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Ein scharfes Einatmen erklingt. Dann ein belegtes: "Ich habe dir gesagt, dass dein Vater nicht dumm ist."
Ich schüttele den Kopf.

"Ich weiß. Und du kennst Dad ... Er hat gesagt, dass er all meine Konten sperrt, wenn ich mich weiterhin mit Jace abgebe. Stattdessen habe ich jetzt mit Samuel Kites anzubändeln, der sich Hoffnungen macht und mich mit langweiligen Fragen löchert! Versteh mich nicht falsch, ich mag Sam - nur nicht so."

Ich senke die Stimme, nachdem ich unbemerkt lauter geworden bin.
Es fühlt sich so an, als würden die Steine auf meiner Brust etwas angehoben werden. Jedoch nur um mit doppeltem Gewicht zurück auf meine Rippen zu fallen.
Meine Tante wendet ihre beliebteste Gesprächsstrategie an, um Informationen zu erfahren; sie schweigt.

Und auch, wenn ich ihre Taktik durchschaut habe, gehe ich trotzdem darauf ein.
"Dad erpresst mich. Ich soll Sam schöne Augen machen und die Finger von Jace lassen. Im Gegenzug werden meine Konten nicht gesperrt. Er weiß, dass ich Jace finanziell unterstütze - was sage ich da!"
Ich wische über meine Wange.

"Ich finanziere ihn. Wenn er mich nicht hätte, wäre er wieder obdachlos."
"Obdachlos?"
Das schiere Entsetzen steht quer über Tante Jennifers Gesicht geschrieben. Ihre kastigen Augenbrauen hüpfen auf und ab, während sie in ihrem Kopf eins und eins zusammenzählt und ein wissender Schein in ihre plötzlich verdunkelten Augen tritt. Dennoch lässt sich mich meine Geschichte selbst erzählen.

"Er ist unheilbar krank und hat seine Familie verlassen, um ihnen nicht zur Last zu fallen. Wir haben uns ... wirklich zufällig auf dem Bahnhof kennengelernt und da ..."
"Hast du dich verliebt."
Ich nicke, ich kann es nicht leugnen, nicht mehr. Auch, wenn mein Ich-liebe-dich gestern unerwidert bliebt.

"Ich habe Jace von mir gestoßen und das bereue ich jetzt schrecklich, aber ich sehe keine Chance, wie ich ihn durchbringen soll, wenn ich mich gegen Dad stelle. Ich habe kein Geld, ich -"
Ich unterbreche mich selbst, als ich bemerke, wie lächerlich sich das anhören muss.
Ich sitze hier auf einer riesigen Terrasse, umgeben von einer prächtigen Grünanlage. Vor mir ein reich gedeckter Tisch mit chinesischem Porzellan und ich selbst mit einem Oberteil von Off-White gekleidet.
Ich habe kein Geld.

Ich habe kein eigenes Geld, über das ich selbst entscheiden kann.
Ich habe nur Geld, über das ich verfügen kann, wenn meine Anschaffungen vorher abgenickt werden, so hat mein Vater es dargestellt.
"Aber Ophelia ..."
Sorge schwingt in Jennifers Stimme.

"Das darf er nicht."
Meine Augen werden größer, ohne dass ich wirklich verstehe, was sie damit meint.
"Die Konten wurden doch mit deinem achtzehnten Lebensjahr auf deinen Namen überschrieben, oder?"

Ich lege die Stirn in Falten.
"Ja."
"Dann gehört das Geld dir!", ruft sie aus. "Dein Vater kann es dir nicht aberkennen, wegnehmen oder über deine Ausgaben bestimmen. Und am allerwenigsten kann er deine Konten sperren lassen! Wie viele hast du?"

Ich kann nicht gleich auf ihre Frage antworten. Zu viele Gedanken wirbeln durch meinen Kopf, prallen schmerzhaft von meiner Schädeldecke ab.
"Zwei. Mein Sparbuch und das Girokonto."
"Beides auf deinen Namen laufend?"
Ich nicke wie ferngesteuert.

"Was hast du dir da nur erzählen lassen, meine Große ..."
Sollte er mich so angelogen haben?
Hat er mich wirklich in dem Glauben gelassen, immer noch die volle Kontrolle über mein Geld zu haben?

Wir haben nie wirklich über die Rechtslage geredet. Mit sechzehn wurde mir meine erste Kreditkarte in die Hand gedrückt und ich bin wie selbstverständlich mit ihr aufgewachsen - im klaren Wissen, dass meine Eltern sie mir jeder Zeit wieder abnehmen konnte, wenn ihnen nicht gefiel, was ich damit anstellte. Ich blicke in die Augen meines Gegenübers und weiß, dass sie recht hat.

"Ich bin so dumm", hauche ich.
"Nein. Du bist gutgläubig und anscheinend ziemlich uninformiert", sagt meine Tante bestimmt.
Ein Stuhl kratzt über die Steine.
Es dauert einen Moment bis ich realisiere, dass es meiner ist.

Mit zitternden Händen stehe ich vor dem Tisch und starre auf Jennifer herunter.
"Wo ist er?", knurre ich.
"Ich glaube, er wollte in sein Büro gehen", sagt sie nach kurzem Zögern, dann breitet sich ein siegessicheres Lächeln auf ihren Zügen aus.

Ich habe schon fast die Terrassentür erreicht, da drehe ich mich noch einmal zu ihr um.
Ihre blonden Haare flattern im Wind.
"Danke."
Sie zwinkert mir zu.

Diese Frau hat meinen Vater noch nie sonderlich gemocht.
Wenn sie nicht gewesen wäre ... wäre ich vielleicht nie hinter Dads intrigante Lüge gekommen.
Wie kann ich so dumm sein?
Ich habe mich vor ihm als eine erwachsene Frau bezeichnet. Kein Wunder, dass er mich ausgelacht hat. Ich scheine nicht einmal zu wissen, was ich mit meinen Konten machen kann.

Mit schnellen Schritte und von einem schrillen Hallen begleitet, stürme ich die Treppe hoch.
Ich klopfe nicht an die Bürotür, ich drücke einfach die Klinke herunter und finde meinen sogenannten Vater, einer Person, der ich eigentlich vertrauen sollte, hinter seinem blank polierten Tisch.

"Ist etwas passiert?", fragt er sichtlich irritiert und dreht ein Papier, das vor ihm liegt, um.
Ich kann nicht glauben, dass er mir so etwas antun, so tief sinken würde, nur um seine eigenen Interessen durchzusetzen.
In meinem Kopf dröhnt es, der Raum verschwimmt, nur das kantige Gesicht am anderen Ende des Raumes bleibt im Fokus.

"Das sollte ich wohl dich fragen."
Ich verschränke die Arme und gehe auf den Schreibtisch zu. Die Tür lasse ich bewusst offen stehen. Er soll nicht glauben, dass er mich weiterhin hinter verschlossenen Tür erpressen kann. Diese Zeiten sind ein für alle Mal vorbei.
"Ophelia?"

"Hör auf", zische ich. "Hör auf mit deinem Ophelia! Ich könnte dir gerade an die Gurgel gehen, weißt du das?"
Ich spüre, wie mein Gesicht rot anläuft. Meine Finger zittern, als ich auf ihn zeige.
"Jetzt beruhige dich, was ist denn vorgefallen?"

Da ist etwas. Etwas in seinem Blick, seiner Stimme. Unsicherheit.
Ein triumphierendes Kribbeln breitet sich in meiner Magengrube aus.
"Und wenn ich mich nicht beruhige? Dann sperrst du meine Konten und nimmst mir mein Geld weg?"
Mein Vater füllt die Pause nach meinen Worten nicht.
Tante Jennifers Trick scheint nur bei ihr zu funktionieren.

Ich blicke an die Decke.
"Ach nein! Das kannst du ja gar nicht."
Ich lege jede Nuance Hass, die ich in diesem Moment empfinde, in meinen Blick, als ich ihn wieder anvisiere.
"Du hast mich belogen. Du hast mich auf eine unvorstellbare Art und Weise belogen."

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Song: Losing your Memory - Ryan Star

hey heyyy :)

Das hier ist echt Arbeit, uffff xD denn ganz ehrlich, ich würde gerade lieber im Sessel sitzen und was Lesen oder so, aber hey, ich habe in letzter Zeit ja echt schon zu oft ein Update sausenlassen.

Habt ihr einen (oder mehrere Tipps) gegen das Unmotiviert sein?

Das hier ist nun offiziell meine längste Geschichte... fells weird.

Ich proste euch mit meinem Kaffee zu, cheers mates.

All my Love,
Lisa xoxo

almost Hate [ᴬ ᴸᵒᵛᵉˢᵗᵒʳʸ]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt