93.

630 54 31
                                    

"Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich in den letzten Tagen unsere gemeinsame Zeit ruiniere", seufze ich an Jaces Schulter und presse die Augen zusammen.
Seine Arme halten mich in einer liebevollen Umarmung.
Eigentlich wollten wir in den Park gehen.

"So ein Quatsch", sagt er leise.
"Kein Quatsch", widerspreche ich und versuche mich ganz klein zusammenzurollen.
Mit einem Finger fahre ich über dem Hemd den Schmetterling auf seiner Brust nach, dessen zarte Konturen ich beinah vor meinen Augen sehen kann, wenn ich mich nur lange genug konzentriere.
"Manchmal wünschte ich, ich könnte einfach wegfliegen", flüstere ich mit zitternder Stimme.

Jace sagt für eine Weile nichts, zieht mich nur näher an sich.
Dann brummt sein Brustkorb unter mir, als er sagt: "Du musst ihm vergeben."
Augenblicklich erstarrt mein Finger und ich blicke auf.
"Aber das kann ich nicht. Ich bin nicht stark genug dafür."

Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht so genau, wen er meint. Ben oder James? Ich habe ihm mein Herz ausgeschüttet, ihm alles erzählt, nachdem er mich in die Wohnung gelassen hat.
Ganz egal, von wem gerade die Rede ist; ich kann nicht.
Jace kommt näher, er lehnt sich vor, streift meine Schläfe mit seinen Lippen.
"Aber jetzt bist du nicht mehr allein. Ich bin da. Du bist nicht mehr allein."

Den letzten Satz flüstert er in mein Ohr.
Kurz darauf berührt sein Mund die dünne Haut darunter und beendet meinen Widerstand und das plötzlich wiedergekehrte Schluchzen für einen Moment.
Doch dann tauchen Bilder von meinem Bruder vor mir auf.

Wie er mich anschreit. Mir die Schuld gibt, nicht für ihn dazu sein.
Wie er mich das nennt, was ich bin; eine Heuchlerin, die Dad und seinen Befehlen blind flogt.
Wie er mir ins Gesicht spuckt, es zu hassen, mein Bruder zu sein.
Ich krümme mich zusammen. Jaces weiche Lippen verschwinden.

"Ich bin nicht stark genug seine Schwester zu sein", entkommt es meiner zugeschnürten Kehle.
"Sag das nicht."
Auch, wenn seine Stimme sanft ist, gleichzeitig hat sie dieses Mal auch eine Strenge in sich.
"Ich hätte mehr für ihn da sein müssen, James war immerhin mein bester Freund. Ich habe ihn so nah in unser Leben gelassen. Nur meinetwegen konnte er ..."

Ich wische über meine heißen, aufgedunsenen Wangen.
Mein Anblick muss gerade wirklich alles andere als angenehm sein.
"Wenn er die Drogen nicht von James bekommen hätte, dann von jemand anderem", sagt Jace trocken.
Wenn meine Gesichtsmuskulatur nicht mit weinen beschäftigt wäre, würde ich jetzt die Stirn runzeln.

Ich spüre Jaces Daumen über mein Schulterblatt kreisen, versuche mich nur auf diese Berührung und meine Atmung zu konzentrieren.
"Du kannst ihn nicht dein Leben lang dafür hassen, was er getan hat."
Erneut könnte man diese Aussage auf beide übertragen. Ben und James. Mein Bruder und der Betrüger.

"Und dir kannst du auch nicht dein ganzes Leben lang vorwerfen, deinen Bruder nicht geschützt zu haben oder nicht genug für ihn da gewesen zu sein."
Ich schaue aus tränenerfüllten Augen zu Jace auf und nehme nur verschwommene Umrisse wahr.
Sein gelbes Hemd verblendet sich mit den gelben Blumen und den Ananas, die die Couch zieren.
"Wenn das so leicht wäre", sage ich heiser.

"Lass los. Es bringt dich nicht weiter, festzuhalten, was du nicht ändern kannst."
Mit diesen Worten umschließt er meine Schulter mit seiner Hand und schaukelt mich vor und zurück.
Ich blinzle die Tränen hinfort und ziehe die Augenbrauen zusammen.
"Aber ich kann ihn doch nicht einfach immer und immer wieder in sein Unglück laufen lassen und dabei tatenlos zusehen."

Jace schiebt mich ein kleines Stückchen von sich und sieht mir tief in die Augen.
"Konntest du ihn bis jetzt davon abhalten?"
Ich beiße auf meine Lippe, muss ehrlich sein und schüttele den Kopf.
"Siehst du. Jemand in Bens Situation muss wollen, wozu du ihn drängen willst, wovon du ihn überzeugen willst. Er wird nicht clean werden, weil andere ihm sagen, er muss dies tun. Er wird sich nicht retten lassen, er muss sich selbst retten."

"Ich hasse es, wenn deine Glückskekssprüche so weise sind, dass ich nichts gegen sie sagen kann", grummle ich leise, froh darüber Jace und seine gelockten Haare nun wieder klar vor mir zu sehen.

___________________________________
Song: In The Middel Of It All - Citizen

Oi!
A bit late, i know, and it's a shorty but your girl war heute mal wieder - nach 2 Jahren - SHOPPEN!
Omg es war so schön!
Die anderen Leute mal zu sehen, zu merken, dass da draußen das Leben weitergeht. Die ganzen schönen Sachen, der gute Kakao, die Stadtluft :)

Ihr denkt jetzt bestimmt, ich lebe wie eine Einsiedlerin hahaa
That's not ture, aber in meiner Kleinstadt passiert halt nichts und hier gibt es auch keine Einkaufmöglichkeiten, es sein denn einer hat Bock auf Rewe & Aldi.

Ich bin einfach nur glücklich, müde und zufrieden.

Wann wart ihr das letzte mal Shoppen? (jetzt kommt bestimmt so; "gestern" xD)

All my Love, (Kommis beantworte ich morgennnn :) <3)
Lisa xoxo

almost Hate [ᴬ ᴸᵒᵛᵉˢᵗᵒʳʸ]✔Where stories live. Discover now