen ich diente.

Mein Blick richtete sich von der goldenen Statue Riniahs in der Mitte des Platzes, auf Drystan, Chara, Aramis, Martell und Phyrros, die kamen, um mich zu verabschieden.
Ich wandte mich ihnen zu, als sie mich erreicht hatten. An meinem ganzen Köper hingen Waffen. Die wenigsten davon sichtbar, aber ich würde mich tief in Leymaliens Wälder begeben müssen. Dort lauerten die Infizierten und ich war nicht so naiv zu hoffen, dass ich auf keinen von Allstairs Soldaten treffen würde.

Noch war meine Kapuze zurückgeschlagen, aber sobald ich sie mir ins Gesicht zog und dazu den Stoff um meinem Hals über die Nase zog, war ich ein unbekannter Schatten, ehe ich den Tod brachte.
Dazu hatte der König mich gemacht. Und genau das wurde ihm zum Verhängnis.

„Ich wünsche dir eine gute Reise Nemesis", sagte Chara aufrichtig, „Und ich danke dir, dass du mir das Leben gerettet hast. Ich bin dir etwas schuldig."
Sie hielt mir die Hand hin und wir hielten uns am Unterarm. Ich spürte den weichen Stoff ihrer hellgrünen Tunika. Seit unserer Rückkehr von der Burg hatte sie kein Kleid mehr angerührt und ihre Ringe hingen immer griffbereit in ihrer Nähe.
„Früher oder später werde ich den Gefallen einfordern", warnte ich.
Aber sie machte keinen Rückzieher und drückte meinen Arm bekräftigend.

Als wir uns losließen, boxte mir Martell freundschaftlich gegen den Arm. Genauso wie Aramis stand er in vollständiger blauer Uniform. Sobald sie mich verabschiedet hatten, mussten sie sofort weiter. In der Stadt wartete genug Arbeit für alle.
„Viel Erfolg. Und tritt ein paar Leymaliern auf dem Weg in der Arsch, ja?"
Schnaubend nickte ich und der blonde Gardist trat mit verschränkten Armen wieder zurück, woraufhin sich Aramis nach vorne schob.
Flüchtig berührte er mich an der Schultern.
„Danke, dass du unseren Freund so rücksichtslos beschützt hast. Und dich auch jetzt in große Gefahr bringst."

So nett ihr Dank auch war, so musste ich sie daran erinnern, dass es mir um Rache ging.
„An dieser Aktion ist nichts edelmütiges dran. Ich will Rache am leymalischen König und das schaffe ich nicht ohne die Unterstützung der Götter."
Aramis lächelte wissend, beugte sich vor und flüsterte so leise, dass nur ich allein es hören konnte:
„Das magst du dir einreden, aber in Wahrheit hast du uns alle gern."
Er sah bedeutend zum Prinzen, ehe er zurück trat, ohne meine Antwort abzuwarten.

Drystan schwieg noch immer und sah mich traurig an, da kreuzte mein Blick, den von Phyrros neben ihm. Dieser verzog den Mund, sagte aber:
„Ich denke immer noch, dass du eine tickende Zeitbombe bist und das es lebensmüde ist, dich in der Nähe zu behalten, aber ich kann nicht leugnen, dass du deinen Job als Leibwächterin großartig gemacht hast."
Er zuckte die schmalen Schultern und sah weg.
„Musst ja nicht unbedingt bei deiner Mission drauf gehen."
Wärmere Worte konnte ich von Phyrros nicht erwarten, also drehte ich meinen Kopf zum Prinzen.

Die anderen tauschten einen stummen Blick und ließen uns alleine. Sie winkten mir ein letztes Mal zu, dann waren sie schnell im Palast verschwunden.

Drystan seufzte und schenkte mir ein trauriges Lächeln.
„Dann heißt es wohl auf Wiedersehen. Fürs erste."
Ich nickte knapp: „Versuch ohne mich nicht zu sterben."
Kopfschüttelnd lachte er auf. „Mach dir um mich keine Sorgen. Aber wenn du stirbst, reite ich dir nach und bring dich um."
Im Drystans Gegenwart einigermaßen offen, lächelte ich kaum merklich.
„Dann sehe ich wohl zu, dass es nicht so weit kommt."
„Besser ist es", bekräftigte er und Schweigen entstand.

Nemesis - Blut und Schwerter Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα