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Schnell huschte ich auf mein Zimmer, mein Schwert kampfbereit in der Hand. Zwar wurde ich nicht angegriffen, aber die vielen Diener auf den Fluren wichen hastig zur Seite. Dabei fing ich mir den ein oder anderen ängstlichen Blick ein, aber das war mir herzlich egal.

Als ich die Zimmertür aufstieß, erschreckte ich die putzende Laila. Sie schrie auf, legte sich dann aber erleichtert eine Hand aufs Herz. „Ach du bist es."

Ohne ein Wort riss ich den Schrank auf, streifte meine Uniform ab und schlüpfte in meine schwarze Kampfmontur. Der Stoff schmiegte sich mit den vielen Schnallen perfekt an meinen Körper. Nacheinander verstaute ich alle kleinen und großen Messer an den Gürteln oder verstecktem Taschen, das Schwarzstahlschwert band ich mir selbstverständlich wieder um die Hüfte.

"Was ist los?", wollte Laila wissen und erst da richtete ich meinen eisigen Blick auf sie. Unwillkürlich zuckte sie zurück.

„Ich komme aus Leymalien", klärte ich sie auf, „Der König hat das jetzt rausgefunden."
Sie wurde blass und ihr Blick zuckte zu Tür, den Weg dorthin ich versperrte.

"Ich tu' dir nichts, keine Sorge. Aber ich verschwinde jetzt."

Ruckartig knallte ich die Schranktür zu und wandte mich meiner Zofe zu. Ich bemerkte bei einem Blick durchs Zimmer, dass sie die Scherben aufgeräumt und mir ein Tablett mit dampfenden Pfannkuchen aufs Bett gestellt hatte. Daneben lag ein schwarz schimmernder Stoff. Ein Kleid.

Sie bemerkte meinen Blick und erklärte zögerlich.
„Dein Kleid. Für den Verlobungsball. Ich hatte versprochen, dir eins zu besorgen."

Verwundert hielt ich in meinem Tun inne.

„Letztendlich ist es aber ein Geschenk des Kronprinzen", gestand sie mit noch immer wachsamen Blick zu mir, „Er hatte vor gehabt Euch als Gast dabei zu haben und hat mitbekommen, dass ich das Kleid kaufen wollte. Letztendlich hat er es in Auftrag gegeben und bezahlt."
Ein Geschenk.

Langsam trat ich näher und hob das Kleidungsstück hoch. Auf Armeslänge von mir gestreckt, musterte ich es.

Es war hochgeschlossen, aber mit silbernen Verzierungen versehen, die sich vom Hals abwärts über die Schultern, Schlüsselbein und Arme bis oberhalb der Ellenbogen erstreckten. Oben war es eng geschnitten und fiel dann in einer A-Linie nach unten. Als ich den Stoff vorsichtig berührte, merkte ich wie luftig leicht der Rock war.
Über den schwarzen Rock selbst war zusätzlich eine weitere Schicht eines leichten Stoffes genäht, der bei jeder Bewegung schillerte, aber so hauchdünn wirkte, als wäre er Luft.

Drystan hatte sorgsam darauf geachtet, dass meine Haut verdeckt blieb. Allein das rührte mich.
Aber das Beste kam noch.

Neben dem Stoff lag eine Art Korsett, das mit silbernen Drachenschuppen besetzt war. Als ich es in die Hand nahm, lag das Eisen kühl unter meinen Fingern.
Würde ich es mir umlegen, waren meine gesamten lebenswichtigen Organe in der Bauchgegend geschützt.
Daneben auf dem Bett lagen Schoner aus den gleichen Eisen-Schuppen für Unterarme und Schultern.

„Den Rock kann man abtrennen, die Hose ist darunter genäht und man funktioniert es zu einem Ganzkörperanzug um", erwähnte Laila leise im Hintergrund, „Es war ihm wichtig, dass du dich im Notfall frei bewegen kannst."

Mit zitternden Händen legte ich das Kleid wieder zurück und schloss die feuchten Augen.
Man hatte mit noch nie etwas geschenkt. Ich hatte noch nie etwas schönes besessen.

„Und der Prinz erwartet nicht, dass ich die Summe zurückzahle?", wollte ich mich versichern. Mein Verstand konnte nicht begreifen, dass ich das Kleid ohne weiters haben würde. Ich erwartete irgendeinen Haken. Einen doppelten Boden.

Nemesis - Blut und Schwerter Where stories live. Discover now