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Die spärliche Beleuchtung über unseren Köpfen macht den nächsten Freitagabend im Pub in Maidson fast so gemütlich, wie auf unserer Couch.
Mein Bauch tut weh, weil ich so lachen muss.
Jessica ist gerade dabei, einen irischen Volkstanz zum Besten zu geben, der ihr vom Barbesitzer höchstpersönlich demonstriert wird.

Sie versucht es dem stämmigen Mann gleichzutun und ihre Füße schnell in die Luft zu ziehen. Doch dabei hat sie plötzlich beide Beine in der Luft und fällt fast seitlich gegen den Billardtisch, den wir gemietet haben.
"Du bekommst einen Punkt für's versuchen, junge Lady, und ein Bier obendrauf", lacht der blonde Typ, dessen Namen ich nicht verstanden habe.

Ich stütze mich auf meinen Billardstock und blicke Jess aus Tränen erfüllten Augen an.
Wir haben es für gut befunden, zusammen - zu dritt - etwas zu unternehmen.
Jetzt, wo Jess die einzige eingeweihte Person ist und von Jaces Zustand weiß. Nur weiß Jace davon noch nichts.

Sie hat uns eingeladen. Indirekt gezwungen, trifft es besser. Aber im Nachhinein ist es eine wunderbare Idee von ihr gewesen.
Jessica nimmt einen großen Schluck von ihrem selbst erstandenen Getränk und blickt dann zwischen Jace, der ganz entspannt am Billardtisch lehnt, und mir hin und her.

"Wir könnten auch einfach so tun, als ob ich nicht schon eure ganze Geschichte kenne, damit ihr sie mir noch mal erzählen könnt", schlägt sie vor und legt sich ihren aufwendig geflochtenen Zopf über die Schulter.
"Wir könnten aber auch einfach weiterspielen und Ophelia dabei zusehen, wie sie Haushoch verliert", kontert Jace kühl und trägt eine weitere Schicht Kreide auf die Spitze seines Spielstocks auf.
Ich habe noch nie verstanden, was das bezwecken soll.

"Ich mag den Jungen", murmelt Jess in mein Ohr, laut genug, damit der Junge es auch hören kann, und gibt mir einen Stoß mit ihrer Hüfte.
Ich grinse sie an und spüre dabei Jaces Blicke auf mir. Er hat keine Sekunde gezögert, als ich ihm von Jessicas Vorschlag erzählt habe.

Unsere Augen treffen kurz aufeinander. Wir fragen stumm nach, ob noch alles in Ordnung ist. Alles ist bestens.
Wir bekommen eine Runde Freibier serviert, als Jace eine gelbe Kugel in einer der Außentaschen versenkt.

"Die Führung kannst du nicht mehr ausbauen", knurrt meine beste Freundin, als sie seinen Platz einnimmt.
Ich beobachte die Szene aus sicherer Entfernung, ohne wirklich zu verstehen, worum es geht.
"Du weißt schon, dass das, was du gesagt hat, keinen Sinn ergibt, oder?", lacht Jace.
Seine Hand fährt über seinen Nacken.

Am liebsten würde ich jetzt zum ihm rübergehen und mich an ihn schmiegen. Aber ich verweile auf der anderen Seite des Tisches und sauge jede seiner noch so kleinen Bewegungen in mich auf.
Jess zeigt ihrem Rivalen die eiskalte Schulter und winkt mich nach ihrem Spielzug zu sich.
"Hör auf, ihn so anzuschmachten und versenke mal ein paar Kugeln", bekomme ich zu hören.
Und so geht es den ganzen Abend. Und es ist schön.

"Ist bei dir noch alles in Ordnung?", frage ich Jace, nachdem er die zweite Runde für sich entschieden hat.
"Ja. Und jetzt genieß einfach den Abend, okay?"
Er drückt mir seine Lippen auf die Stirn und streicht mir kurz über den Arm.

Ein lang gezogenes 'Aww' erregt unsere Aufmerksamkeit.
Jessica schmachtet uns mich Blicken an, die Hände unter dem Kinn verschränkt.
"Stirnküsse sind für die Seele", seufzt die und schüttelt den Kopf.
Jaces Mundwinkel zuckt amüsiert, dann wendet er sich wieder den chaotisch herumliegenden Kugeln zu, die unter dem kleinen Lampenschirm nur auf ihn warten.

Aber ich habe gesehen, wie er sich die Seite gehalten hat.
"Ich muss schon sagen, ich habe mir dich angsteinflößender vorgestellt."
Jess blickt meine Begleitung mit schief gelegtem Kopf an.
"So als Taschendieb ..."

"Jess!", rufe ich empört aus.
"Was denn?"
"Lass sie, ich habe es ja verdient", lacht Jace und prostet Jess zu, die gerade damit beschäftigt ist, einen Fleck von ihren Stiefeln zu wischen.

almost Hate [ᴬ ᴸᵒᵛᵉˢᵗᵒʳʸ]✔Where stories live. Discover now