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"Vielleicht will er dich nur vor sich selbst schützen und stößt dich deswegen von sich. Nicht weil er dich hasst ... sondern weil er dich liebt."

Jaces Worte reißen meine Brust auf und lassen mich bluten unter dieser Eiche zurück.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ben mich liebt - ich darf es nicht. Denn dieser Gedanke ist fast noch unerträglicher und schmerzvoller, als das er mich hasst.
Nach einigem Blinzeln sehe ich auf.

"Ich habe Angst, mir das vorzustellen. Denn dann habe ich als Schwester versagt und bin nicht besser als meine Eltern."
Jace schüttelt den Kopf, Locken fallen in seine Stirn.
"Du darfst die Fehler anderer nicht auf dich projizieren", sagt er leise, aber eindringlich.

"Aber was, wenn es meine Fehler sind?", frage ich zurück und erhalte keine Antwort.
Aber ich weiß, dass ich sie nicht deswegen bekomme, weil Jace keine Antwort hat. Nein, ich bekomme sie nicht, weil Jace der Meinung ist, dass ich sie nicht verkrafte.
Ich sehe, wie seine Augen über mein Gesicht huschen und er dann mit verspanntem Mund den Blick abwendet.

"Ich versuche immer, dass Mom zu uns zurück kommt, dass wir wieder eine Familie werden. Aber ich bin die Einzige, die das versucht. Und jeden Fortschritt, den ich erreiche, macht er kaputt! Entweder fängt er einen Streit bei einem gemeinsamen Abendessen an oder er klaut mein Auto, um mich zu provozieren und Dad zur Weißglut zu bringen. Es ist, als ob er uns immer weiter auseinander treiben will."

Jace hört immer noch zu, auch wenn sein Blick mittlerweile geradeaus gerichtet ist.
Ich möchte seine Hand nicht mehr loslassen, nie mehr.
Wenn er da ist, habe ich irgendwie das Gefühl nicht mehr ganz so allein zu sein. Ich fühle mich gesehen, verstanden, ohne ein Wort sagen zu müssen.

"Er nennt mich inkonsequent, weil ich tue, was mein Vater von mir verlangt, weil ich seinem Druck immer wieder nachgebe und spure. Und ich weiß, dass Ben damit recht hat, aber was soll ich machen? Ich habe keine Chance, gegen meinen Vater zu rebellieren. Ich bin nicht wie Ben", fahre ich fort und presse meine freie Hand gegen meine Stirn.

"Ich weiß nicht, was du machen sollst", sagt Jace da. "Ich weiß nur, dass es dir nicht gut tut ... Das alles. Deine Familie."
Ich sehe ihn entgeistert an. Doch seine Augen sind immer noch auf den Park vor uns gerichtet. Sie fixieren kein wirkliches Ziel an, weder den blauen Himmel mit den Wolkenbergen, noch die fußballspielenden Kinder.

"Aber sie sind doch ..."
Die letzten Worte bleiben mir im Hals stecken. Meine Familie.
"Wo ist eigentlich deine Familie?", wechsle ich das Thema, nachdem wir uns in süßes Schweigen gehüllt haben.

Jaces Hand in meiner beginnt sich zu winden, aber ich lasse nicht locker.
Er muss sich mir schon mit aller Macht entziehen. Jetzt gerade brauche ich einen Beweis, das er wirklich hier neben mir sitzt.
"Zuhause in Oregon."

Seine Zunge fährt über seine Zähne. Sein leichter Bartwuchs lenkt mich erneut für einen Moment ab.
Ich strecke meine Beine wieder aus, lasse das helle Gras um meine Leggins schmeicheln. Einige harte Grashalme kann ich sogar durch das dünne Material spüren.
Ich überlege, wann ich das letzte Mal im Gras gesessen habe und Bilder von Benno und mir und Eric im Sandkasten erscheinen vor meinen Augen.

Schnell blinzle ich die viel zu lebendigen Erinnerungen beiseite und drehe mich noch weiter zu Jace.
Nach einem tiefen Einatmen frage ich: "Warum bist du hier und nicht bei ihnen?"
Ich weiß von vornherein, dass ich gegen eine Wand laufe, aber dennoch unterlasse ich den Versuch nicht.

Ich kann nicht. Jace interessiert mich einfach viel zu sehr, um nicht nachzufragen.
Ich will alles über ihn wissen, möchte verstehen, was ihn dazu bewegt hat, sich von seiner Familie zu entfernen.
Ich muss ihn wenigstens wissen lassen, dass ich mich immer noch für seine Geschichte interessiert und das er mit mir reden kann.

Eigentlich wollte ich ihn fragen, wer die junge Frau auf dem Foto war, das ich in seiner Brieftasche gefunden habe.
"Ich interpretiere dein Schweigen als ein Ich-Bin-Noch-Nicht-Bereit-Darüber-Zu-Reden, aber sei dir sicher, ich höre genauso gut zu wie du."

"Ich höre gut zu?"
Grüne Augen visieren mich an, im Halbschatten wirken sie viel heller als in unserer dunklen Eingangshalle oder als im Café.

Ich nicke. So stark, dass mein Haar über mein Schultern rutscht und einzelne Strähnen meine volle Sicht auf Jace versperren.
"Das sagst du doch jetzt nur so", schmunzelt er.
Dabei erscheint das Grübchen unterhalb seines linken Mundwinkels.

"Bestimmt nicht. Ich weiß, du hast keinen Vergleich, aber mit dir ... vor dir kann ich viel freier reden. Ich ... verstelle mich nicht."
Jetzt ziehe ich einen Mundwinkel leicht nach oben und hebe die Schultern.
Über Jaces Gesicht tanzt ein warmer Ausdruck.

Ich weiß nicht genau, was dieser bedeutet. Ich weiß nur, dass sich meine Brust bei dem Anblick seines Gesichts zusammenzieht.
Wenn wir uns jetzt besser kennen würde, hätte ich meinen Kopf auf seine Schulter gelegt.
Wenn ich mich trauen würde, hätte ich meinen Kopf auf seine Schulter gelegt.

Frustriert über meine Unsicherheit beiße ich auf meine Unterlippe, als der passende Moment für eine solche Aktion verstrichen ist.
Wieso bin ich so feige?!
"Hey."

Jaces raue Stimme kitzelt mein Ohr.
"Sei nicht so hart zu dir."
Ich sehe ihn fragend an, beiße jetzt auf meine Wangeninnenseite.
"Ich merke doch, wie du dich verspannst", sagt er, hebt dabei unsere Hände leicht an, nur um sie wieder in meinen Schoß fallen zu lassen.

Lachend lehne ich meinen Kopf gegen den Baumstamm.
"Erwischt", gebe ich zu und schaue hinauf in die abertausenden Äste, die sich ineinander verlieren, so wie Jace und ich es im Begriff sind zu tun.
Der Himmel ist durch das Gewirr aus Braun und Grün kaum auszumachen.

Ich sehe wieder zu dem jungen Mann neben mir, vergleiche seine Augen mit dem Grün der jungen Blätter.
Sein Grün gefällt mir besser.
Auch, wenn das Laub einen Neuanfang symbolisiert. Jace ist die Verkörperung dessen. Und er ist so viel realer als der Frühlingsanfang.

"Und ... An was hast du gedacht?"
Bei dieser Frage rückt Jace kaum merklich näher zu mir.
"Das kann ich nicht sagen", kichere ich und verliere mich in seinen grünen Augen, in denen sich Bruchstücke von Frühlingsknospen verirrt haben.

"Ich glaube, du kannst schon. Du willst nur nicht", wiederholt er meinen Wortlaut.
Ich weiß, dass ich so etwas Ähnliches zu ihm im Badezimmer gesagt habe. Aber ich springe nicht auf seinen Versuch, mich aus der Reserve zu locken, an.
"Na dann sind wir ja quitt", murmle ich und lausche dem tiefen Lachen, das neben mir erklingt und vom seichten Wind davon getragen wird.

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Song: Je te laisserai des mots - Patrick Watson

Oi lads - I'm back :)

Viel ist passiert, leider nicht so schöne Dinge, aber AUCH RICHTIG GUTE - WIE ZUM BEISPIELT DER ESC. Let me explain!

Gucke ich den? Nein. (das letzte Mal was 2010!) Bin ich ein Fan? NEEIIINNN!!!!!!!!!!!! 

Nichtsdestotrotz ..... habe ich den ESC dieses Jahr mit meiner Mum geguckt, weil wir nach kurzem Reinschalten festgestellt haben, dass dieses Jahr ein ganz anderer Vibe war. Idk es war mehr zeitgemäße Musik mit kulturellem Hintergrund. (Digga Lisa du hörst dich an wie ein Professor, shut up)

Ich war erst für die Finnen. Aber das die Italiener gewonnen haben, ist einfach... perfekt. Weil es kam vom Publikum, von den Leuten. Und das ist eine klare Ansage! and because Rock 'n Roll never dies! Ich liebe Måneskin and I'm so so sooo happy that they won!

Hört sie euch an, wenn ihr auf Rock steht - u won't regret it!!! ganz ehrlich ... hört sie euch so oder so an, falls ihr das total verpasst habt.

All my Love,
Lisa xoxo

almost Hate [ᴬ ᴸᵒᵛᵉˢᵗᵒʳʸ]✔Where stories live. Discover now