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Mirella hinterlässt ihren typischen, zimtigen Geruch im Esszimmer, der mich an warme, wohlige Tage in der Küche erinnerte.
Die braunen Augen meiner Mutter sind auf mich gerichtet, haften wie Karamell an mir, während sie ihren Löffel in die köstlich aussehende Suppe taucht.

Bei der Vorspeise hat Jace noch keine Schwierigkeiten, das richtige Besteck auszuwählen. Es gibt nur den einen Löffel zu seiner Rechten.
Doch als der Salat serviert wird, wirft er mir einen flüchtigen, hilfesuchenden Seitenblick zu.
"Von außen nach innen", flüstere ich ihm über den Rand meines Weinglases zu.

Der Salat wurde mit gerösteten Walnüssen und Olivenöl garniert. Jace inspiziert die Nüsse, bevor er sich eine halbe Schalenfrucht auf die Gabel lädt.
"Magst du keine Wallnüsse?", fragt meine Mutter keck und kaut geräuschvoll auf ihrem Salat herum. Sie erinnert dabei an ein aggressives Tier, das seit Tagen nichts mehr zu essen bekommen hat.
Ich nehme einen weiteren großen Schluck Rotwein. Ohne Alkohol werde ich dieses Essen nicht überstehen.

Jace streicht eine lockige Strähne hinter sein Ohr.
"Doch. Ich habe sie nur noch nie in Kombination mit Salat gegessen", erwidert er ehrlich, fast ein wenig scheu.
Ich hasse es, dass meine Eltern ihn so offensichtlich einschüchtern. Meine Mutter gibt ihm erfolgreich das Gefühl, minderwertig zu sein. Und das wegen ein paar dummen Walnüssen.

"Sag Jace, auf welches College bist du gegangen? Ich stelle jetzt einfach mal die unverschämte Vermutung an, dass du ein paar Jahre älter bist, als unsere Ophelia."
Mein Vater leckt sich über die Lippen, fixiert Jace wie ein Beuteopfer mit seinem stählernen Blick.
Doch Jace knickt nicht ein.

Ein amüsiertes Lächeln hebt seine Mundwinkel. Dieser Anblick macht mich stolz.
Dabei war er doch schon immer so: Er hat mir und der Welt die Stirn geboten, wenn jeder andere eingeknickt wäre und aufgegeben hätte.
"Dieser Weg hat sich für mich nicht ergeben, Sir", antwortet er knapp, wirkt immer noch amüsiert über die offensichtliche Frage. Wahrscheinlich ist er auf sie vorbereitet gewesen und lacht nun innerlich über die Berechenbarkeit meines Vaters.

Die Augenbrauen seines Gegenübers erheben sich.
"Tatsächlich nicht? Das ist aber ... sehr bedauerlich. Eine gute Bildung ist doch so wichtig, gerade in den heutigen Zeiten, nicht wahr, Ophelia?"
Ich lasse mich nicht in das Gespräch mit einbinden, betrachte das Geschehen lieber vom Rand.

Meine Mutter schnaubt in ihr Wasserglas und schiebt dann ihren Salatteller lustlos von sich.
"Um ehrlich zu sein, hat sich für mich ein anderer Blickwinkel auf die Dinge ergeben", sagt Jace leise, nicht niedergeschlagen, wie ich es vermutet habe. Nein, diese Worte rollen mit Selbstbewusstsein und Eleganz über seine Zunge.

Jetzt bin ich diejenige, die eine Hand unter dem weißen Tischtuch verschwinden lässt und seinen Oberschenkel berührt.
Sein Gesicht bleibt ausdruckslos, nur seinen Augen blitzen kurz auf.
"Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht", feilscht mein Vater und legt ebenfalls sein Besteck nieder, verschränkt die Finger unter dem Kinn und blick Jace abwartend an.

Dieser rutscht auf seinem Stuhl hin und her, bevor er die Stimme erhebt.
"Ich möchte Sie nicht langweilen. Es gibt nur bestimmte Wendepunkte im Leben, die einem die Augen öffnen, wo die persönlichen Prioritäten wirklich liegen, was die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind. Und ich hatte einfach das Glück diesen Punkt besonders früh im Leben zu erreichen."

Wenn sie nur wüssten, was dieser Punkt tatsächlich war.
So sehr ich es auch begrüße, wie Jace meinen Eltern die Stirn bietet, könnte ich ihn jetzt bei den Schultern packen und schütteln.
Er sollte von seiner Diagnose nicht so positiv reden, auch wenn er ihretwegen sein Leben um hundertachtzig Grad gewendet hat; er hat dabei auch so viel verloren.

"Ich glaube, das versteht jemand, der nur arbeitet, nicht. Oder hast du schon mal die Zeit in deinem Leben gefunden einen solchen Punkt im Leben zu erreichen, Dad?", schalte ich mich nun doch ein.
Meine Wut und Empörung müssen sich entladen.
Ich funkle den Mann mit den zurückgegelten Haaren über den Tisch hinweg an, doch er wendet sich beinahe gelangweilt von mir ab. Jace ist ein leichteres Ziel für ihn.

"So eine Erleuchtung mag ja schön und gut sein, aber finanzielle Sicherheit ist ebenfalls nicht gerade unwichtig. Darf ich fragen, womit du dein Geld verdienst?", fragt er an den Braunhaarigen gerichtet.
Meine Gabel fällt geräuschvoll auf den Teller.
"Mirella! Den Hauptgang bitte!"

Die laute Stimme meiner Mutter lässt uns zusammenzucken. Augenblicke später rauscht die kleine Frau in ihrer braunen Schürze in den Raum und räumt unsere halb gegessenen Salatteller ab.

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Song: Scarlett - Holly Humberstone

Hi my loves and a happy "wuhhuuuuuu" to 30k!!!! <3

ich war heute in der City - bis kurz nach vier! Meine Füße tun so weh! xD
Aber ich habe drei sehr schöne Pullover gefunden (von meinem umsichtigeren Kaufen & meiner Stil-Veränderung habe ich ja schon berichtet).

Und glaubt es oder glaubt es nicht, ich habe schon die Weihnachtsgeschenke für meine Freunde eingesackt hahahaa
Ja, ich bin so eine Person........ and i'm not sorry about it

Ich bin echt alle. Deswegen gibt es den 2. Teil dieses Kapitels morgen.
Fühlt euch umarmt!

Wann kauft ihr die ersten Weihnachtsgeschenke? :)

Ich sehe eure Kommentare, danke! Morgen werde ich auch wieder auf sie antworten <3
Fühlt euch umarmt!

All my Love,
Lisa xoxo

almost Hate [ᴬ ᴸᵒᵛᵉˢᵗᵒʳʸ]✔Where stories live. Discover now