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Seit ich ein kleines Kind bin, haben meine Mutter und ich diesen Plan geschmiedet.
Den Plan vom perfekten einundzwanzigsten Geburtstag am Meer.
Und Jace hat sich an die Geschichte von eben diesem zerplatzen Traum erinnert.
Ich sehe ihn sprachlos an, als er mir das ausgedruckte Bild mit den geschwungenen Worten daneben unter die Nase hält.

"Ich hatte das Gefühl, dir kein richtiges Geburtstagsgeschenk gemacht zu haben."
"Du spinnst ja völlig", lache ich.
"Du müsstest allerdings fahren, mein Knie tut weh."
Das Sonnenlicht lässt seine grünen Augen heller wirken, ein Licht durchdrungener Teich auf einer geheimen Lichtung.

"Das ist perfekt", sage ich nach einer Weile leise und lehne meinen Kopf gegen seine Schulter, drücke meine Nase an seine Haut und atme ein.
"Wenn wir das heute noch in Angriff nehmen wollen, sollten wir jetzt aber aufstehen", neckt Jace.
Wir haben im Bett gefrühstückt und bis eben dachte ich, dass wir den ganzen Tag im Bett verbringen.

"Es ist wirklich verspätetes Geburtstagsgeschenk, aber es hat sich irgendwie nicht früher ergeben."
Ich will gar nicht daran erinnert werden, warum es sich nicht ergeben hat.
Also bedanke ich mich bei ihm, nehme sein Gesicht zwischen meine Hände und ziehe ihn zu einem innigen Kuss zu mir.

"Wir können den Ausflug auch verschieben", murmelt Jace an meine Lippen und verlagert sein Gewicht auf mich.
"Oh nein!"
Ich stemme mich gegen seine Brust und versuche ihn von mir zu schieben. Den Widerwillen dabei muss er in meinen Augen lesen können.

"Heute ist so schönes Wetter! Und außerdem stehe ich mit einem Fuß schon wieder in der Edgewood."
Jaces Augen huschen über mein Gesicht. Ich spüre seinen Blick förmlich auf meiner Haut.
Bevor er die Beine über die Bettkante schwingt, drückt er mir einen Kuss auf die Stirn.
Nach dieser Geste flaut das Flattern unter meinen Rippen nicht mehr ab.

Barfuß folge ich dem hochgewachsenen jungen Mann in die Küche.
"Wir picknicken?"
Meine Stimme überschlägt sich beinahe bei dieser Frage.
Jace legt die Stirn in Falten und sieht mich skeptisch an.
"Natürlich. Immerhin habe ich dir einen perfekten Tag am Strand geschenkt. Und jetzt geh dich anziehen."

Nach einem Blick zu meinen nackten Schenkeln fügt er noch hinzu: "Auch wenn ich dich so liebend gerne mitnehmen würde, aber dieser Anblick ist ausschließlich für mich bestimmt."
Ich verdrehe die Augen und wende ihm den Rücken zu.
Mit heißen Wangen und voller Vorfreude erledige ich meine Morgenroutine im Bad, trage ein leichtes Make-up mit rosa Lidschatten auf und stecke die Haare zu einem Dutt hoch.

Es verspricht, der perfekte Samstag zu werden.
Mit ein wenig schlechtem Gewissen trage ich den Picknick-Rucksack die Treppe hinunter. Denn Margret wird seit langem einen Samstag ohne uns verbringen.
"Hör auf, dir Gedanken über meine Mutter zu machen", sagt Jace unten im Treppenhaus und hält mir die Tür auf. Ich mache den Mund erst gar nicht auf, um ihm zu widersprechen, ein verlegenes Lächeln reicht.

Wir bahnen uns unseren Weg durch die Passanten, die in den frühen Mittagsstunden in die kleinen Läden von Fitchburg einfallen, um ihren Konsumverhalten zu befriedigen.
Einige von ihnen werfen uns undeutbare Blicke zu, als wir zwischen ihnen stehen bleiben müssen, weil Jace einen Hustenanfall bekommt.

Nach weniger als einer Minute ist alles wieder in bester Ordnung und er nimmt meine Hand und führt mich zum Parkplatz.
Sein Daumen malt Kreise auf meinen Handrücken, weil er genau bemerkt, wie ich mir auf die Lippe beiße und mir Sorgen mache, kurz davor bin, vorzuschlagen, wieder umzudrehen.
 
Von der Autofahrt zur Küste sammle ich hunderte kleine Schnappschüsse.
Jaces flatternde Haare im Wind, der durch die heruntergelassenen Fenster in den Wangen drang. Der strahlend blaue Himmel über der weiten, unbewohnten Landschaft.
Der rote Truck, der uns überholte.

Jaces breites Grinsen und das Grübchen unter seinem linken Mundwinkel, nachdem er mir einen schmutzigen Witz erzählt hat, den ich mir nur unter Protest anhörte.
Das schwarze Leder des Lenkrads und wie es in der prallen Sonne glänzte. Die Sonnenbrille auf meiner Nase und den Blick, den ich auf mein Profil im Rückspiegel erhaschen konnte.

Einige diese Bilder hat Jace mit meiner Kamera eingefangen. Andere existieren nur in meinem Kopf.
Nach einer etwa zweistündigen Fahrt erreichen wir den Simmons Island Beach.
Wir sind wie all die anderen Paare hier, die nebeneinander und mit Campingstühlen beladen zum Strand strömen.
Doch mit einer Berührung von Jace verschwinden diese Menschen aus meinem Blickfeld und ich sehe nur ihn.

Es ist eine Schande, dass meine Mutter mir dieses Geschenk verwehrt hat. Vielmehr, dass sie auch heute nicht dabei ist, weil sie es nie mit Jace und mir aushalten würde, weil sie nicht begreifen könnte, warum ich ihn liebe.
Die glücklich erscheinenden Familien zu unserer Linken und Rechten ignoriere ich, auch wenn ich weiß, dass es hinter ihren Fassaden auch nicht so perfekt aussehen wird wie davor.

Jace trägt den Rucksack und reckt sein Gesicht zum Himmel.
Am liebsten würde ich ihn hier an Ort und Stelle auf dem Parkplatz zu mir ziehen und küssen, aber ich will endlich das Meer sehen.
Bis jetzt kündigen nur die Wellen, Möwen und der immer stärker werdende Wind an, dass wir uns dem Ozean nähern.

"Das ist das Lächeln, was ich so lange an dir sehen wollte. In den letzten Wochen ist es dir beinahe verloren gegangen", murmelt Jace an mein Ohr.
Ich blicke auf in seine funkelnden Augen und zu den mahagonibraunen Haarspitzen, die sich gegen den Himmel abzeichnen.

"Wie meinst du das?"
"Du lächelst wieder mit deinen Augen."
Ich beiße auf die Innenseite meiner Wange, um darauf nichts zu erwidern.
"Jetzt komm."
Jace zieht an meinem Arm.

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Song: Simple Things - Ziggy Alberts

Hi my Loves :)
Weil zwei Tage ja nix kam, wollte ich euch ein 1500 Wörter Kapi servieren. Well es sind 2100 geworden, den Rest der Geschichte könnt ihr euch erschließen hehehee :)
Und ja, ich weiß *überhebliches Lachen*, der Song passt so perfekt, tsss.

In den letzten Tagen hat es immer nur geregnet :/
Ich würde jetzt liebend gern an einem Strand liegen!

Und apropos Konsumverhalten: Ich will wirklich versuchen, mehr darauf zu achten, was ich kaufe & mir öfter die Frage stellen; "brauche ich das jetzt wirklich?" Beispiel heute: Ich lese wirklich gerne die "Flow" (so eine tolle Zeitschrift) aber ich habe noch 5 UNGELESENE Ausgaben Zuhause liegen, also habe ich mir heute keine neue gekauft ...

Wenn man versuchen will so ein Verhalten an den Tag zu legen, finde ich es so wichtig, dass man sich nicht den Spaß am Leben nimmt & sich nicht schlichtweg ALLES verbietet, weil ja irgendwo "alles Geldverschwendung ist". Also; ich suche gerade mein Mittelmaß xD

Wie sieht da eure Meinung zum Thema aus? Anregungen? Tipps? :)

All my Love,
Lisa xoxo

almost Hate [ᴬ ᴸᵒᵛᵉˢᵗᵒʳʸ]✔Where stories live. Discover now