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Benommen verließ ich das Bad. Mein Körper noch immer erschüttert von dem Flashback.

In meinen Schlafsachen, bestehend aus weißem Hemd und brauner Hose, steuerte ich auf den Balkon zu. Ich hatte noch immer das Gefühl, dass ich keine Luft bekam. Dass ich unter die Oberfläche gedrückt wurde, bis mich der Sauerstoff verließ, mein Sichtfeld flimmerte und mich die Panik erfasste.

Ich öffnete die Türen so heftig, dass das Glas klirrte, als die Türen gegen die äußeren Wände stießen. Auf dem Balkon sank ich auf die Knie und schlang die Arme um meine Mitte. Nach Luft ringend legte ich den Kopf in den Nacken und sah hoch zu den langsam erscheinenden Sternen. Die Sonne ging unter und wich Stück für Stück der Nacht.

Nachdem die lähmende Angst sich wieder verflüchtigt hatte, rammte ich die Faust gegen den Stein. Der Schmerz holte mich endgültig in die Wirklichkeit zurück, sodass ich es endlich schaffte wieder aufzustehen. Mein Herz war noch immer beschleunigt, aber mein Atem wurde wieder regelmäßig.

Dennoch erschöpft kuschelte ich mich danach in meinem Bett ein. Unbeobachtet in den vier Wänden meines Gemaches, erlaubte ich mir einen Moment der Schwäche. Einen Moment ohne Maske. Einen Moment in der ich mich so kaputt verhielt, wie ich es war.

Viele sagen man überwindet seine Angst, indem man sich ihr stellt. Ich gehe regelmäßig Baden und es ist kein bisschen leichter geworden. Am Ende sitze ich zitternd auf dem Boden.
Inzwischen glaubte ich, dass er mich nie loslassen würde. Nicht wirklich.
Unwillkürlich musste ich an Adeenas Wort zurück denken. Sie sagte ich würde mich selbst zerstören

Jetzt gerade allein und im Dunklen der Nacht, mit noch immer feuchten Haaren neigte ich dazu ihre Ansicht zu teilen. Es war ein aussichtsloser Kampf, der Burg zu entkommen.

~•~

Ich war gerade eingedöst, da klopfte jemand an meiner Tür. Da ich nie sonderlich tief schlief, schoss ich sofort aus dem Bett. Gleichzeitig zog ich den Dolch unter meinem Kissen hervor und sprang kampfbereit auf den Boden.

Wachsam sah ich mich in meinem Gemach um. Das Fenster hatte ich einen Spalt offen gelassen, sodass frische Luft rein kam. Die Vorhänge wehten sanft im Wind, ansonsten war alles ruhig. Es stand alles an seinem Platz.

Erneut klopfte es an der Tür und ich fuhr herum. Beim Aufwachen hatte ich das Geräusch noch nicht einordnen können.

Leise schlich ich zur Tür und drückte mich links von ihr an die Wand. Leise legte ich die Hand an den Griff, atmete aus, ehe ich in einer einzelnen fließenden Bewegung die Tür aufriss und der Person das Messer an die Kehle drückte.

„Woah, ich bin's!", der Prinz hob erschrocken die Arme und trat einen Schritt zurück. Als ich ihn erkannte, ließ ich das Messer augenblicklich sinken.
„Verzeihung, Eure Hoheit."

Meine Angst war unbegründet. Wäre hier jemand von seinen Leuten, würden sie wahrscheinlich nicht anklopfen. Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn.
Meine Panikattacke wegen dem Bad machte mir wohl noch zu schaffen.

„Hab ich Euch geweckt?", wollte Drystan schüchtern wissen.
Ich schüttelte den Kopf. „Hab nicht tief geschlafen."

Immer noch etwas abwesend strich ich eine Strähne meines weißblonden Haares hinters Ohr. Sie waren offen, damit sie trocknen konnten.

Drystan hielt Inne und starrte auf meine Hand. Erst da fiel mir auf, dass ich keine Handschuhe trug.
Meine blassen Narben zeichneten sich auf ihr ab, aber waren im Dunklen des Korridors kaum zu erkennen. Trotzdem wusste Drystan, um was es sich handelte.

„Trägst du die Handschuhe deswegen?", seine Augen folgten meiner Hand, als ich sie wieder fallen ließ, „Um die Narben zu verbergen?"
„Nein.", sagte ich und bot ihm keine weitere Erklärung an. Er war inzwischen schlau genug, um zu wissen, dass er auf weitere Fragen keine Antwort erhalten würde.

Nemesis - Blut und Schwerter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt