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Mein Mini ist nach mehr als einer Woche immer noch nicht in der Auffahrt aufgetaucht.
Mittlerweile habe ich alle Hoffnungen aufgegeben, dieses Auto je wiederzusehen.
Wie sagt Jace so schön? Native Hoffnung ist manchmal Selbstmord.

Es ist zwei Tage her, dass ich Jace gesehen habe. Zwei Tage sind vergangen, seitdem er mir auf die Stirn geküsst hat.
Ich kann nur immer wieder die Augen schließen und die Szene in Gedanken abspielen, dank der Filmaufnahme, die ich heimlich von seinem Kuss in meinem Kopf aufgenommen habe.

Ich weiß nicht, was mich an diesem Morgen an den Bahnhof getrieben hat.
Ich glaube, ich muss mich einfach vergewissern, dass Jace noch da ist. Dass er mir in den letzten Tagen einfach nur aus dem Weg gegangen ist.

Ich traue mich kaum, durch die Unterführung zu gehen.
Mit einem schmerzhaften Lächeln denke ich darüber nach, dass das alles hier eigentlich Ben zu verdanken ist, der jetzt Zuhause mit seinem Gips sitzt und höchstwahrscheinlich gerade Totenköpfe darauf malt.
Kopfschüttelnd betrete ich den Bahnsteig.

Meine Augen wandern nicht umher, sie kennen ihr Ziel: Den Getränkeautomaten.
Und davor sitzt er. Auf der grauen Decke, in seiner schwarzen Jacke mit seiner Mütze tief in die Stirn gezogen.
Doch er sieht anders aus als die Male, an denen ich ihn auf dem Boden sitzen sah.
Sein Rücken ist gekrümmt, die Schultern nach vorn gebeugt.

Er hat keine Körperspannung.
Er wirkt so verloren.
Meine Füße werden mit jedem Schritt schwerer, bis ich schließlich zum Stehen komme.
Jace sieht nicht auf. Sein siebter Sinn, der sonst immer anschlägt, wenn ich mich nähere, scheint ausgefallen zu sein.

Ich beiße auf meine Unterlippe, komme mir unheimlich dumm vor.
Hier einfach so aufzutauchen. Was dachte ich mir?
Ich mache einen Schritt nach vorne. Der frische Wind weht mir das Haar aus dem Gesicht.
In meiner Jeansjacke fröstele ich im Schatten der Säulen.

Mein Blick fällt auf den weißen Plastikbecher, der vor geraumer Zeit Kaffee enthalten haben muss.
Automatenkaffee, kein Vergleich zum Latte Macchiato, den wir zusammen getrunken haben.
Eine Durchsage schallt über den Bahnhof, kündigt den nächsten Zug an.

Jace sieht auf.
Verlorene Augen suchen die große graue Uhr und finden mich.
Ich wippe mit den Füßen, lächle.
Keine einzige Regung huscht über sein Gesicht.

Es wirkt fast so, als ob er mich gar nicht erkennen würde. Doch ich sehe, wie er schluckt, die Finger verkrampft um sein Schienbein schließt.
Unsicher überwinde ich die letzte Distanz zwischen uns.
Bei jeder meiner Bewegungen werde ich mir seiner Aufmerksamkeit bewusster. Meine Knie werden unter ihr weich, meine Handflächen schwitzig und die verächtlichen, anklagenden Stimmen in meinem Kopf immer lauter.

"Hey."
Jace sieht zu mir auf. Wieder ist dieser Rollentausch zwischen uns fremd und unwirklich.
"Tut mir leid, wenn ich ... Ich kann wieder gehen, wenn du willst."
Ich räusperte mich, in der Hoffnung meine brüchige Stimme stärker klingen zu lassen.

"Was habe ich dir zu deinen ständigen Entschuldigungen gesagt?", ist das erste, was Jace zu mir sagt.
Mit einem strengeren Ton hätte er wie mein Vater geklungen.
Aber Jace hat diese Worte mit einer Wärme gesprochen, die ich von Menschen nicht gewöhnt bin. Er hat mich nicht wirklich zurechtgewiesen.

Der braunhaarige bemerkt meinen Blick - natürlich.
"Bleib", sagt er und nimmt mit diesem einen Wort die Last von meinen Schultern, die ich hierher getragen habe.
Erleichtert lächle ich.

"Was machst du hier?"
Er blinzelt zu mir hoch.
"Ist das nicht offensichtlich?", stelle ich die Gegenfrage.
"Irgendwie schon, aber trotzdem würde ich es gerne von dir hören."

"Ich wollte wissen, ob zwischen uns alles ... in Ordnung ist", bringe ich heraus.
Der angekündigte Zug fährt ein.
Es hat keinen Sinn noch etwas zu sagen, mich zu erklären, denn meine Worte wären untergegangen.
Aber es gibt auch nichts mehr zu sagen.

Jace wartet, bis der Zug wieder abgefahren ist, uns fast allein im Schatten zurücklässt.
Nur noch vereinzelte Gestalten leisten uns Gesellschaft. Ich nehme sie gar nicht wahr, nur ihre fragenden, mitunter besorgten Blick brennen auf meiner Haut.
Jace scheint sie ebenfalls zu bemerken.

Er erhebt sich, klopft seine schwarze Hose ab und bückt sich nach seinem Becher.
Es ist immer dieselbe Abfolge von Bewegungen.
Seine Hose ist trotz des Abklopfens mit hellen Flecken übersät, an den Stellen wo Stoff über Stein gefahren ist.

"Wo gehst du jetzt hin?", frage ich.
Ich klinge wie das dumme Kind, für das mich alle immer halten.
Jace sagt nichts. Er wirkt noch distanzierter als im Café, als er ständig meinem Blick ausgewichen ist.
"Kann ich mitkommen?"

Er nickt.
Sein Mundwinkel zuckt amüsiert.
"Hier können wir uns sowieso nicht unterhalten", antworte er mit einem wissenden Blick Richtung der zierlichen Frau, die unauffällig die Fahrpläne studiert und zu uns herüberschielt.

Ich ziehe die Schultern hoch, warte bis Jace seine Decke eingerollt hat.
Mir wird bewusst, dass er nirgendwo hingehen kann, ohne angestarrt zu werden. Er ist ein Außenseiter.
Und ich habe mir das Recht herausgenommen, zu denken, ich wäre eine Ausgegrenzte.

Ich werfe Jace einen Seitenblick zu, entschuldige mich im Stillen für meinen Egozentrismus.
War er deswegen so dankbar, mit mir in diesem Café gesessen zu haben? Weil er das erste Mal seit langem nicht mehr herausgefallen ist, weil er durch mich mit der Menge verschmolzen ist?
Ich will ihm weitere solcher Momente ermöglichen. Ich will, dass er nicht mehr so angestarrt wird.

Ich trete näher an seine Seite und werfe der Frau einen bösen Blick zu.
Jace lacht leise auf. Der warme, raue Ton lässt mich den Blickkontakt zu der Frau abbrechen.
"Das bringt nichts. Lieb gemeint."
"Ich ..."

Ich seufze.
Vielleicht hat Jace doch recht gehabt. Selbst ich könnte hier keine Gerechtigkeit finden und auch kaum die Suche danach aufrechterhalten, wenn ich tagtäglich mit so etwas konfrontiert werden würde. Dennoch weigere ich mich, Jace so aufzugeben, wie er sich selbst aufgegeben hat.

"Es tut mir leid", murmele ich.
Ich reiße die Hand hoch, verhindere das die bereits bekannten Worte über seine Lippen kommen.
"Und das muss ich sagen, es ist keine belanglose Entschuldigung. Immerhin bin ich die scheiß Gesellschaft."

Jaces Grübchen erscheint.
"Aber du bist hier. Und willst mir helfen", sagt er.
Ich schlucke, schaue zu Boden, wo meine Füße sich parallel zu seinen bewegen.
"Wenn du mich lässt", erwidere ich leise, spüre die Röte auf meinen Wangen und die aufkeimende Freude in meinem Bauch.

Er wirft mir einen Blick zu, den ich nicht erwidere.
"Wo gehst du jetzt hin?", frage ich nach einer Weile.
"Dahin, wo meine Sachen sind. Lust mitzukommen?"

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Song: This Love - Ryan Adams

Hey yaaa :)

Bei mir ist heute Sturm, aber ich glaube, dass ist fast bei allen so, die aus Deutschland kommen.
Die Vogelnester fliegen weg - und das will was heißen xD (keine Sorge, in denen, die ich gefunden habe, waren noch keine Eier)

Na ja, sonst gibt's nicht viel zu sagen... "math sucks ass" vielleicht noch.
Oh und ich habe meiner Mum Blumen für den Muttertag bestellt und wann kommen die an...? Morgen. Habe ich sie zu morgen bestellt? Nein!
Na ja, besser als zu spät I guess xD

Was schenkt ihr euren Müttern?

All my Love,
Lisa xoxo

almost Hate [ᴬ ᴸᵒᵛᵉˢᵗᵒʳʸ]✔Where stories live. Discover now